Preise der Unabhängigen Jurys

Es ist ein Tradition: am vorletzten Tag der Berlinale werden in der Saarländischen Landesvertretung die Preise der "Unabhängigen" Jurys vergeben. Der Event, obwohl nur 5 Minuten vom Potsdamer Platz entfernt, gleicht mehr einem entspannten Familientreffen und hat wenig mit dem Glamour zu tun, den wir heute Abend bei der Vergabe der Berlinale Bären wieder sehen werden.

Zehn Jurys hatten Urkunden sowie kleine Pokale zu vergeben. Wer leer ausgegangen war, der konnte mit etwas Glück noch eine lobende Erwähnung abgreifen.

The Life of Dieter

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Die Verleihung wurde eingeleitet durch Festspielleiter Dieter Kosslick. Die Entertainment-Qualitäten von Dieter sind ja weithin bekannt. Auch diesmal enttäuschte er sein Publikum nicht: "Wir hatten dieses Jahr 430.000 Besucher in den Vorstellungen. Die Hälfte davon war "normales" Publikum. Sie kamen mit Bussen. Das ist auch der Unterschied zwischen uns und Sundance. Sundance is a buzz and here people come with bus."
Kosslick gab zu, dass es eine Berlinale der Stars und der Megastars war. Die Star-Anhäufung ging auch an Dieter nicht spurlos vorüber und verwechselte er auch prompt Penelope Cruz mit Jennifer Lopez. Die Kritik an Lopez neuen Film "Bordertown", der im Wettbewerb lief, hatte Kosslick sichtlich verärgert. "Es ist meine Verantwortung, dass dieser Film im Programm ist. Wenn durch die Berichterstattung zu diesem Film, ein Mensch weniger an der mexikanischen Grenze getötet wird, dann hätte ich diesen Film auch gezeigt, wenn Antonio Banderas einfach nur mit J-Lo redet und man sieht sonst nichts auf der Leinwand".

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Die Idee des Hausherrn Dieter Kosslick eine Wurst als Spezialität seines Landes zu überreichen, war gut gemeint. Kosslick schaute jedoch etwas irritiert und gab sie gleich weiter an den Leiter von Perspektive Deutsches Kino Alfred Holighaus. Geschenke sagen ja auch immer etwas darüber aus, wie viel man von dem Beschenkten weiß. Kosslick ist Vegetarier.


Preise der Ökomenischen Jury

Ein Gremium aus evangelischen und katholischen Filmexperten wählten aus den Hauptsektionen Wettbewerb, Panorama und Forum ihren Favoriten.

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Im Wettbewerb war das "Tu ya de hun shi" ("Tuyas Ehe") von Wang Quan'an. Begründung: "Mit einem liebenden Blick und Sinn für die Ambivalenz menschlicher Entscheidungen inszeniert er ein glaubwürdiges Beziehungsdrama ."

Den Panorama Preis der Jury bekam Zhang Yang für "Luo Ye Gui Gen" ("Getting Home").Die Begründung der Jury:"Ein ungewöhnliches Roadmovie, das mit viel Humor und Fantasie liebevoll davon erzählt, wie eine unmöglich scheinende Aufgabe durch viele Begegnungen bewältigt werden kann."

Im Forum hatte der Ökumenischen Jury "Chrigu" von Jan Gassmann und Christian Ziörjen sehr gut gefallen. "Chrigu, ein junger Mann, der unheilbar an Krebs erkrankt ist, dokumentiert den Prozess seines Sterbens als Teil des Lebens, und sein Leben als Teil des Sterbens. Indem er die Unausweichlichkeit des Todes akzeptiert, betont Chrigu den Wert des Lebens."


Amnesty International Filmpreis

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Die Begründung für den Amnesty International Filmpreis verlas die Schauspielerin Christine Paul. Das Ziel dieses Preises, die Aufmerksamkeit von Fachbesuchern und breitem Publikum auf das Thema Menschenrechte zu lenken, sahen sie in „När Mörkret Faller“ (When Darkness Falls) von Anders Nilsson erfüllt.

Dialogue en perspective

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Die junge Jury vergab den Preis in der Sektion Perspektive Deutsches Kino an "Prinzessinnenbad" von Bettina Blümner. "Dem Film gelingt es, die Intimität und das Wesen der Protagonisten derart zu berühren, dass die Distanz zur fremden Wirklichkeit überwunden werden kann", so die Jury. Ein lobende Erwähnung bekam "Hotel Very Welcome" von Sonja Heiss.

Manfred-Salzgeber-Preis

Der Preis ist nach dem langjährigen Leiter des Panorama benannt und wurde an "The Tracey Fragments" von Bruce McDonald vergeben.

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Regisseur und Jury Mitglied Udi Aloni begründete die Entscheidung: "All the things we filmakers are afraid to do Bruce McDonald did in his movie. And he did this so well".

Preis der Gilder Deutscher Filmkunsttheater

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Den "Programmkino"-Preis nahm Regisseur David Mackenzie für Hallam Foe entgegen.

Preise der C.I.C.A.E.


Die Confédération Internationale des Cinémas D´Art et Essai (C.I.C.A.E.) ist der internationale Verband der Filmkunsttheater. Die Preise gingen im Panorama an "The Bubble" von Eytan Fox und im Forum an "Heimatklänge" von Stefan Schwietert.


Leserpreise

Die Leserpreise von Tagesspiegel und Berliner Morgenpost sind im Prinzip eine gute Idee. Unverständlich bleibt mir aber, dass die Preise nicht von der Leserjury selbst sondern dann doch von den Feuilleton-Redakteuren übergeben wurden. Die Wahl der Leserjury der Berliner Morgenpost fiel auf „Irina Palm“, wofür es vom Publikum viel Beifall gab. Den Leserpreis des Tagesspielgels bekam „Heimatklänge“ von Stefan Schietert.

Femina-Film-Preis

Der Femina-Film-Preis wird von dem Verband der Filmarbeiterinnen e.V. verliehen für hervorragende künstlerische Leistungen einer Technikerin in einem deutschsprachigen Spielfilm.

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Dieses Jahr wurde "Bettina Böhler" für ihre Arbeit als Cutterin im Film Yella von Christian Petzold ausgezeichnet.

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Monika Treut begründete die Entscheidung.

Eine komplette Liste der Preise der unabhängigen Jurys findet sich hier.

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