Filmfest München 2009

"Bomber" von Paul Cotter

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Ein 83-jähriger Brite unternimmt zusammen mit seiner Frau und seinen Sohn eine Reise ins deutsche Bad Zwischenahn, um die Geschichte seines Bombenabwurfs über der norddeutschen Stadt aufzuarbeiten. Auf dem Roadtrip durch die wunderbar bebilderte norddeutsche Steppe steht aber schon bald weniger die Bewältigung seiner persönlichen Verstrickung in die Weltgeschichte im Vordergrund sondern seine Unzulänglichkeit als Vater und Ehepartner.

Im Ankündigungstext des Festivals wird "Bomber" als bittersüße Komödie über Liebe, Familie und das Bombenabwerfen über Deutschland beschrieben. Das versprach eine interessante Mischung. In Punkto Unterhaltung wird man dann auch sicherlich nicht enttäuscht. Mit Drive und Witz blickt Paul Cotter auf immer wiederkehrenden Rollenmusters langjähriger Ehepartnern in ihrem Verhältnis untereinander im Verhältnis zu ihren erwachsenden Kindern.

Gerade als deutscher Zuschauer war man aber besonders darauf gespannt, wie die britisch/US-amerikanische Produktion mit dem Thema "Bombenabwerfen über Deutschland umgeht". Leider wird das Thema im Verlauf des Films immer mehr zu einem reinen Aufhänger der lockeren Brit-Comedy. Am Ende bleibt das etwas schale Gefühl, dass in „Bomber“ etwas leichtfertig ein spannendes Thema dem Unterhaltungswert geopfert wurde.

Filmfest München 2009

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Ein Tag vor Beginn Filmfestes sah alles noch sehr hoffnungsfroh aus: in der Abendsonne blätterten auf den Bierbänken am Gasteig schon eifrig die Film-Enthusiasten in dem vorbildlich übersichtlichen Programmagazin. Doch heute startet das Filmfest dann doch wieder mit dem seit Tagen nicht abreißenden Sommerregen.

Auf der anderen Seite ein Grund mehr sich ins Trockene des Kinosaals zu retten und einen der vielen filmischen Leckerbissen zu genießen.

Dieses Jahr kann man unter der beachtlichen Auswahl von 200 Filmen wählen. Das sind zwar nur ein Drittel der Filme, die es auf Festivals wie der Berlinale zu sehen gibt, aber man kann sicher sein, dass die Trefferquote in München sehr hoch ist. Denn was zuerst als Nachteil erscheint, erweist sich für den Festivalbesucher letztlich als Vorteil. München ist kein wirkliches Premierenfestival mit vielen Welt Uraufführungen. Es hat daher nicht den Status eine A-Festivals wie die Filmfestspiele von Berlin, Cannes oder Venedig. Dafür mussten sich die Filme aber auch schon auf anderen Festivals beweisen. Damit bekommt man keine Wundertüte mit ausbleibenden Wundern, sondern ein Programm dass von Kritikern und Publikum schon einmal "vorgeschmeckt" wurde.

Als Glücksfall hat sich erwiesen, dass man sich schon sehr früh dazu entschlossen hat Michael Haneke den CineMerit Award für besondere Verdienste in der Filmkunst zu verleihen. Damit ist der diesjährige Gewinner der Goldenen Palme in Cannes natürlich anwesend und neben dem preisgekrönten "Das weisse Band" sind auch seine anderen verstörend intelligenten Werke wie "Die Klavierspielerin", "Caché" und "Funny Games U.S." zu sehen.

Die andere Werkschau in diesem Jahr ist dem britischen Ausnahmeregisseur Stephen Frears gewidmet. Hier hat man die einmalige Gelegenheit nicht nur noch einmal seine größten Erfolge wie "My Beautiful Laundrette", "Dangerous Liasons" und "The Queen" zu sehen, sondern auch die frühen Werke "The Burning" (1967), "Gumshoe" (1971) und "Prick up your ears" (1987).

Unter den Perlen anderer Festivals befinden sich u. a. aus Cannes Pedro Almodovars "Los Abrazos Rotos" und Andrea Arnnolds "Fish Tank" sowie aus San Sebastian "Tiro en la cabeza" und "Two-Legged Horse".

Eine weitere Besonderheit in München ist die Ur-Aufführung deutscher Fernsehfilme. Das Highlight ist sicherlich die Premiere der Doku-Fiktion über Rudi Dutschke von Stefan Kromer. Aber auch die neuen Episoden von Polizeiruf 110 oder der neue Tatort mit Ballauf und Schenk können hier mal auf der großen Leinwand genossen werden.

Bleibt zu hoffen, dass die Qualität des des Filmprogramms beim Filmfest das Wetter dieses Sommer stärker bestimmt als der heutige Siebenschläfertag.

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