My Name is Khan von Karan Johar

Mein Name ist Hase

Zeithistorische Komödie mit viel Romantik Musik und Kitsch, romantisches Drama über Diskriminierung voller Klischees und liebenswerter Figuren, farbenfrohes Liebesstück zur Überwindung von Vorurteilen und Hass, Melodram mit politischer Botschaft und Herzschmerz - dazu ein bisschen Forrest Gump und Rain Man, alles in diesem Holly-Bollywoodfilm.
Superstar Shah Rukh Khan, gerade vorm Berlinale Palast mit Kreischorgien empfangen, tanzt in diesem Film nicht, singt nur schlecht und kurz und sieht in vielen Einstellungen ein bisschen aus wie Peter Sellers als Inder in Der Partyschreck.
Vom Publikum wurde viel gelacht, viel geweint, romantisch aufgestöhnt und kopfschüttelnd gelächelt. Hach!, möchte man so manches mal rufen.
Der Korrespondent war einige Male zwar irritiert über die allzu offensichtlichen Zeigerfingerbotschaften und naiven Lebensweisheiten der Figuren sowie über den unbekümmerten Einsatz von Klischees wie z.B. der dicken, gutherzigen, schwarzen Südstaaten-Mama mit singendem Lächelboy - aber das alles konnte den Film nicht verderben, sondern gehört in diesem Genre genau so - dazu der ungebremste Einsatz von Musik und Gegenlicht und Zeitlupe und Farbenpracht, wenn es dramatisch sein soll, oder herzschmerzig oder hochromantisch. Da bleibt kein Auge trocken, wenn man ein Herz hat, emotional wird nichts dem Zufall überlassen und der Zuschauer auf keinen Fall sich selbst.

Shah Rukh Khan, selbst verheiratet mit einer Hindu Frau und gerade sowieso im Clinch mit Hindufanatikern seines Landes, spielt hier den an einer milden Form von Autismus leidenden Muslim Rizwan Khan, der nach Amerika emigriert, eine Hindu heiratet, in den Wirren des 11. September in Mithaftung genommen wird für das was islamische Fanatiker anrichteten und darüber seinen Sohn und beinah auch seine Ehe an den Hass verliert.
Er begibt sich auf eine Reise dem Präsidenten hinterher, um ihm zu sagen: Ich bin kein Terrorist. Dabei zeigt er der Welt, was Liebe und Güte ist, wird verhaftet, zum Medienstar, wird fast getötet, gewinnt seine große Liebe zurück, hilft Hurricane Opfern, landet im amerikanischen Folterknast und trifft schließlich den neuen Präsidenten Obama, um seine Botschaft von Versöhnung und Brüderlichkeit beim richtigen Mann loszuwerden. Too much? I don‘t think so! Nach anfänglichen Mühen gibt man sich der opulenten Erzählweise hin und freut sich auf die nächste und nächste Wendung. Emotionen werden nicht nur angedeutet, sondern volle Pulle ausgespielt mit allem was Kino zu bieten hat.

Der Film richtet sich vermutlich an ein indisches Publikum, das die melodramatische Form mit 1000 Wendungen liebt und kennt und vor allem Shah Rukh Khan kennt, viel erklärt bekommt und sich ansonsten lediglich mit Klischees von der dicken schwarzen „Mama“ oder dem kantigen Amerikaner im Poloshirt auseinandersetzen muss. Die ständigen Hinweise auf den Konflikt zwischen Hindus und Muslimen in Indien senden aber auch die Botschaft: wir müssen auch vor unserer Haustür kehren, wir müssen zusammenarbeiten, so wie die Figuren im Film.
Das europäisches Publikum hat in den letzten Jahren die eigenwillige Märchen-Form Bollywoods lieben gelernt und selbst wenn hier nicht getanzt, nicht gekämpft und kaum gesungen wird, kann jeder sich der Anti-Autorenfilm-Ernsthaftigkeit Bollywoods voll und ganz hingeben, nachdem man die Kitschallergie hinter sich gelassen hat. Die Botschaft von Versöhnung und Toleranz wird dabei in keinster Weise abgeschwächt, sie ist im wahrsten Sinne universal und unzerstörbar. „We shall overcome“ wird trotzdem für die Begriffstutzigen zu jeder Gelegenheit und in vielen Sprachen gesungen, so dass keine Fragen offen bleiben. Ein Film für die ganze Familie wie man so sagt...

Kommentare ( 4 )

wenigstens gibt es all das was mann sich ansatzweise in einer wahren Beziehung vorstellt in kitsch Filmen-aus der Bollywood Reihe!da ist weinen schnaufen und lachen erlaubt!schön geschrieben Danke Chrsitian!

als ich die inhaltsangabe gelesen habe, kam mir alles so absurd vor...aber ich hatte mal wieder ganz vergessen, dass bollywood ganz anders funktioniert...jetzt will ich ihn auch sehen : )

ich bin sehr gespannt!?!?!?!:)

Dein Text kam mir doch sehr ironisch vor, ich muss aber sagen, dass der Film sich von anderen Bollywood-Filmen abhebt, er ist um einiges ernster und auch für Nicht-Bollywoodfans ein Muss! Dieser Film hat uns so viel zu sagen, ich kann ihn nur empfehlen...

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Titel

Orignaltitel

My Name Is Khan

Credits

Regisseur

Karan Johar

Schauspieler

Christopher B. Dun

Kajol

Katie A. Keane

Shah Rukh Khan

Land

Flagge IndienIndien

Dauer

165 min.

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