Wettbewerb: Les Temps Qui Changent (Changing Times) von Andé Téchiné

Regie: André Téchiné * Drehbuch: André Téchiné, Laurent Guyot, Pascal Bonitzer * Kamera: Julien Hirsch * Schnitt: Martine Giordano * Darsteller: Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Gilbert Melki, Malik Zidi, Lubna Azabal

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Tanger. Antoine (Gerard Depardieu) schaut am Ende des Tages noch einmal von seinem Hotelzimmer aufs Meer.Dann zieht er die Vorhänge zu, macht sich bereit zum Schlafengehen, sitzt auf dem Bett, macht das Radio an. "Dieses Lied geht an meinen Habibi und all meine Freunde". Es ist eine Sendung mit Musikwünschen. Er legt sich aufs Bett. Lauscht. Der französischen Moderatorin. Cecile (Catherine Deneuve) war seine erste grosse Liebe. Vor 30 Jahren. War? 30 Jahre hat er nicht aufgehört, an sie zu denken. Die Jahre haben ihn nicht von Ihr entfernt, im Gegenteil. Er fühlt sich ihr immer näher. Er hat Cecile gesucht. Es hat gedauert. Er hat sich nach Tanger zur Aufsicht einer Baustelle versetzen lassen. Auch das hat gedauert. Doch jetzt ist er da. Sie weiss noch nichts. Aber er wird sie treffen. Sie überzeugen. Haben sie sich nicht vor 30 Jahren für das ganze Leben versprochen.

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Cecile ist inzwischen verheiratet. Die Rosen, die ihr ein "Unbekannter" seit einigen Wochen schickt, wirft sie gleich in den Müll. Als ihr Sohn Sami (Salik Zidi) bei seinem Besuch in Tanger unangemeldet Nadia (Lubna Azabal) und ihren Sohn mitbringt, die beide mit Ihm zusammen in Paris wohnen, reagiert Cecile ablehnend. Es war nicht ausgemacht. Dann bemüht sie sich doch um Nadia. Sie will ihrem Klischee entkommen, sie sei kalt. Sagt Sami. Cecile ist nicht kalt. Doch die Oberfläche über ihren starken Gefühlen ist vereist. Sie ist vernünftig. Verrückt nennt sie Antoine als sich dieser erklärt. Sie ist verheiratet, hat sich eingerichtet. Wie kann Antoine auf die Idee kommen, dass sie alles wegen einer "Teenagerliebe" aufgibt? Und doch...sie kann die nie wieder so erlebte Leideschaft der vergangenen Liebe nicht vergessen.
Ceciles Sohn Sami ist ein in-between. Halb-Franzose/Halb-Marokaner braucht er die Sicherheit der Beziehung zu Nadia, verbringt die Nächte in Tanger aber bei seinem Liebhaber Bilal (Nadem Rachati).

Liebeszustände. Vorläufig-Endgültig. Technice verweigert sich dem Mythos von der endgültigen Liebesentscheidung. Geschichten haben kein Ende. So sehr wir uns auch absichern, unsere Sehnsucht ist in Bewegung. Auf der Pressekonferenz zitiert André Techine: "Wenn ein Film mit einem Happy End, mit einer Ehe abschliest, dann beginnt eigentlich erst die Tragödie".

Ein unaufgeregter Film. "Les temps qui changent" konzentriert sich auf sein Thema, ernsthaft und glaubwürdig. Catherine Deneuve und Gerard Depardieu bieten abermals einen Beleg für Schauspiel als Kunst. Kleine Bewegungen, Blicke reichen aus um den Kinosaal mit Hoffnung, unentschiedener Liebe und verdeckten Gefühlen auszufüllen.

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