Forum: Violent Days - von Lucile Chaufour

Regie: Lucile Chaufour * Drehbuch: Lucile Chaufour * Kamera: Dominique Texler * Schnitt: Elisabeth Juster * Darsteller: Frédéric Beltran, Franck Musard, Francois Mayet, Serena Lunn

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Zwiespältig: Gute Musik, schöne Bilder, totale Leere


Vieles was Andreas in seiner Rezension über Ultranova geschrieben hat könnte man auch über Violent Days sagen. Auch hier ein Porträt von Langeweile, Leere, Ausweglosigkeit. Diesmal allerdings aus Frankreich und in einem zeitgenössischen Rockabilly/Rock´n´Roll-Setting.

"Violent Days" ist konsequent in schwarz/weiß-gedreht, denn die Zeit ist für die Figuren in den 60ern stehen geblieben. Mit Riesentolle, Jeans mit Schlag und gealtigen Koteletten trotzen sie dem Zeitgeist und machen "ihr Ding", eben den Rock´n´Roll. Bloß spielt der Film nicht in den USA der 50er oder 60er Jahren, sondern in einem ziemlich zeitgenössichen Frankreich. Das stellt natürlich die Verlorenheit und Unstimmigkeit dieses Lebensstils heraus.

Die Handlung ist schnell erzählt: Eine Clique von vier Männern und eienr Frau verbindet nicht nur ihre Liebe zur 50er Jahre Rock-Musik, sondern auch ihre Hintergrund aus der Arbeiterklasse. Und ihr gewaltiges Aggresionspotenzial. An einem Wochenende fahren Sie zu einem Rock-Konzert nach LeHavre.

Sonst passiert nicht viel, in diesem Film, der sich oft an der Grenze zur Dokumentation bewegt, wenn bspw. nicht mehr klar ist, ob die Besucher des Konzertes Schauspieler sind oder nicht. Die Leere und Langsamkeit der Handlung wird konterkariert von dem ständigen Aggresionspotenzial der Figuren und eben der guten, schnellen, schönen Musik. Das alles passt nicht wirklich zusammen, und genau das zeigt der Film auch in eindringlichen Bildern, die auch uns Zuschauer nicht vor dieser Leere und Langeweile bewahren. Denn es passiert nichts. Die fünf haben sich nichts zu sagen, sind ziemlich kaputte, verlorene Existenzen und der Konzertbesuch gerät beinah zur Freak-Show. Aber, und das ist die große Qualität des Filmes, werden die Figuren ernst genommen, werden zwar als Unsympathen dargestellt, aber nicht lächerlich gemacht, und es wird auch kein einfaches, positives Identifikationsmodell daneben gesetzt. Man ist einfach dabei, pseudo-dokumentarisch, bei einer Autofahrt von vier kaputten Existenzen, die eigentlich kein Leben leben, aber in ihrer Musik so tun können als ob.

Bei uns ist niemand eingeschlafen, ich war begeistert von diesem Film, Christian, Karen und Kathrin dagegen verwirrt bis gelangweilt. Daher Gesamturteil: zwiespältig.

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