"Deux jours a Paris" von July Delpy (Panorama)
Die Referenzen an Woody Allen sind unübersehbar: Sie trägt eine unförmige schwarze Brille, und Er hat Kopfschmerzen und schon bei der Ankunft in Paris führen die beiden amüsante, über-analytische Dialoge über sich, die Liebe, das Land und das Leben im allgemeinen. Beide werden sich nicht bessern, aber genau das ist so toll, denn alle haben einen Hau: Ihre Eltern, irre und liebenswert, Jack ein phobischer Amerikaner, Marion eine neurotisch, sexuell gesteuerte und wunderbare Klischeefanzösin auf der Suche nach der großen Liebe. „It’s a cliché but it’s true!“, sagt auch Jack (was für eine amerikanischer Name!). Und darum geht es in "Deux jours a Paris" auch: Amerika - Frankreich, die beiden Geschwister des globalen Anspruchs auf kulturelle Führerschaft. ...
Marion und Jack sind ein Paar diesen beiden Nationen mit Großmachtsanspruch. Den drücken sie auch in ihrer Beziehung aus: Ich hab recht! What the fuck you are talking about? Sie: impulsiv, rüde, direkt, physisch, sexy; er der gebildete Ami: kontrolliert, höflich, und total un-touchy und ein bischen verklemmt (privacy matters!!), aber sehr witzig und schlagfertig. Zwei Zwei Tage machen diese beiden Station auf ihrer Europareise (auch das ein einziges Klischee: Venedig, die Stadt der Liebenden haben sie besucht) in Paris, der anderen Stadt für alle Liebenden - Ohlalla!
Die Eltern von Marion Alt-68 (Mutti hat angeblich mit Jim Morrison gepennt, Vati macht Fick-Kunst (einen besseren Begriff gibt es dafür leider nicht)m beide sind laut und ungehemmt, fleischgewordene Frankreichklischees in ihrer handfesten Direktheit. So lachen alle in Jacks Anwesenheit über ein Foto, das Marion ihnen zugespielt hat, auf dem Jack ein paar Ballons an seinem Schwanz befestigt hat – aber sie lachen nicht ÜBER ihn, finden es einfach amüsant – er dagegen nur peinlich - aber gut, so sind sie die Franzosen.
Die Eltern haben ebensolche klischeehaften Vorurteile gegen die Amis, vor allem solche, die kein Wort Französisch sprechen. Daraus entsteht die Komik des Films und daraus nähren sich die wirklich grandiosen Woody Allen Momente aus Komik und Wahrheit, aus Neurose, Witz und geistiger Klarheit.
Die durchgeknallten Taxifahrer, die Freunde, die alle angeblich Kunst machen, aber sich vor allem gegenseitig flachlegen, die gespielte Lockerheit und Weltoffenheit, die von frankophoner und amerikanischer Beschränktheit und Egozentrik zeugt (aber alles so wunderbar "a la francais" und sympathisch) und der Blick des Amerikaners, der zwischen Bewunderung und Abscheu schwankt.
Jack geht mit Marion auf eine Vernissage und auf eine Party und überall sind Ex-Freunde seiner Süßen, er vermutet Lügen und Unaufrichtigkeit überall und Marion scheint diese Ängste zu bestätigen, ist eine, die mit allen gepennt hat (aber das muss natürlich ok sein, es ist eher, dass sie diese Menschen noch trifft, was den Ami verstört) - wir durchschauen diese französischen Frauen einfach nicht – ganz Paris eine Stadt voller liebenswerte Irrer. Und dann taucht noch Daniel Brühl auf, als Terroristen-Fee mit zarter Seele, die Fast-Food Läden sprengt – aber das kann man nicht erklären. L’amour (egal für was, la femme oder la vollaille (Geflügel)) regiert einfach alles!
Ein witziger, ein Film voller liebenswerter Klischees und Wahrheiten, zum Lachen und Denken. Woody Allen wäre stolz auf diese Filmemacherin und ihren ersten Film!