Panorama

Panorama-Publikumspreise an DIFRET und DER KREIS

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Die Zuschauer haben entschieden: Der Panorama-Publikumspreis für den besten Spielfilm geht in diesem Jahr an DIFRET und der für die beste Dokumentation an DER KREIS. In DIFRET zeigt Regisseur Zeresenay Berhane Mehari die Geschichte der 14-jährigen Hirut. Sie wird, wie es Brauch ist, von der Familie ihres zukünftigen Bräutigams entführt. Sie wehrt sich und erschießt ihren zukünftigen Mann. Der Film hat vor einigen Wochen bereits den Publikumspreis beim Sundance Festival gewonnen. DER KREIS, die filmische Dokumentation von Stefan Haupt, blickt zurück auf die Geschichte der Schweizer Schwulenorganisation Der Kreis. Mitte der Fünfziger Jahre tritt der junge Lehrer Ernst Ostertag dem Interessenverband bei. Er lernt dort den Travestie-Star Röbi Rapp kennen und verliebt sich in ihn.

20,000 DAYS ON EARTH von Iain Forsyth und Jane Pollard

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20,000 DAYS ON EARTH ist zum Glück kein normaler Dokumentarfilm über Nick Cave als erfolgreichen Musiker und Schriftsteller geworden. Statt dessen ist hier ein eigenes, perfekt komponiertes Kunstwerk entstanden, das den Zuschauer in eine durch und durch artifizielle Welt entführt.

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XI YOU( Journey to the West) von Tsai Ming-liang

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Es trifft mich unerwartet und nicht dort, wo ich es erwartet habe. Zur Mittagszeit sehe ich in der Sektion Panorama mein bisheriges Highlight der Berlinale.

Die Kamera verharrt auf dem Gesicht eines alten Mannes. Er scheint mit offenen Augen zu schlafen. Das Bild ist hochauflösend. Man beginnt in dem Gesicht des Mannes zu lesen wie in einer Naturlandschaft. Man sieht jede Falte, jedes Barthaar. Nach einigen Minuten bemerkt man einen kleinen Tropfen in der Augenpartie, dann bricht ein kleines Rinnsal sich seinem Weg.

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YE (The Night) von Zhou Hao

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Irgendwo in einem Altstadtviertel in irgendeiner chinesischen Stadt: Ein junger Mann steht jeden Abend vor dem Spiegel, bewegt sich zu den Klängen schmalziger Popmusik und wirft sich verführerische Blicke zu. Er zieht ein neues, buntes Hemd an, bindet sich eine Krawatte um und macht sich auf in die Nacht. In einer engen Gasse, beleuchtet vom gelben Licht einer Laterne, preist es sich als Stricher seinen Kunden an. Eines Abends steht an seinem Stammplatz eine junge Frau, die ebenfalls ihren Körper verkauft. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zögerliche Freundschaft, changierend zwischen Distanz und Nähe, bald kommt noch ein weiterer junger Mann ins Spiel, der sich unglücklich in den Stricher verliebt. Der liebt nämlich einzig und allein nur sich selbst. In unruhigen, grobkörnigen Bildern wird diese Geschichte von Begehren und Selbstliebe in leisen Tönen und doch voll emotionaler Wucht in Szene gesetzt.

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IS THE MAN WHO IS TALL HAPPY? von Michel Gondry

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Michel Gondry (THE SCIENCE OF SLEEP, BE KIND REWIND ) hat einen Film über Noam Chomsky gemacht weil:


  • er Lust dazu hatte,

  • er nicht nicht mehr zu lange warten wollte (Chomsky ist bereits 85)

  • und zur....Entspannung!

Über einen Zeitraum von drei Jahren, parallel zur Arbeit an Filmen wie THE GREEN HORNET, hat Gondry aus nur 3 Stunden Interviewmaterial einen 90 Minuten Film gezeichnet. Vielleicht war IS THE MAN WHO IS TALL HAPPY? für ihn auch ein Ventil. In jedem Fall hebt der Regisseur im Anschluss an die Premierenvorstellung im International hervor, dass er sich beim Zeichnen der Animationen gut entspannen konnte.

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FINDING VIVIAN MAIER von John Maloof, Charlie Siskel

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Es mag der Traum vieler unentdeckter Künstler sein, die sich von der Welt verkannt fühlen… Vivian Maier kannte bis vor drei Jahren niemand, außer die Familien, bei denen sie als Kindermädchen arbeitete. Jetzt muss man sie in einer Reihe mit Robert Frank, Diane Arbus, William Klein oder Mary Ellen Mark und den berühmtesten, talentiertesten Straßen-Fotografen des vergangenen Jahrhunderts zählen.
Aber im Gegensatz zu den auf zumindest posthumen Weltruhm hoffenden Künstlern: Vivian Maier wollte offenbar gar nicht bekannt sein, sondern einfach nur fotografieren. Und das hat sie 60 Jahre lang getan, grandios und manisch. Bis zu ihrer Entdeckung auf einer Ramschauktion.

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YVES SAINT LAURENT von Jalil Lespert

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Man hat es ja immer schon geahnt: Das Leben an der Seite eines großen Genies ist für den jeweiligen Partner kein Zuckerschlecken. Dieses Motto galt wohl auch im Fall des Modeschöpfers Yves Saint Laurent und seines Lebensgefährten Pierre Bergé - zumindest wenn man der Filmbiographie von Jalil Lespert Glauben schenkt.

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THE MIDNIGHT AFTER von Fruit Chan

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Quirliges, buntes Hongkong bei Nacht: Eine Stadt, die niemand schläft, überall blinken die Leuchtreklamen, Menschen bevölkern die Straßen, der Verkehr schleppt sich hupend durch die Metropole. Mitten drin: Ein bunt bemalter Kleinbus, der eine ebenso bunt zusammen gewürfelte Schar von Passagieren in den Stadtteil Tai Po bringen soll. Doch nach der Fahrt durch einen Tunnel sind plötzlich alle Menschen außerhalb des Busses wie vom Erdboden verschluckt. Und hier beginnt der Grusel erst.

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LOVE IS STRANGE von Ira Sachs

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Die Berlinale hat einfach Herz. Mit viel Applaus und aufrichtiger Bewunderung wird Ira Sachs vom Publikum im Zoo Palast empfangen. Auch seinen Film FORTY SHADES OF BLUE hat er 2005 hier vorgestellt.

In LOVE IS STRANGE (Internationale Premiere) begleitet er das in die Jahre gekommene schwule Paar Ben und George (großartig gespielt von Alfred Molina und John Lithgow) in dem Abschlussabschnitt ihrer langjährigen Liebesbeziehung.

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Panorama ist komplett - viele Länder & neue Namen

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Foto: © Internationale Filmfestspiele Berlin

Das Panorama-Hauptprogramm eröffnet am Donnerstag, 6. Februar, mit einer Science-Fiction-Überraschung aus Vietnam: NUOC (2030) von Nghiêm-Minh Nguyễn-Võ. Der Spiegel der Weltmeere ist inzwischen gestiegen, das Land vieler Bauern steht unter Wasser. Gemüse wird in schwimmenden Farmen gezüchtet und Weltkonzerne suchen sich selbst diese Situation profitabel zu machen.

Zu den bekannten Namen in diesem Jahr gehören Michel Gondry, Robert Lepage und Benjamin Heisenberg. Und sehr, sehr viele sicher spannende, wenn auch über Festivals hinaus wenig bekannte Regisseure und Regieseurinnen.
36 Filme aus 29 Ländern geben mit 24 Weltpremieren eine Übersicht über die aktuelle Spielfilmproduktion. Wenig überraschend, schon fast Tradition die vielen asiatischen Filme in der Sektion:

In IEJI (HOMELAND) von Nao Kubota (Japan) erkundet ein in die Stadt geflüchteter Bauernsohn in der Rückkehr seine unzugängliche Heimat im Bereich Fukushima.

Im südkoreanischen NIGHT FLIGHT von LeeSong Hee-il erleben wir Schüler in einer am Leistungszwang kollabierenden Gesellschaft. LeeSong zeigte zuvor NO REGRET und WHITE NIGHT im Panorama.

Aus der Volksrepublik China kommt eines der überraschendsten Debüts vom 21-jährigen Zhou Hao: YE (THE NIGHT) soll laut Panorama Machern an die ganz großen erinnern: Fassbinder, Genet oder Wong Kar Wai.

Meister des Hong-Kong-Cinema sind Dante Lam mit MO JING (THAT DEMON WITHIN), dem es in einem Action-Genre Streifen gelingt, große moralische Fragen aufzuwerfen.
Außerdem Fruit Chan, der mit THE MIDNIGHT AFTER einen Online-Fortsetzungsroman in Weltuntergangs-stimmung verfilmte - Chans düster-bizarrer Panorama-Beitrag von 2005, DUMPLING, ist noch in bester Erinnerung.

Der taiwanesisch-malaysischen Regisseur Tsai Ming-liang besucht die Berlinale mit einem weiteren Teil seiner experimentellen „Walker“-Serie, XI YOU (JOURNEY TO THE WEST), einer französischen Produktion mit Lee Kang Sheng und Denis Lavant.

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