15jährige Mädchen in Berlin, und alles echt

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"Prinzessinnenbad" von Bettina Blümner

Es ist Sommer in Kreuzberg. Mina, Klara und Tanutscha bewegen sich durch ihren Alltag. Sie tun das, was man mit 15 tut: sie telefonieren mit irgendwem, sie sitzen im Park, in der Kneipe, im Internetcafe, sie gehen zur Schule, sie arbeiten, sie sind unterwegs, sie hängen ab. Orte sind angefüllt, wenn man 15 ist.
Die untergehende Sonne eines heißen Sommertags beleuchtet den Strom der Autos am Kottbusser Tor. Die laute Musik dazu verstärkt die gute Laune im Kinosessel. Das ist das Leben, sagt der Film und ich glaube ihm. Dieser Dokumentarfilm macht Spaß.

Ich sehe seit Jahren vergessene Gesten wieder: Das große das-kenn-ich-doch,-genauso-ist-das-Ding, das so viel Spaß macht, weil ein vergessenes Gefühl plötzlich wieder fühlbar wird. Mina, Klara und Tanutscha sind natürlich ganz anders, indem, was sie sagen und tun, aber nicht indem, wie sie reden und rauchen und im Gras sitzen. Die erste Hälfte des Films bin ich mit Wiedererkennen beschäftigt.

Der Film ist nicht narrativ, er erzählt von einem Sein. Er gibt uns zwar die Eckdaten ihrer aktuellen Lebenssituationen, spart im Bild aber alle wichtigen Vorkommnisse aus: Wir verfolgen keinen Streit, keine sich entwickelnde Liebesgeschichte. Wir sehen den Zustand des Verliebtseins, aber der Mann tritt erst auf, als er fester Teil des Lebens der Mädchen geworden ist.
Die Kamera kommt nah an die Körper. Sie beobachtet wie die Mädchen rauchen, wie sie sprechen und ihre Sätze bauen. Wir können sehen, wie sie sich selbst sehen, und was sie uns sehen lassen wollen; aber wir sehen mehr als das, auch wenn sie ihre Sätze oft in das Füllsel ich-weiß-nicht münden lassen und dann abbrechen.

Es gibt Schicksal und handfeste Probleme, aber sie entziehen sich jedem Rütli-Schulen-Diskurs. Sie bilden nur das Umfeld aber nicht das Zentrum des Films. Das ist im Sinne der Würde der Personen angenehm. Bedrückender wird der Film, wenn die Eltern sprechen. Denn während die Mädchen immer den meinen, zu dem sie sprechen, und dabei die ganze Sympathie des Films haben, sprechen ihre Eltern durch die Sätze, die sie an ihre Töchter richten, zu uns. Obwohl kurz gehalten entsteht hier eine Bilanz, bei der die Eltern zum Teil nicht gut wegkommen.

Und so bleibt mir ein ambivalentes Gefühl: dieser Film lebt von der Schönheit und Authentizität seiner Protagonistinnen. Er lebt von einer Intimität, die Klara, Mina und Tanutscha nicht abschätzen konnten, als der Film gemacht wurde. Was genau das Publikum in ihnen sieht, wie es sie beurteilt, wissen vermutlich bis heute nicht. Und obwohl der Film die Mädchen durch seine Sympathie und durch das Aussparen eines heftigen aktuellen emotionalen Geschehens schützen will, bin ich nicht ganz sicher, ob er so fair zu ihnen ist, wie er sein möchte. 20 Minuten nach der Vorstellung laufen die drei jungen Frauen in ihren Abendkleidern an mir vorbei. Sie sehen zum Umfallen müde aus. Die Frage, ob sie von diesem Film profitiert haben, ist noch nicht beantwortet. Die Frage, ob der Film von ihnen profitiert hat schon: Sie sind sein Kapital.

Kommentare ( 3 )

Bisher für mich der Knaller!

Das ist mal ein ganz realistischer Dokumentarfilm aus Kreuzberg. So etwas müsste es mehr geben, als diesen Scheiß, wie zum Beispiel Big Brother und die ganzen anderen Dumpfbackensendungen. Der Film hat mir sehr gut gefallen, da hat alles gestimmt, Musik, Schnitt, Kamera, und die Mädchen, so wie manche Mädchen, die schon einiges emotionales mitgemacht haben, und sich durchs Leben eben durchboxen, und trotzdem gut drauf sind. Eine nette Unterhaltung. Ich drück feste die Daumen, das sie immer viel Glück auf ihrem Weg haben, so auch für andere Jugendliche, feste die Daumen drücken.....

elas sao muito gostosas

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Titel

Orignaltitel

Prinzessinnenbad

Credits

Regisseur

Bettina Blümer

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2007

Dauer

92 min.

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