Berlinale 2018

Preise der Unabhängigen Jurrys

PANORAMA PUBLIKUMSPREIS

Spielfilm: Profile von Timur Bekmambetov

Dokumentation: The Silence of Others von Robert Bahar und Almudena Carracedo

AMNESTY INTERNATIONAL FILMPREIS

Zentralflughafen THF von Karim Aïnouz

PREISE DER ÖKUMENISCHEN JURY

Wettbewerb: In den Gängen von Thomas Stuber

Panorama: Styx von Wolfgang Fischer

Forum: Teatro de guera von Lola Arias

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Berlinale goes Kiez (Berlinale 2018)

Hier wird der Rote Teppich noch selbst verlegt

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Wenn der Kiezbewohner nicht zur Berlinale kommt, dann geht die Berlinale eben zum Kiezbewohner. Nach diesem Motto ist das schöne Programm „Berlinale goes Kiez“ entstanden. Die Idee: An sieben Abenden werden in sieben ausgewählten Kiezkinos Filme aus dem Berlinale-Programm gezeigt – und zwar queerbeet durch die Sektionen. Ein kleines mobiles Team bewaffnet mit mobilen Scannern, professioneller Beleuchtung, einem Stück Roten Teppich, jeder Menge Plakaten, guter Laune und Energie zieht von Kino zu Kino, von Kiez zu Kiez, um einen Hauch von Berlinale nach Kleinmachnow, Neukölln oder Adlershof zu bringen. Im Filmkunst 66 wurde der (Einweg-)Teppich in Berlinale-Rot übrigens zwei Stunden vor Beginn der Vorstellung von Team und Kinobetreiber eigenhändig und gemeinsam verlegt. Vor neugierigem Publikum selbstverständlich.

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Ooh, aah, ooh – OPIUM! (Berlinale 2018)

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Die Gefahr lauert überall. Zunächst natürlich im Weibe. Aber gerne auch in fernen, exotischen Ländern. Die Menschen dort haben nämlich ein böses Gift erfunden, das brave europäische Ärzte und Familienväter ruckzuck zu sabbernden Schatten ihrer selbst macht: das Opium. Wenn dann noch ein rachsüchtiger Chinese ins Spiel kommt, sollte man um das Glück der Menschheit bangen. So in etwa lässt sich die Quintessenz von Robert Reinerts Stummfilm OPIUM aus dem Jahr 1919 in ein paar Sätzen zusammenfassen. Doch nicht allein diese bemerkenswerte Verdrehung historischer Tatsachen, was das Opium und seine Verbreitung angeht, macht diesen Film für uns heute so spannend. OPIUM befremdet uns gleich in mehrfacher Hinsicht. So ist es absolut erhellend zu sehen, wie völlig selbstverständlich hier offen rassistische, stereotype Darstellungen des hinterlistigen Chinesen oder des treuen indischen Dieners auf die Leinwand gebracht wurden. Zudem wird hier die große Theatralik der Stummfilm-Ära nach allen Regeln der Kunst ausgespielt – große Gesten der Verzweiflung (einfacher Diadem-Griff, doppelter Diadem-Griff), hinterlistig gerollte Augen, vor Sehnsucht der Liebsten entgegengestreckte Arme. Wenn man sich darauf einlässt, hat das durchaus etwas für sich. Für das heutige Publikum ist das alles natürlich in erster Linie ein ernst zu nehmender Angriff auf das Zwerchfell.

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DER HIMMEL AUF ERDEN von Reinhold Schünzel und Alfred Schirokauer

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Wenn ausgerechnet der frisch gebackene Präsident des Berliner Sittlichkeitsvereins ein verrufenes Nachtlokal erbt, dann geht es hoch her! Dem Abgeordneten Bellmann passiert just an seinem Hochzeitstag genau dies. In Reinhold Schünzels und Alfred Schirokauers wunderbarer Stummfilm-Komödie DER HIMMEL AUF ERDEN (1927) zeigt das Weimarer Kino auf der Berlinale Screwball-Kunst in höchster Qualität. Bei all den Irrungen und Verwirrungen bleibt kein Auge trocken. Der überschäumende Witz und die unbändige Energie dieses Films, seine feine Situationskomik und großartige Figurenzeichnung, der Sinn fürs perfekte Timing und viele herrlich verrückte Regie-Einfälle machen DER HIMMEL AUF ERDEN zu einem echten Genuss. Schünzel, der sowohl im Filmgeschäft als auch auf der Bühne versiert war, spielt dabei die Hauptrolle gleich selbst. Und zeigt, Jahrzehnte vor Billy Wilder, wie man eine falsche Fummeltrine effektiv in einer Komödie einsetzt.

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303 von Hans Weingartner (Berlinale 2018)

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Jule und Jan begegnen sich zufällig an der Autobahnraststätte. Jule ist mit ihrem Wohnmobil (ein umgebauter Mercedes-Bus 303) unterwegs zu ihrem Freund nach Portugal. Jan trampt und steigt zu. Er ist auf dem Weg zu seinem leiblichen Vater in Spanien, den er nie kennengelernt hat. Eigentlich will er nur bis Köln mitfahren, aber die beiden kommen sich näher und - Überraschung - verlieben sich.

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MORGEN BEGINNT DAS LEBEN von Werner Hochbaum (Berlinale 2018)

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Was für ein Wunder es doch eigentlich ist, wenn uns Kinogeschichten und Filmfiguren zutiefst berühren, obwohl sie aus einer anderen Epoche zu uns sprechen! In Werner Hochbaums MORGEN BEGINNT DAS LEBEN aus dem Jahr 1933 ist es das Schicksal eines jungen Geigers, der nach fünf Jahren Gefängnis wieder freikommt und um die Liebe seiner Frau bangen muss. Der Mann irrt durch Berlin, seine Zerrissenheit spiegelt sich in Bildern und Tönen der lärmenden, bedrängenden, einsam machenden Großstadt wider, die eindeutig am Expressionismus geschult wurden. Der Konflikt der Protagonisten wird mit den filmischen Mitteln der Avantgarde zugespitzt und für die Zuschauer intensiv erlebbar gemacht. In einer anderen, sehr starken Szene vereinen sich die höhnischen Kommentare der Nachbarn zu einem fanatischen Chor der Gehässigkeit – verzerrte Fratzen, geflüstertes Gift, anklagend zeigende Finger verdichten sich zu einer alptraumartigen Sequenz.

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DAS ALTE GESETZ von Ewald André Dupont (Berlinale 2018)

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Eine echte Preziose zeigt die Berlinale in ihrer Reihe Berlinale Classics mit dem 1923 entstandenen Stummfilm DAS ALTE GESETZ von Ewald André Dupont. In dieser Emanzipationsgeschichte verlässt der Sohn eines Rabbiners sein galizisches Schtetl und damit auch die kulturelle und religiöse Heimat, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen: Er will Schauspieler in Wien werden. Die Geschichte ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt und muss vor dem Hintergrund der Migrationsbewegung vieler Ostjuden nach Westen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gesehen werden – und dem damit verbundenen Erstarken des Antisemitismus. Historisch prallten damals zwei Welten aufeinander – Tradition und Moderne. Und genau diesen cultural clash verhandelt auch Duponts Film, wenngleich vor einer weiter zurückliegenden historischen Folie.

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