Retrospektive: To catch a thief von Alfred Hitchcock

Über den Dächern von Nizza

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Wer kennt sie nicht, die wunderbare Kriminalkomödie von Alfred Hitchcock. In unzähligen Wiederholungen konnte auf dem Fernsehbildschirm verfolgt werden, wie die kühle, zugleich sinnliche und stets so elegante Millionärstochter Frances Stevens (Grace Kelly) den ehemaligen Juwelendieb John Robie (Cary Grant), berühmt als „die Katze“, umwirbt und verführt. Doch steht dies in keinem Vergleich zur Wirkung der wunderbaren Bilder und dem immensen Vergnügen, „Über den Dächern von Nizza“ auf der großen Kinoleinwand zu sehen. Angekündigt durch eine lange Einstellung auf das Schaufenster eines Reisebüros, in dem Plakate zu einer Reise nach Frankreich animieren, entführt uns Hitchcock in die prächtige, glamouröse Welt der Côte-d’Azur. Dort beginnt die Katzenjagd...

Eine doppelte Katzenjagd: So versucht John Robie, einer Serie unlängst begangener Schmuckdiebstählen verdächtigt, seinen Nachahmer auf eigene Faust zu fassen, um seine Unschuld zu beweisen. Als Jäger und zugleich Gejagter trifft er dabei auf eine amerikanische Millionärswitwe (Jessie Royce Landis) und deren Tochter Frances. Aus einem romantisch verklärten Ganovenbild heraus hat auch Frances die Berichterstattung über die spektakulären Diebstähle verfolgt. Zum prickelnden Zeitvertreib betätigt sie sich als Hobby-Detektivin und enttarnt den unglaublich attraktiven und äußerst lässigen Gentlemen, der eine große Anziehungskraft auf sie ausübt, als John Robie. Frances’ Ermittlungs- und Verführungsversuche gipfeln in einem Treffen der beiden in ihrer Hotelsuite. In strahlendes, tugendhaftes Weiß gehüllt lockt Frances nicht allein mit ihren weiblichen Reizen, sondern noch dazu mit einem Diamanten übersäten Collier. Doch der Fachmann erkennt schnell die Kopie und bevorzugt daher das Echte (und in dem Moment Wertvollere), die Frau. So haben wir teil an einer amüsanten Umkehrung der gängigen Rollenklischees, in der Frances den zunächst nicht sonderlich interessieren John Robie ziemlich offensiv umwirbt.
Nach rasanten Autofahrten und Verfolgungsjagden, kommt es schließlich zum Showdown bei einem Kostümfest im Louis-XV-Stil, zu dem die Damen der Gesellschaft wie Christbäume mit Juwelen behängt erscheinen. Am Ende scheint alles gut und das Traumpaar liegt sich in den Armen. Die Katzenjagd ist beendet, der wahre Juwelendieb ist gefaßt. Aber auch John Robie kann nicht länger alleine herumstreunen (kündigt sich doch der Einzug von Mutter und Tochter in seiner Villa an)... und man denkt unwillkürlich an eine Sequenz zu Beginn des Films, in der Robie mit entsetztem Blick auf zwei Vögel in einem Käfig schaut, die eine Frau neben ihm im Bus transportiert.

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