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RUDOLF THOME - ÜBERALL BLUMEN von Serpil Turhan

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Ein Mann um die siebzig rasiert sich, putzt sich die Zähne, geht in der Garten seines Bauernhofes. Zusammen mit seinem Sohn wechselt er das Wasser in seinem Kunstteich, er skypt mit seiner Tochter, die in New York ein Auslandssemester macht. Er fragt sich, ob er mit 80 Jahren wohl 10.000 Fahrradkilometer zusammen bekommt.

Dieser Mann tut vieles, was so viele Männer seines Alters tun. Doch einiges ist ungewöhnlich. Er legt ein dutzend leerer Notizbücher auf den Boden. Intuitiv wählt er eines davon aus. Er legt es auf einen alten Schreibtisch, den er nun sorgsam präpariert. Auf dem Schreibtisch stehen (noch?) einige Heinecken-Bierdosen. Rauchend schreibt er mit Tinte in schöner Schrift einige Seiten, um diese dann später einzuscannen und auf seinen Internet-Blog hoch zu laden.

Rudolf Thome ist Teil deutscher Filmgeschichte. Am bekanntesten ist Thome durch seinen Film ROTE SONNE. 1970 kam dieser Film in die Kinos. Das ist nun fast 50 Jahre her. Um so interessanter ist zu sehen, wie sehr Thome in der Gegenwart lebt und alle Mittel unserer durch-digitalisierten Welt nutzt, um noch einmal einen Film drehen zu können.

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Berlinale 2016: MAKHDOUMIN (A Maid for Each) von Maher Abi Samra

Dienst nach Vorschrift - neuzeitliche Sklavenhaltung im Libanon

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Regisseur Maher Abi Samra filmt überwiegend in einer der vielen Agenturen für „Dienstmädchen“ im Libanon. Ein euphemistischer Begriff für die jungen Frauen, die aus bitteren Existenznöten von ihren Familien aus Südostasien oder Afrika in arabische Länder geschickt werden. Die meisten kommen in die Golfstaaten, nach Saudi-Arabien oder Qatar, wo sie oft wie Sklavinnen gehalten werden und Jahre brauchen, bis sie die Schulden der legalen oder illegalen Einreise abbezahlt haben und überhaupt einen schmalen Verdienst erwirtschaften können.

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Berlinale 2016: INERTIA von Idan Haguel

Ein ver-rücktes Leben

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Mira wacht mit einem lauten Schrei auf. Sie liegt alleine im Bett und nimmt an, dass ihr Mann bereits zur Arbeit gegangen ist. Es wird ein schwieriger Tag. Ihre Mutter holt sie ab. Die beiden Frauen fahren gemeinsam zum Hafen. Auf einer Müllhalde liegt dort ein Schiffswrack, das etwas mit dem Tod des Vaters zu tun hat. Die Mutter befestigt einen Blumenstrauß an dem Wrack. Das hat sie anscheinend schon häufiger getan. Der Name des Schiffes: „Beth Saida“ – das Haus der Herrin. Miras Mann ist auch zum Abendbrot nicht zu Hause. Auf Anrufe reagiert er nicht. Für Mira beginnt in der kleinen Wohnung in der riesigen Hochhaussiedlung eine einsame und verwirrende Zeit.

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Berlinale 2016: CONTINUITY von Omer Fast

Was ist, was war und was möglich ist

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Ein Ehepaar fährt im Auto, um seinen Sohn abzuholen. Was war da im Wald? War da was im Wald – ein Tier? Der Sohn wartet irgendwo an der Bundesstraße bei einer Bushaltestelle. Er trägt die Uniform der ISAF, der International Security Assistance Force in Afghanistan. Er war im Einsatz. War er im Einsatz und ist er der Sohn des Paares? Omer Fast (Interview mit Omer Fast) hat seinen Film von der documenta (13) erweitert: Genauer gesagt hat er ihn durch neu gedrehte Szenen von 41 auf 85 Minuten verlängert. Alle Szenen aus der 1. Version sind noch da, aber CONTINUITY 2016 ist ein völlig neuer Film im Vergleich zu CONTINUITY 2012. (Video der 40 Min-Version) Die Frage was im Film real und was innerhalb des Films bewusste Inszenierung der Eltern ist, stellt sich völlig neu. Und für diejenigen, die beide Versionen miteinander vergleichen können, eröffnet Fasts Fortschreibung des Films neue Möglichkeiten, die Regeln des Erzählens an sich neu zu interpretieren.

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Berlinale 2016: A MAGICAL SUBSTANCE FLOWS INTO ME von Jumana Mana

Vom Archiv aufs iPhone. Eine musikalische Reise.

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Die Grundlage für Jumana Mannas Film sind die spannenden Dokumente und Aufnahmen, die sie aus der britischen Mandatszeit aufgespürt hat. In Archiven hat sie eine Musiksendung entdeckt, die vom Palestine Broadcasting Service, dem Sender der Mandatsmacht, ausgestrahlt wurde. In jeder Folge hat der aus Deutschland eingewanderte Musikanthropologe Robert Lachmann Musiker unterschiedlicher ethnischer Communities eingeladen, ihre musikalische Folklore zu repräsentieren.

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Berlinale 2016: HOW HEAVY THIS HAMMER von Kazik Radwanski

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Ein Film über einen netten Lethargiker, der Computerspiele zockt, viel isst und auf der Couch einpennt, klingt erstmal ja nicht nach heißem Stoff fürs Kino. Doch der kleine kanadische Film HOW HEAVY THIS HAMMER zeigt eine Familie im schleichenden Prozess des Bruchs - ausgelöst durch Banalitäten und Winzigkeiten.
Ob Erwin einen Job hat, wissen wir nicht. Wir sehen ihn nie arbeiten. Aber das scheint kein Thema. Erwin hat eine liebevolle Frau und zwei aufgeweckte Söhne, mit denen er echte Dad-Sachen-macht, Filme guckt, in der Wanne Unsinn treibt, kämpft und zockt. Mit seiner Frau geht er zu Hunderennen und ab und an spielt er Rugby mit den Boys - fährt aber brav nach Haus, statt danach noch einen zu saufen. Bis da eines Abends...

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Berlinale 2016: BARAKAH MEETS BARAKAH (BARAKAH YOQABIL BARAKAH) von Mahmoud Sabbagh

Coming-of-Age in Saudi Arabien

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Seit vielen Jahren beschäftige ich mit dem Nahen Osten. Eine Region voller Klischees, spätestens seit Edward Saids Kritik des Orientalismus werden diese auch offen kritisiert. Aber manche Klischees sind hartnäckig, und niemand ist frei davon. Oder was fällt ihnen so ein zum Thema Saudi-Arabien? Wahabismus, Wüste, Pilgerfahrt, Kopf ab.

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