Panorama: "Bye, bye Berlusconi" von Henrik Stahlberg

Man könnte ihm ewig zu schauen: Maurizio Antonini alias Silvio Berlusconi alias „Mickey Louse” (aus rechtlichen Gründen, dazu unten mehr). Wie er ihn parodiert oder einfach nur nachspielt. Wobei sich der selbstkritische Rezensent spätestens...

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... bei dem Wort „nachspielen“ fragt, ob er dem echten Berlusconi etwa auch stundenlang zuschauen könnte.
Nun denn, die Geschichte: Ein Filmteam dreht einen Film über die Entführung von Berlusconi. Regisseur Jan Hendrik Stahlberg (der echte Regissseur, wie auch der des Entführungsfilms) und sein Team treffen beim Drehen auf ähnlich heftige Probleme wie die Entführer im Film. Kapiert? Ich auch nicht so ganz. Aber das ist nicht so wichtig. Denn die Grenzen zwischen den Problemen des echt-echten Filmteams und dem Filmteam im Film sind fließend (auch dazu unten mehr).
Zu Beginn denkt man: Fuck, ein guter Film braucht kein gutes Buch, sondern eine starke Geschichte. Und die Geschichte, die beiden Geschichten beginnen stark mit Haltung und einer Souveränität, die einen mitreißt. Man weiß kaum wo man ist, findet sich in den beiden Geschichten erst langsam zu recht, erkennt, dass der politische Anspruch des fiktiven Filmteams in etwa dem der Entführer entspricht (und auch dem des echten Teams).
Doch irgendwann sind Anspruch und Richtung deutlich und man sucht nach einem Halt in diesem Film, einem Ziel, einer Figur, der man folgt, einem klaren Konflikt. All das hat der Film nicht zu bieten. Dass man ihm dennoch gerne bis zum Ende folgt ist seiner Direktheit, seinem teils grotesken Witz und eben Maurizio Antonini zu danken. Wenn er die klassische Gitarre zupft und damit Prügel-Szenen des Gipfels in Genau untermalt, wenn er mit einem Barilla-Nudelkarton (die mit dem Klarsicht-Fenster) auf dem Kopf vors Volksgericht im Internet geführt wird etc. das ist wundervoll.
Noch besser wird der Film, wenn man erfährt, wie schwer es war, ihn in Italien zu drehen, dass der Hauptdarsteller im echten Leben Berlusconi wählt (nun, er lebt davon, ihn zu parodieren...). Unklar ist, ob der deutsche Titel überhaupt bis zum Kinostart Anfang März bestand haben wird. Die Chancen stehen laut Anwalt bei 60:40. Überhaupt der Anwalt. In Zeiten der „creative producer“ war hier ein „creative lawyer“ am Werk. Er hat am Endschnitt mitgewirkt und den Film durch die Berlusconi-Brille gesehen (weswegen Berlusconi "mickey Louse" heißt und der Film im fiktiven "Hühnerhausen" spielt...). Mit Klagen in Italien wird dennoch gerechnet.
Ein Film mit Vorspiel, Rahmenhandlung und sicherlich auch Nachwehen, von dem man wohl bald nicht nur in den Feuilletons wird lesen können.

Schande über die deutsche Filmförderung, dass Stahlberg, wie schon bei Mucksmäuschenstill, fast förderfrei in den Dreh ging. Berlusconi wollte auch nichts zuschießen...

Kommentare ( 4 )

coool. mein freund giorgio ist extra aus rom gekommen, um den film zu sehen, leider hat er keine tickets mehr bekommen. ER glaubt dass wegen der "Situation" in Italien, der Film dort eher nicht laufen wird, oder erst nach der Wahl. Irre. Noch irrer: er arbeitet bei einer Filmfirma, die Mr. B. gehört. So krumm ist die Welt...

Trotz der deftigen Kritik, freu ich mich auf den Kinostart. Man freut sich auf mehr: Bye bye Schröder (na gut, der ist schon weg, hat aber nen super Filmabgang hingelegt). Bye bye Bush (von wegen der Alliterationen) und vielleicht Bye bye Mohammed (ohje).

Please help me... where I can find this movie(where can i download this movie)? In Italy is impossible to see it!!!
In Italy never it has not arrived and nobody has seen it!!!
bye bye

in Italy it is impossible to see this film, nobody has been able it to see why mister B. does not want

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

Bye Bye Berlusconi!

Credits

Regisseur

Jan Henrik Stahlberg

Schauspieler

Maurizio Antonini

Fabio Bezzi

Pietro Bontempo

Lucia Chiarla

Franco Leo

Pietro Ragusa

Tullio Sorrentino

Jan Henrik Stahlberg

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2005

Dauer

89 min.

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