Wettbewerb: Man to Man von Regis Wargnier

Regie: Regis Wargnier Drehbuch: Regis Wargnier und William Boyd
Darsteller: Kristin Scott Thomas, Joseph Fiennes

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Mann oh Mann!

Schon nach zehn Minuten begannen Teile des Publikums zu rascheln, ohne dabei von den Antiraschelbeauftragten des Weltkinoverbandes lautstark zur Rechenschaft gezogen zu werden. Nach zwanzig Minuten kam Ärger auf, weil man nicht selbst die Chance hatte, mit Kirstin Scott Thomas und Joseph Fiennes, üppigster Ausstattung und beruhigendem Budget einen Historien-Film zu machen. Oder war es am Ende doch das Budget, das Regisseur Regis Wargnier die Zutaten seines Films in den Mixer schmeißen ließ, anstatt sie Gang für Gang zu servieren? Nach dreißig Minuten schließlich, modellierte sich der Rezensent längst seinen eigenen Film... aber der Reihe nach.

Die Geschichte: Englische Wissenschaftler fangen im afrikanischen Dschungel ein Pygmäenpärchen. Sie bringen es zu wissenschaftlichen Zwecken in die Heimat. Es gilt zu beweisen, dass die Pygmäen das Missing Link zwischen Affe und Mensch sind. Oder eben das Gegenteil. Ein Kampf entbrennt. auf der einen Seite zwei Herren, denen die Pygmäen recht gelegen kommen. Auf der anderen Seite Jamie Dodd (Joseph Fiennes). Auch er sucht nach dem Missing Link und wissenschaftlichem Ruhm, sieht sich aber bald mit der Menschlichkeit und Intelligenz der Pygmäen konfrontiert. Immer munter zwischen drin: Elena von den Ende (Kristin Scott Thomas).

Stoff für eine wahnsinnige Geschichte. Doch wie gesagt: alles in den Mixer, heraus kam lauwarme historien-Sosse, die sich über die üppig-liebevolle Ausstattung und die hervorragende Besetzung ergoss.
Vielleicht hätten Regisseur Regis Wargnier und sein Mit-Autor William Boyd mehr um die Menschen hinter den Wissenschaftlern kümmern sollen. Denn die beiden Hauptfiguren scheinen am Drehbuchreißbrett auf ähnliche Weise vermessen und behandelt worden zu sein, wie die Pygmäen im Film. Im wissenschaftlichen England des 19. Jahrhunderts, so muss man jetzt glauben, hatte man kein Privatleben. Nicht einmal, wenn Kristin Scott Thomas einem tief in die Augen schaut und britisch-kühl anfragt, ob man es nicht gerne mit ihr teilen will. So hatte jede Figur ihre klare Zuordnung und kein bisschen mehr: ... (bös kommerziell), ... (bös idealistisch) ... (bös naiv) und .... (bös böse)
„Shut up“ – das sind die ersten englischen Vokabeln, die die beiden Pygmäen als erstes lernen. Und man war geneigt, sie den dialogführenden Schauspielern entgegen zu brüllen, ohne Angst vor den Zwischenrufbeauftragten haben zu müssen. Die waren längst eingeschlafen. Ich nicht, denn ich habe ja ab Minute dreißig meinen eigenen Film gesehen: Ausgangslage war die an Filmhochschulen heiß gehandelte bargsche Rochade (benannt nach dem Leiter einer Drehbuchschule): Man würfele einfach alle Details eines Film durcheinander – Geschlechter, Orte, Epochen, Stimmungen - verdrehe sie ins Gegenteil und ordne sie neu an, bis was gutes rauskommt. So geschah es, dass mir die Pygmäen bald als US-Käfiggeiseln im kubanischen Guantanamo erschienen. Eine spannende Geschichte, sie werden sehen!

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