„Dynamik erzeugt man nicht durch Harmonie“

Ein Interview mit dem Leiter des Panorama, Wieland Speck

Wieland Speck ist seit 15 Jahren Leiter der Berlinale-Sektion Panorama und ist damit der dienstälteste unter den Sektionsleitern. Müde wirkt er allerdings nicht: im Gegenteil, freundlich, aufmerksam und energiegeladen sitzt er seinen Interviewpartnern gegenüber. Speck ist selbst Filmemacher und hat den schwul-lesbischen Teddy-Award der Panorama-Reihe mit initiiert. Unter seiner Regie bekommt das in Panorama Hauptprogramm, Dokumente und Special aufgesplittete Programm Jahr für Jahr ein klares Profil.

Wieland Speck

Herr Speck, wenn sie auf die vergangenen 15 Jahre zurückblicken. Was ist Ihnen da gelungen?

Das wichtigste was gelungen ist, das ist die Zusammenarbeit mit dem Berliner Publikum. Ich kann es wagen, die kompliziertesten Filme zu zeigen und kriege die Unterstützung des Stadtpublikums. Das ist es, was mich absolut motorisiert. Die Herausforderung mit den Berlinern war immer schon etwas Besonderes. In Berlin werden Filme nicht einfach gefeiert. Du brauchst Inhalte, ästhetisch anspruchsvolle Ansätze, etwas Grenzen Ausweitendes oder Überschreitendes. Natürlich haben wir hier auch die ganze Profiliga, die letztlich das Gefällige sucht. Die fragt sich, wie kann ich mit einem Film, der gut funktioniert, einen Markt bestücken. Über die Filme, die ich habe, können die jeweils etwas erschrocken sein, aber sie merken, dieser Film wird von einem Stadtpublikum unterstützt. Das hat sich in den Köpfen der Filmwirtschaft festgesetzt. Sie wissen, dass sie hier in Berlin die eckigeren Filme zu sehen bekommen und freuen sich auch darauf.

Herr Speck, wenn sie auf die vergangenen 15 Jahre zurückblicken. Was ist Ihnen da gelungen?

Das wichtigste was gelungen ist, das ist die Zusammenarbeit mit dem Berliner Publikum. Ich kann es wagen, die kompliziertesten Filme zu zeigen und kriege die Unterstützung des Stadtpublikums. Das ist es, was mich absolut motorisiert. Die Herausforderung mit den Berlinern war immer schon etwas Besonderes. In Berlin werden Filme nicht einfach gefeiert. Du brauchst Inhalte, ästhetisch anspruchsvolle Ansätze, etwas Grenzen Ausweitendes oder Überschreitendes. Natürlich haben wir hier auch die ganze Profiliga, die letztlich das Gefällige sucht. Die fragt sich, wie kann ich mit einem Film, der gut funktioniert, einen Markt bestücken. Über die Filme, die ich habe, können die jeweils etwas erschrocken sein, aber sie merken, dieser Film wird von einem Stadtpublikum unterstützt. Das hat sich in den Köpfen der Filmwirtschaft festgesetzt. Sie wissen, dass sie hier in Berlin die eckigeren Filme zu sehen bekommen und freuen sich auch darauf.

Neues und Experimentelles zu zeigen, das war auch immer ein Anspruch des Forums. In der Geschichte der Berlinale gab es ja auch eine Konkurrenz zwischen Panorama und Forum. Wie ist heute das Verhältnis zum Forum?

Man kann ja auch sagen: Konkurrenz belebt das Geschäft. Deshalb ist ja das, was 1986 von Infoschau nach Panorama umbenannt wurde, überhaupt erst in die Position gekommen, einen eigenen Charakter entwickeln zu können. Moritz De Hadeln hat nach 1980 mit Manfred Salzgeber einen bekannten Programmmacher geholt und zu ihm gesagt: „Mach doch aus der Info Reihe ein Programm“. Das geschah vor dem Hintergrund, dass sich in den Siebzigern eine neue Kinolandschaft herausgebildet hatte und eine neue Generation von Regisseuren verlangte darauf eine Antwort von der programmatischen Seite des Festivals. Das Forum hatte sich in dieser Zeit kapriziert. Wir waren bodenständiger im Ansatz. Wir sind alle Kinomacher gewesen. Manfred war regelrecht Kinoerfinder und ich war Filmemacher. So hat sich eine Konkurrenz entwickelt. Das Forum dachte wir nehmen denen was weg. Mir war das vollkommen wurscht und habe gesagt, wir brauchen gute Filme und die richtigen Leute, das ist der richtige Ansatz. Wenn sich das mal kabbelt, dann kabbelt sich das eben. Das war in der Dynamik auch fruchtbar. Der Kampf wurde über die Jahre immer milder und veränderte sich schlagartig als Christoph Terhechte Forumsleiter wurde. Als Tip- und Filmredakteur kannte ich Christoph gut, der war Fan vom Panorama. Wir sind wirklich sehr gute Kollegen.

Ja, wir haben auch schon mit Christoph Terhechte gesprochen. Der hat auch nur gute Sachen über Sie gesagt.

Das ist eine tolle Sache. Gleichzeitig wird durch diese Konstellation auch das Harmoniebedürfnis von Dieter Kosslick gut bedient, ohne viel Zutun von seiner Seite. Er will ja immer, das alles harmonisch ist, während ich sage: „Hallo? Dynamik erzeugt man mit Harmonie natürlich nicht“. Wir brauchen Dynamik und den Charakter der einzelnen Sektionen. Wenn wir alle mit derselben Stimme sprechen und mit demselben Plakat auf der Stirn herumlaufen, dann ist das von außen aus betrachtet weniger spannend. Ich finde, da können viele Reibungspunkte sein. Auf der anderen Seite muss natürlich alles synergetisch zum Erfolg der Gesamtberlinale beitragen und nicht irgendetwas in Stücke schlagen. Ich glaube, das funktioniert ganz gut. Wir haben gerade gute Jahre.

Beim Panorama ist die Aufsplittung in Untersektionen besonders auffällig. Es gibt das Panorama Hauptprogramm , Panorama Special, Panorama Dokumente und bis letztes Jahr auch noch Panorama Kurzfilme. Ist es da nicht schwierig ein Profil für die Sektion herauszuarbeiten?

Das kann man diskutieren, aber meine Auffassung von Panorama ist Rundumblick 360 Grad. Ich kann nicht vom schrillsten Nobody mit provozierendem Film bis zu Dustin Hoffmann- und Kevin Spacey - Vehikeln alles in einen Topf schmeißen. Dann hast du eine Wundertüte und weißt nicht was du kriegst. Deshalb versuche ich das Navigieren im Festival leichter zu machen.
Das Hauptprogramm, das ist da, wo das Herz schlägt. Da haben wir viele Entdeckungen. Hier gibt es auch viele Filme, die niemand kennt oder Labour of Love von berühmten Regisseuren, die seit 40 Jahren unbedingt diesen einen Film machen wollen.
Auf der anderen Seite fahren wir natürlich eine sehr repräsentative Seite mit dem Panorama Special. Hier gibt es das offizielle Programm mit Presse Vorführung, Presse Konferenz und Gala. Das ist einfach ein anderes Setup. Da haben wir den Zoo Palast und das International, weil du ins Cinemaxx 7 natürlich keinen roten Teppich bekommst, da ist das Treppenhaus davor.
Bei Panorama Dokumente hatten wir die Idee, den Dokumentarfilm gesondert zu präsentieren. Da waren wir Vorreiter. Inzwischen hat sich das so gut entwickelt, dass der Dokumentarbereich genauso groß ist wie das Panorama Hauptprogramm und das Panorama Special. Darauf bin ich aber auch sehr stolz. Wen hatten wir letztes Jahr nicht alles im Cinestar 7 herumlaufen: Robert Wilson, Richard von Weizsäcker, Frau Henkel. Das Kino ist natürlich sehr klein und du hast immer dieses Gedränge. Dieses Jahr haben wir unter anderen Karl Lagerfeld und John Waters. Also ich finde, das wir sehr gut verschiedene Formate in einem Programm vereinigen.

Kann man sagen, dass das Panorama dieses Jahr ein bestimmtes inhaltliches Thema hat? Das ist bestimmt schwierig bei der Menge an Filmen.

In manchen Jahren kann ich tatsächlich deutliche Schwerpunkte verkünden. Man möchte das ja besonders für die Presse erzeugen, dem Publikum ist das ja eigentlich Schnuppe. Das ist mir dieses Jahr nicht so sehr geglückt.
Beim Dokumentarfilm fällt es leichter. Natürlich gibt es den Dauerschwerpunkt des Panorama Queer Cinema. Auch beim Thema Musik sind wir gut bestückt, etwa mit einem außergewöhnlichen Film über Scott Walker, einer der ganz Großen. Ich war schon vorher ein Fan. Dazu kommen die beiden DDR-Geschichtsfilme. Einmal über Tamara Danz, einer der gewichtigen Popstars der DDR. Eine kurze Version lief bereits im Fernsehen und jetzt hat der Film noch etwas ganz neues entwickelt: wie die Liebhaber und Ex-Liebhaber von Tamara Danz, allesamt Musiker, die wie eine Familie waren, mit ihrer Krankheit umgegangen sind. Zum anderen gibt es mit „Der rote Elvis“ einen Film über Dean Reed, den Amerikaner in Ost-Berlin. Das ist DDR-Geschichte und eine hochinteressante Einmaligkeit. „Berlin Songs“ wiederum ist ein Film über Neu-Berliner Musiker, die „ihren“ Berlin Song fabrizieren. Da hast du eine Übersicht, was für eine Sorte von Leuten aus der ganzen Welt Berlin als Attraktion empfindet.
Dann haben wir bei Panorama Dokumente ein „Mode Piece“ mit den Schwergewichten Lagerfeld und Yves Saint Laurent. Früher habe ich mich gegen Porträtfilme gewehrt. Jetzt haben wir immer wieder herausragende Filme, dieses Jahr zum Beispiel über Andy Wahrhol. Es ist das umfassendste Werk, das jemals über ihn hergestellt wurde.

Es gibt viele Filme im Panorama Programm, bei denen Schauspieler Regie führen. Würden die Filme auch eingeladen, wenn die Regisseure nicht bereits ein so großes Renommee als Schauspieler hätten?

Diese Frage ist absolut legitim und ich trete mit diesem Programm gerne den Beweis an, dass das nicht negativ ausschlägt, sondern hervorragende Auswirkungen hat. Es ist beispielsweise interessant zu sehen, wie Julie Delpy mit „2 Days In Paris“ eine Art Gegenentwurf zu den Filmen „Before Sunset“ und „Before Sunrise“ zeichnet. Es geht um ein ähnliches Setting, aber um ganz andere Ergebnisse. Antonio Banderas erinnert sich an seine bunte Jugend in den Siebzigern. Sarah Polley hat ein höchst integres und starkes Werk zum Thema Altenpflege und Alzheimer geliefert. Da müsste man die ganzen Altenheime und Pflege-Institutionen Deutschlands reinscheuchen. Nicht zu vergessen Mitchell Lichtenstein, den man ja schon lange nicht mehr wahrgenommen hat. Der hat ein verrücktes Thema, das man eher Catherine Breillat zutrauen würde: die Vagina Dentata, der Mythos von der Urangst des Mannes vor der Vagina – mit scharfen Zähnen. Man könnte sich ja auch vorstellen, dass die einen Trashfilm machen – wir erinnern uns nur an „Das Kondom des Grauens“. Ist „Teeth“ aber gar nicht. Es ist einer der vielen Filme, die wir dieses Jahr zeigen, wo junge Frauen ihre Position feministisch neu bestimmen. Die Hauptfigur ist ein Mädchen um die 15, die einem extrem konservativen Haushalt entstammt. Jetzt soll sie Kindern wiederum Moral predigen, eine fiese Konstruktion. Gleichzeitig bricht die Sexualität bei ihr aus. Sie sucht sexuelle Erlebnisse und ist ängstlich, wobei sie dann diese Geheimwaffe entdeckt. Da werden tatsächlich Penisse abgebissen. Von diesem Film war ich absolut verblüfft.

Da gibt es ja eine Parallele in der Berlinale Geschichte. Aufgrund einer Kastrationsszene wurde ja der Film „Im Reich der Sinne“ bei der ersten Berlinale Vorführung von der Polizei beschlagnahmt.

Ein Skandal, wie man ihn heute nur noch schwer hinkriegt....da hatte ich mir doch auch mal was notiert... (schaut in seinem Computer).......ah hier...im Atelier am Zoo, beschlagnahmt, „Im Reich der Sinne“ von Oshima...das war 1976. Wir hatten ja auch bei einem dieser Lydia Lunch Filme diesen Skandal mit Moritz de Hadeln. Das Licht ging an, er ist mitten in Vorführung hinein auf die Bühne und hat gesagt, dass er sich von diesem Film als Festivaldirektor distanziere. Dann ging er wieder, das Licht wurde wieder ausgeschaltet und der Film lief weiter.

Uns ist auch aufgefallen: Der Anteil der koreanischen Filme ist dieses Jahr besonders hoch.

Beneidenswert hoch! Jetzt müssen wir schauen, dass wir diese Filme auch in unseren Markt bekommen. Das ist immer das Problem mit den asiatischen Filmen. Die Berlinale war ja ein Vorreiter in der Entdeckung des asiatischen Kinos für Europa, aber gleichzeitig ist es uns nicht richtig geglückt, den asiatischen Film in unseren Kinos zu beheimaten. Aber was können wir anderes machen, als jedes Jahr wieder diese Filme im Festival zum Erfolg zu führen. Da muss einfach noch stärker das Interesse bei Presse, Publikum und Verleihern geweckt werden. Es kann doch nicht sein, dass die Filme, die man beim Festival so grandios findet nicht in den Markt hineinkommen.

Vielleicht liegt es daran, dass das Berlinale Publikum ein sehr spezielles ist und vom Programmkino geprägt ist. Es hat einfach eine andere Perspektive als das „normale“ Kinopublikum.

Das stimmt. Aber das wurmt natürlich als Programmmacher. Dasselbe Problem haben wir mit Osteuropa, das dieses Jahr interessant vertreten ist. Da kriegen wir im Festival immer wieder Erfolge hin, aber der Sprung in den Markt klappt nicht. Die Brücke zu Osteuropa zu schlagen ist eine alte Tradition des Festivals. Früher haben wir es kulturell politisch gemacht. Jetzt würden wir es gerne marktmäßig machen. Heute ist das genauso kompliziert wie früher das politisch kulturelle.

Viele internationale Produktionen der Berlinale sind mit deutschen Schauspielern besetzt: Moritz Bleibtreu spielt in einem Film von Paul Schrader, Daniel Brühl in der Regiearbeit von Julie Delpy, Jasmin Tabatabai und Sibel Kekilli in einem Film von Hal Hartley....

...wobei Hal Hartley ja jetzt Neu-Berliner ist!

Gewinnen deutsche Schauspieler international wieder an Renommee?

...Absolut! Das liegt natürlich auch daran, dass hier in den letzten Jahren wieder Filme produziert wurden, die international Interesse gefunden haben. Bis dahin kannten die Leute ja gar keine Deutschen auf der Leinwand. Jetzt gab es wieder deutsche Filme, die sie mochten, und dadurch ist auch das Interesse an den deutschen Schauspielern wieder erwacht. Das ist ein tolles Zeichen.

Die Berlinale Sektion Panorama ist ja auch eine Heimat für viele Filmemacher. Monika Treut etwa hat acht ihrer Filme im Panorama präsentiert. In unserem Interview mit Christoph Terhechte, hat dieser gesagt, im Forum darf es keine Erbhöfe geben. Wie ist das im Panorama? Muss man da auch den einen oder anderen langjährigen Freund vor den Kopf stoßen.

...Gerade dieses Jahr. Noch nie musste ich so viele vor den Kopf stoßen. Ich schreibe denen auch persönlich. Das sind schwer schreibbare Mails. Dieses Jahr standen natürlich mehr Filme zur Auswahl und der Druck des Marktes gerierte sich anders. Wenn das Programm dann fertig ist, siehst du: der ist nicht drin, die ist nicht drin...das war früher unsere Familie...Filmemacher, deren Werk ich in anderen Jahren gerne gezeigt hätte, aber das kannst du nicht durchhalten.


... das Programm geht vor....

...und die Integrität. Panorama steht für Integrität. Gerade wenn du so einen Dauerschwerpunkt wie Queer Cinema hast, bist du immer unter Beobachtung. Von daher kannst du nicht nur einen auf Family machen.

... Dieses Jahr ist das erste Jahr ohne ihre Mitarbeiterin Margaret Schiller. Sie hat ja angefangen, als sie 1992 Sektionsleiter wurden...

Ich hatte sie sogar schon zwei Jahre vorher hereingeholt, als die rechte Hand meiner rechten Hand.

Sie sind ja immer als das Duo Schiller/Speck wahrgenommen worden.

Das habe ich ja auch so gewollt. Aber ich bin da immer stärker an politische Grenzen gestoßen. Der Weggang von Margaret Schiller ist ein Wahnsinns Verlust, das ist keine Frage. Es ist der Verlust einer 15-jährigen Bibliothek und des Wissens über die Spezifik dieses Programms. Das vermisse ich außerordentlich. Außerdem musste ich den Kurzfilm abgeben. Ich habe zehn Jahre lang den Kurzfilm gemacht und dann an Margaret übergeben. Das war ja der eigentliche „Talent Campus“, der zuhauf die Menschen zusammen getrommelt hat, die sich mit Filmemachen beschäftigen. Und jetzt sollte das ganze nicht mehr sein. Da bin ich zur Geschäftsleitung gegangen und habe gesagt: „Leute, das geht nicht!“. Ich habe vorgeschlagen, eine neue Sektion zu gründen, in der man den Panorama Kurzfilm und den Wettbewerbskurzfilm zusammenführt. Dem ist Kosslick soweit gefolgt, aber jetzt zeigen sie nur 20 Kurzfilme, eine geringe Ausbeute von einem Angebot aus 2000 Filmen. Das reicht natürlich nicht aus. Damit kann man weder repräsentieren, noch das Ganze fruchtbar vorantreiben. Wir brauchen den Kurzfilm. Das sind unsere zukünftigen Filmemacher für die Langfilme. Ich bin da dieses Jahr wirklich in Sorge, aber mit allen Leuten im Gespräch, das wir das verbessern.

Wie viele Filme waren es dieses Jahr eigentlich im Panorama?

1.600...und dann kommen noch die ganzen Querverbindungen über die Sektionen Forum und Generation hinzu.

An Auswahl mangelt es also nicht.

Nein, das ist natürlich ein Luxusproblem, für das man eigentlich dankbar sein muss. Über die Jahre haben wir viel Vertrauen von den Filmemachern erhalten. Dazu kommen eine Menge Filme von Firmen, die den europäischen Filmmarkt nutzen wollen. Die Firmen sind ja auch nicht blöd. Dann machen sie noch ein kleines Büro für Arthouse Film auf und plötzlich hast du deren ganze Latte an der Backe und einer davon ist interessant. Damit musst du umgehen können. Die musst du natürlich auch gut bedienen. Wir wollen ja auch, dass der Markt eine Dynamik entwickelt.

Auf der anderen Seite wurde letztes Jahr viel von der Konkurrenz der Filmfestivals geredet. Geht es da mehr um Stars und betrifft das eine Sektion wie das Panorama überhaupt?

Wir haben eine natürliche Konkurrenz zu den Festivals, die im selben Zeitraum stattfinden, wie Rotterdam und Göteborg. Aber das ist natürlich keine wirkliche Konkurrenz. Wenn ein Film eine Einladung zu allen drei Festivals hat, dann geht er zuerst nach Berlin, dann nach Rotterdam und dann nach Göteborg. Rotterdam findet früher statt und hat deshalb früher Programmschluss. Manchmal gibt es Filme, die würden lieber in Berlin laufen und haben eine Einladung nach Rotterdam. Dann sagen die zu mir, ich müsste den Film einen Monat früher schauen und schnell entscheiden. Ich kann aber die Entscheidung nicht einen Monat vorher treffen. Jetzt will ich dem Film aber nicht die Karriere vermasseln, schaue ihn also früh, habe aber noch nicht die korrekten Vergleichsmöglichkeiten. Dann lasse ich ihn nach Rotterdam ziehen und später stelle ich dann fest: „Scheiße, der Film ist weg!“ Wir haben also eine Menge Probleme, aber ich versuche auf diesen Weg keine Karriere zu beschädigen und ein gutes Auskommen zu den anderen Festivals zu haben. Festivals wie Rotterdam haben ja das Herz auf demselben Fleck.
Zum Schluss noch eine Sache, die mir sehr wichtig ist. Wir wollen dieses Jahr, dem Zuschauer den Zugang erleichtern, denn so oft heißt es bei den Berlinale Vorstellungen: „Ausverkauft“. Forum, Berlinale Special, Generation Plus und wir zeigen daher ab diesem Jahr auch Filme im Cubix am Alexanderplatz. Durch dieses neue Festivalzentrum hat allein das Panorama bei derselben Anzahl an Filmen 41 Vorstellungen mehr.

Das Interview führten Tiziana Zugaro-Merimi und Andreas Tai.

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