"Yasukuni" von Li Ying

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Spinner der Welt, vereinigt Euch!

Manchmal scheint es, als spiegele Deutschland sich gern in Umgang der Japaner mit ihrer aggressiven, kriegerischen, Genozid Politik während des zweiten Weltkriegs. Was dort viele sagen und tun, haben sich in Deutschland viele lange verkniffen. Aber auch bei uns gab es seltsame Mythen, wie, "Die Wehrmacht war sauber." oder "Davon haben wir nichts gewusst". Sonst hätte wohl Weizäckers Rede 1988, die Fernsehserie "Holocaust" und die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" nicht nach fast 50 Jahren solche Wellen geschlagen.

Japan musste nach dem Krieg nicht viel ändern, konnte seinen Tenno behalten, es gab auch Kriegsverbrecher Prozesse in Hiroshima (aber nicht wegen Hiroshima) wie in Nürnberg. Und dann wurde viel und ausdauernd geschwiegen.

Über den Grund des Krieges, über das Massaker in Nanking, über Kriegsverbrechen und Kamikaze-Aktionen. Tragischer Weise hat der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki sogar dazu beigetragen, weil sich Japan angesichts dieses Grauens, selbst als Opfer generieren konnte.

Eastwoods Film „Letters from Iwo Jima“ hat in Japan die alte Diskussion über Schuld und Kapitualtion wieder angefacht. Ohne klaren Ausgang. Die japanische Gesellschaft wird seit fast 50 Jahren von der gleichen Partei regiert - Stabilität und Tradition, das sind Säulen des japanischen Selbstverständnisses bis heute. Dazu gehören für viele Kaiser, Flagge, Vaterland und besonderer Stolz auf die „japanische Rasse“ wie es einer im Film formuliert. Dieser Mix aus Hochmut und Gestrigkeit und rechtsradikalem Gedankengut findet am Schrein von Yasukuni zusammen. In einer seltsamen Mischung aus Samurai Foklore und Heldenverehrung wird dort auch der gefallenen Soldaten gedacht, die z.B. in Nanking Köpfungs-Wettbwerbe mit gefangenen Chinesen veranstalteten und solchen, die in Massenvergewaltigungen und Schlachtungen von Kriegsgefangenen verwickelt waren.

Das ist alles bekannt, jedes Jahr erreichen die Diskussionen, ob der Ministerpräsident den Schrein besuchen soll, auch unsere Nachrichtensendungen. Aber dieser Film zeigt nichts Neues, sondern in erbärmlicher Ton- und Bildqualität zwei Stunden lang, wie an dem Schrein zum 60. Jahrestags des Kriegsendes Revisionisten, geistesgestörte Rechtsradikale, Leute in historischen Uniformen und allerlei Schuld und Verbrechen leugnende Figuren ihren "Helden" und dem tollen Krieg gedenken.

Zwischengeschnitten wird das Schaulaufen der Knallköppe mit der Arbeit eines 90 Jährigen Schwertschmiedes, dem letzten seiner Art, der früher im Schrein Schwerter für Offiziere schmiedete, die in die Schlacht zogen. Leider ist der gute alte Mann nicht sehr gesprächig, und so sieht man trotz aller Mühen des Filmemachers ihn zum Sprechen zu bringen, vor allem den alten Mann schmieden. Ganz interessant für an Metallurgie Interessierte. Sonst eher nicht.

Ein Film, der für meine Begriffe nicht mehr zeigt, als dass es in Japan (wie wohl in jedem Land mehr der weniger) Vorgestrige und eine seltsame Mischung aus Naivlingen, Rechtsradikalen, Dummköpfen, Revisionisten, Royalisten und Rassisten gibt, wenn es um die Vergangenheit geht.
All das mag es am Yasukuni Schrein geballter geben und sicher ist der Umgang der japanischen Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit alles anderes als offen. Doch der Film kommt nicht über das Vorführen dieser Freakshow hinaus. Die Kamera wackelt, die Tonqualität ist schwer zu ertragen - das nervt schon bald und ich kann in der Dogma-Dogma Style Kamera auch keinen ästhetischen Sinn erkennen. Was soll das?

Wie ich in dem gesamten Film wenig gefunden habe, das inhaltlich neu, interessant oder wenigstens gut gefilmt oder geschnitten gewesen wäre. Und zu lang ist er dazu. Nö, bei allem Interesse an dem Thema, hier wird es nicht vertieft.

Kommentare ( 5 )

bewunderung, dass du es solange ausgehalten hast...

der gschichtenerd muss anmerken, dass die RW-Rede 1985 war, 50 Jahre nach Kriegsende. Eigentlich hört sich dieses Gruselkabinett am Yasukuni-Schrein doch schön skurril an, schade dass der Film da nichts draus macht.

@ Andreas: nach 70 minuten wusste ich, da ändert sich nix mehr
@ rene danke für die korrektur. gemeinsam wissen wir so viel mehr :-) 1985, natürlich!

Ein äußerst unsachlicher, subjektiv gehaltener Text - sehr schade...;-(!

wie woody allen sagte: alles objektivität ist letztlich subjektiv unsachlich.
ist einfach kein guter film.

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Titel

Orignaltitel

Yasukuni

Credits

Regisseur

Li Ying

Land

Flagge ChinaChina

Flagge JapanJapan

Jahr

2007

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