Ein Traum vom Leben der Boheme

"BerlinSong" von Uli M. Schueppel (Panorama)

Dieser Film handelt von einem Traum. Es ist der Traum eines Bohemelebens, es ist der Traum vom Jungsein und der Traum vom Musikmachen. Alle diese Träume scheinen am Sehnsuchtsort Berlin möglich in diesem Dokumentarfilm über sechs junge Musiker. Sie stammen aus den USA, Norwegen, Holland, England und Australien und leben alle seit ein paar Jahren in Berlin. Sie sind ungefähr zwischen 25 und 35, sie kennen sich und gehören zur Antifolkszene in Berlin, sie spielen in kleinen Clubs, und wirken alle – jeder auf eine andere Weise – ein bisschen schüchtern.
Wenn man von diesem Film einen realistischen Blick auf Berlin oder in das Leben der Immigranten erwartet, wird man enttäuscht werden. Wenn man diesen Film dagegen als Sammlung von Eindrücken und als Bild eines Idylls akzeptiert, dann bekommt man zum Dank einen merkwürdig romantischen Spaziergang am Landwehrkanal und einen Nachmittag voll kleiner Gesten eines gemeinsamen Musikmachens geschenkt.

Der Film hat ein einfaches Konzept. Die Musiker haben jeweils einen Song über Berlin geschrieben. Ein Konzert zu diesen Songs wird vorbereitet. Wir sehen sie, wie sie miteinander diese Songs aufnehmen. Insbesondere die Szenen in dem hellen Studio zeichnen in einer hübsch zu betrachtenden Beiläufigkeit das Entstehen von Musik und den Umgang miteinander nach. Das zweite Thema des Films bildet Berlin. Die Musiker gehen zu ihrem Lieblingsort in Berlin und erzählen über ihr Verhältnis zu dieser Stadt. Diese Szenen zeigen Berlin als einen Ort der Möglichkeiten.

Der Film ist in schwarz-weis gedreht. Die Aufnahmen erinnern oft an die 80ger Jahre. Das gibt ihm eine merkwürdige Zeitlosigkeit und auch etwas Unwirkliches. Diese Eindrücke verstärken sich dadurch, dass der Film seine Protagonisten nicht in ihrer Geschichte verankert: wir erfahren zumeist nicht einmal aus, welchem Land sie kommen, wir wissen nichts von ihrem Alltag oder ihrer Geschichte. Das ist schade, denn die intensiven Momente, die der Film immer wieder herstellen kann, verpuffen ein bisschen, weil wir sie keinem Ort in einem Leben zuweisen können. Sie schweben vor einer Leere.

Es ist ein Musikfilm, dem ein merkwürdiges Versäumnis unterläuft: Vor lauter Konzentration auf den Prozess des Musikmachens, kommt die eigentliche Musik recht kurz. Wir hören nur Ausschnitte von den Liedern, um die es geht. Die individuellen, musikalischen Qualitäten (ich habe drei der Acts schon im Konzert gehört und alle drei sehr gemocht) deutet der Film nur an, er lässt uns nicht genug hören, um diese wirklich wahrzunehmen.

Ein Film für den frühen Abend, um hinterher in der Dämmerung einen Spaziergang durch den Park zu machen und davon zu träumen auch ein Musiker zu sein.

Kommentare ( 1 )

da macht der film eigentlich nichts von dem, was man erwarten würde...wenn weder musik noch die personen einem nahe kommen..was bleibt dann noch....

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

BerlinSong

Credits

Regisseur

Uli M. Schueppel

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2000

Impressum