Wettbewerb: One day in Europe von Hannes Stöhr

Regie: Hannes Stöhr Drehbuch: Hannes Stöhr

Darsteller: Megan Gay, Luidmila Tsvetkova, Erdal Yildiz, Florian Lukas, Péter Scherer, Miguel de Lira, Rachida Brakni, Boris Arquier.

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Film und Fußball

Über ihn wird ja immer wieder gerne gesprochen: der europäische Film. Meist kommt er in diesen Diskussionen allerdings auf so theoretischen Füßen daher, dass man vor lauter Angst, er könnte stolpern, den Faden beim Zuhören verliert.
Nicht so „One day in Europe“ von Hannes Stöhr („Berlin is in Germany“). In der Tradition von Jarmuschs „Night on Earth“ erzählt er den Tag eines fiktiven Champions-League Finales (Istanbul gegen La Coruna) in vier europäischen Städten. In Moskau, wo das Spiel ausgetragen wird, Istanbul, Santiago de Compostella und Berlin (Klein-Istanbul). Erzählt werden jeweils kleine Geschichten von Menschen, die beraubt wurden, vorgeben, dass sie beraubt wurden oder vorgeben wollen, dass sie beraubt worden sind. Der Charme liegt dabei in den aufeinandertreffenden Charaktären respektive ihren Sprachen. Eine Engländerin in Russland, ein Deutscher (Florian Lukas) der in Istanbul auf einen schwäbelnden Taxifahrer (Erdal Yildiz) trifft - „Jetzet gehe ma Fußboll gugge!“. Ein naiver ungarischer Pilger der dem Dieb seine Kamera unter Verwendung von Höflichkeitsform aushändigt und zwei Franzosen, die in Hellersdorf nach Skins suchen. Zusammengehalten wird der Film von Fußballfans, die immer wieder im Bild auftauchen, dem Film Tempo, Farbe, Rhythmus geben. Alleine für die realistische Darstellung von Fußballfans im Film sei Stöhr herzlich gedankt. Wahrscheinlich ist er selbst einer, weshalb man seinem Film zuhört und keine Angst hat, er könnte stolpern. Was für eine Zeit, in der einem weder um den deutschen Film noch um den deutschen Fußball Bange sein muss.

Dass solche Filme entstehen ist unter anderem den tapferen Produzentinnen von moneypenny (Anne Leppin und Sigrid Hoerner) zu verdanken. Dass man sich um solch schwer zu finanzierende Filme nicht sorgen muss, dafür versucht der Coproduktionsmarkt der Berlinale zu sorgen, den es seit zwei Jahren gibt.

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