Berlinale-Countdown 2011: Ingmar, Woody, Nat Ackerman und der Tod

„The voice of genius!“ Mit diesem Ausruf beginnt Woody Allen seine Besprechung von Bergmans Autobiographie The Magic Lantern, die er im September 1988 für die New York Times schrieb. Dann lässt er Bergman selbst zu Wort kommen, der immer wieder über die existenziellen Katastrophen seines Lebens berichtet: Das Trauma der Schulbesuche, die Bergman im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen brachten, die brutalen Eltern, der Hass auf Bruder und Schwester, die häufigen Gedanken an Selbstmord. Allens Fazit: Mit diesem Hintergrund ist man gezwungen ein Genie zu werden.

Woody Allen hat Bergman bewundert – er bewunderte ihn vor allem als Entertainer, wie er schreibt: Bergmans Fähigkeit Geschichten zu erzählen, sein Gefühl für Spannung und sein Gespür für den Umgang mit Bildern, Licht und Symbolen. Als seinen Lieblingsfilm nennt Allen DAS SIEBENTE SIEGEL, die große Schachpartie zwischen Antonius Block und dem Tod. Als Woody Allen Ende der Siebziger mit INTERIORS seinen ersten „ernsten“ Film machte, entdeckten alle Kritiker Bergman-Referenzen.

Allens Verehrung war ehrlich aber nicht ohne Humor. In seiner Kurzgeschichte Death Knocks muss sich der Tod auf ein Kräftemessen mit dem renitenten Nat Ackerman einlassen, der keineswegs vor hat, sein New Yorker Appartement in Queens schon mit 57 Jahren zu verlassen. Da der Tod nicht Schach spielen kann, einigen sich die Kontrahenten auf Gin Rummy. Nat gewinnt fürs Erste einen Tag Aufschub und 28 Dollar. Seinem Freund Moe sagt er am Telefon: „I played gin with Death, but he’s such a schlep!“ So hätte Bergman das wohl nicht ausgedrückt.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Impressum