Panorama: "Cycles of Porn" von Jochen Hick

Deutschland 2005 Regie, Producer, Kamera: Jochen Hick * Schnitt: Jörn Hartmann

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"Ein Pornodreh ist wie die Abschlachtung eines Schweins. Von der Bildergalerie im Web, über das "Making of" bis zum eigentlichen Film:wir verwerten alles, jede einzelne Szene." (Statement eines Bareback* - Produzenten in den USA)

Die Grenzen zwischen Fleisch als konsumierbare Ware und begehrtem Objekt verschwimmen in Jochen Hicks zweitem Dokumentarfilm über schwule "Körperarbeit" in L.A. Hick knüpft an seinen vorherigen Film an, konzentriert sich diesmal aber auf Leben und Selbstverständnis von Darstellern im schwulen Pornobusiness von L.A. "Das schwule Pornobusiness wird ja gerne etwas glorifiziert: dadurch das nur Schwule mit Schwulen arbeiten, muss es ja gut sein, denn man kennt sich ja bestens. Doch am Ende unterscheidet es sich nicht von der Härte des heterosexuellen Business. Wer es nicht selbst zum Produzenten schafft, ist meist in kürzester Zeit wieder draussen.", sagt Jochen Hick. Wie zum Beispiel "Porno-Darsteller und "Boy next Door" Matt Bradshaw, der inzwischen wieder bei seiner Mutter in der amerikanischen Provinz wohnt. Es ist dieselbe Provinz, vor deren Schwulenfeindlichkeit er nach L.A. geflüchtet ist. Während der Zyklus vom Einstieg in die schwule Pornowelt bis zum Verbrauch des eigenen Marktwerts sich bei Matt Bradshaw noch Jahre dauerte, zeigt seine Verkürzung in der Beobachtung des"Live and Raw"-Internet Hotels. Wer hier wohnt, der wird aus dem Internet bei jedem Schritt beobachtet: vom Toilettengang bis zum Sex mit seinen Partnern. Am Anfang des Films träumt Hotelbewohner Johnny Law noch vom Aufstieg bis auf die Titelseite von Playgirl. Monate später sitzt er bereits ohne Wohung auf der Strasse, aus dem Hotel herausgewählt durch die Chatter der Internetseite.
Jochen Hicks Beobachtung der Lebensläufe von schwulen Männern im L.A. Pornbussines ist nicht leicht verdaulich aber ehrlich. Sein Filmzeigt, was sich hinter der glamorösen Fassade verbirgt, wie sich die Protagonisten den nüchternen Realitäten von Drogentod, Körperausbeutung und HIV stellen.

*Bareback = Videos mit ungeschützten schwulen Sex

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