Forum gibt Teil des Programm bekannt: verlässlich Off-Off

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Das Forum gibt einige Titel bekannt und zeigt sich in der Auswahl verlässlich, den kleinen, unspektakulären, unabhängigen Film zu präsentieren. Die vielen Debüts und Weltpremieren sind Beleg für den Anspruch die Nebenpfade des Kommerzbetriebs Film ebenfalls eine Öffentlichkeit zu verschaffen.

Calimucho von Eugenie Jansen über einen kleinen Wanderzirkus in Holland. Es geht um eine junge Frau, die Doppelgänger ihrer verstorbenen Schwester wird, mit ihren Schwager was anfängt und auch deren Zirkus- und Mutterrolle übernimmt.

Ai no mukidashi (Love Exposure) von Sono Sion klingt nach versponnenem japanischem Kino par exzellence: eine junger Mann will durch ein Lotterleben die Aufmerksamkeit seines Vaters (eines katholischen Priesters!) erlangen, trifft auf seine große Liebe Maria (!), die nicht nur „Vamp“, sondern auch in einer Sekte gefangen ist. Das ganze dauert vier Stunden. Well…(hier ein vielsagendes Interview mit dem Regisseur)

Semaan Bil Day'ia (The One Man Village) von Simon El-Habre kommt zum richtigen Zeitpunkt, nachdem Walz with Bashir die israelische Seite des langen Krieges im Libanon zeigte. Es geht um ein Dorf, dessen Bewohner damals in die umliegenden Städte flohen und heute nur noch kommen, um ihr Land zu bestellen, aber dort nicht mehr wohnen. Alle bis auf einen! Der ist geblieben. Sein Leben steht im Zentrum des Films. El-Habre war Teilnehmer des Berlinale Talent Campus 2008.

Nicht ganz der „Wunderbare Waschsalon“ aber fast: Die wundersame Welt der Waschkraft von Hans-Christian Schmid ist eine Doku über die Wäsche Berliner Hotels, die zum Waschen nach Polen gekarrt wird, und damit natürlich ein Film über die Menschen, die davon leben.

Für mich als L.A. Fan/Hasser klingt Marin Blue von Matthew Hysell für mich interessant: Es geht um eine Anstalt für psychisch kranke Jugendliche dort und zwei Protagonisten, die sich außerhalb, in einer der gesichtslosen Vorstädte der Megapolis L.A. eine Behausung einrichten, um darauf zu warten, was mit ihnen passiert.

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Und nochmal psychische Krankheiten: Seishin (Mental) von Soda Kazuhiro ist eine Dokumentation über ein Selbsthilfeprojekt in Japan. Der Regisseur überzeugte vor zwei Jahren mit seiner Doku Campaign über einen japanischen Wahlkämpfer, der mehr über die Gesellschaft verriet, als jede politische Analyse. In diesem Film wird man wohl viel über die Definition der Gesellschaft von "krank" und "gesund" erfahren.

Und auch ein weiterer Film aus Japan handelt von den psychischen Problemen, (offenbar haben die Forumsleute da einen Trend ausgemacht): Mubōbi (Naked Of Defenses) von Ichii Masahide handelt von einer depressiven Frau, deren Bekanntschaft mit einer Frohnatur ihr ganzes eingefahren-trauriges Leben ins Wanken bringt.

Aus den USA kommt The Exploding Girl von Bradley Rust Gray. Er ist ein leises Drama. In den Sommerferien entdecken Ivy und Al, dass sie von „besten Freunden“ zu Liebenden werden könnten. Aber gerade ihre Vertrautheit steht auf einmal wie eine Barriere zwischen ihnen. Das klingt spannend!

Korea ist in diesem Jahr sehr gut vertreten: So Yong Kim Treeless Mountain erzählt wie einige andere südkoreanische Filme von einem Land, dem nach einer Phase der Prosperität härtere Zeiten bevorstehen. Elegant wie My Dear Enemy von Lee Yoon-Ki mit der herausragenden Hauptdarstellerin Jeon Do-Yeon, existenziell und subtil wie die Debüts Members of the Funeral von Baek Seung-bin und The Day After von Lee Suk-Gyung, wortlos karg wie Land of Scarecrows von Roh Gyeong-Tae - ein südkoreanisches Panoptikum.

Nicht so schwermütig und krisenbeladen, ohne dabei leichte Kost zu sein, ist The Happiest Girl in the World von Radu Jude. Delia gewinnt ein Auto und soll als Gegenleistung in einem Werbespot das „glücklichste Mädchen der Welt“ geben. Der Drehtag am Werbefilmset wird zu einem Crashkurs im Erwachsenwerden – eine Metapher auf die Zustände im postkommunistischen Rumänien.

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