Geheimagent am Wannsee: Robert De Niro spricht mit Volker Schlöndorff

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Wer genau zugehört hat, weiß es jetzt: Robert De Niro ist im Grunde seines Wesens ein Geheimagent. „Geheimagenten“, sagt De Niro in seinem 50-minütigen Gespräch mit Volker Schlöndorff am gestrigen Sonntag in der American Academy, „Geheimagenten erzählen Dir nichts, wovon sie nicht wollen, dass Du es erfährst.“ So hält es auch De Niro selbst, wenn es um seinen Beruf oder sein Leben geht. Das war der Grund dafür, warum des Gespräch Schlöndorff-De Niro eher ein Schlöndorff-Monolog mit kurzen De Niro Einwürfen war. Eine Tatsache, über die sich Matt Damon königlich amüsierte, der während des Gesprächs quasi auf der Ersatzbank Platz nahm und für einige Kurzeinsätze eingewechselt wurde.

Schlöndorff wollte mit De Niro nicht nur über dessen Wettbewerbsfilm „The Good Sheperd“ sprechen, sondern auch über das große Ganze – das Filmemachen, das Wesen der Schauspielkunst und biographische Hintergründe. Das gelang natürlich nicht. De Niro antwortete meist knapp und gab irgendwelchen Mythen über die Schauspielerei und das Regieführen wenig Nahrung. Was die Aufgabe eines Schauspielers sei? „He has to serve a director’s vision.“ Ein Schauspieler könne eigene Vorschläge mache, wenn er im Prozess sei, sich die Rolle anzueignen. „I like to listen to everybody, but during filming don’t beat it to death by discussing. In the end you have to do it.” Genauso einfach beschrieb De Niro die Hauptaufgabe des Regisseurs. „On the set you have to move things along“ und – Jungregisseure aufgepasst – “keep the camera rolling, you never know what you get.” Matt Damon bestätigte ebenfalls die einfachen Rezepte: „I just followed his [De Niros] orders“.
Natürlich hat De Niro einiges an Recherchearbeit für den Film geleistet, so wie auch die Schauspieler. Darunter waren auch Gespräche mit ehemaligen CIA-Mitarbeitern. Aber das, was man dort erfährt – siehe das Eingangszitat – ist eben schwer einzuschätzen. Ohnehin, so De Niro, habe ihn die Dimension des Familiendramas im Drehbuch, das Melodram, am meisten interessiert. Das Politische oder die Bewertung der Arbeit der CIA rückt dagegen in den Hintergrund. „I don’t like to take a position, I want to tell a story“, erklärte De Niro. Den Kalte Krieg als Thema finde er „terrifying and fascinating“. Wenn es nach ihm geht, will er noch zwei weitere Filme über diese Zeit machen und die Geschichte bis zum Fall der Mauer und darüber hinaus erzählen.

Dann versuchte Schlöndorff einen Ausflug ins Private. Ob De Niro in seiner denn eher ein „street kid“ gewesen sei oder eher das Leben eines Bohemians geführt habe? Die Antwort, die nicht nur bei Matt Damon ein Lacherfolg war : „Beides.“ Ein kleine Berlin-Anekdote ließ sich De Niro immerhin entlocken: 1964 habe er sich kurz mit Erwin Piscator getroffen, habe sich dann aber mit dem Segen des ehemaligen Leiters des Schauspielkurses an der „New School“ keine Vorstellung angesehen, weil er zu einem Rendezvous musste.

Nach Gesprächsende konnten dann noch alle einen Blick aus größerer Nähe auf De Niro und Damon werfen. Auch die zuvor in den Nebenraum verbannten Zuhörer waren inzwischen freigelassen worden. Die Fotografen knipsten wie wild Bruno Ganz an der Seite von De Niro, Matt Damon mit Martina Gedeck usw, während Rezzo Schlauch etwas zu schmollen schien, weil ihn überhaupt niemand knipste, nicht mal die vielen Amateurfotografen mit ihren Handys.

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