Forum

AL DOILEA JOC (The Second Game) von Corneliu Poromboiu

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Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten. Außerdem schneit es während der kompletten Spielzeit. Nach einer Viertelstunde hat sich der Rasen in einen matschigen Dorfacker verwandelt. Und trotzdem schaut man anderthalb Stunden lang gebannt auf das grisselige Fernsehbild und lauscht mit großem Vergnügen dem Kommentar aus dem Off. Es handelt sich um ein Match aus längst vergangener Zeit: Am 3. Dezember 1988 traten die beiden Topmannschaften Rumäniens gegeneinander an: Steuau und Dinamo, die Equipe des Militärs gegen die von Polizei und Securitate. Der Vater des Filmemachers Corneliu Porumboiu war damals Schiedsrichter. Jetzt kommentiert er das Spiel gemeinsam mit seinem Sohn von der heimatlichen Couch aus. Alles, was man zu sehen bekommt, ist jedoch das Spiel selbst.

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THE AIRSTRIP - AUFBRUCH DER MODERNE, TEIL III von Heinz Emigholz

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Italienische Botschaft von Pier Luigi Nervi (1979) in Brasilia

Nach über 20 Jahren hat Heinz Emigholz mit THE AIRSTRIP seine Filmreihe PHOTOGRAPHIE UND JENSEITS beendet. Im Unterschied zu seinen letzten Filmen widmet er sich dieses Mal nicht den Bauten eines einzelnen Architekten. Als Ausbeute einer Weltreise stellt er verschiedene Bauten in einen geschichtlichen Zusammenhang und versucht eine Kategorisierung in Vorkriegs-, Kriegs-, Nachkriegs- und Schuldarchitekturen.

Wieder ermöglicht Emigholz es dem Zuschauer Gebäude auf eine Art und Weise zu erfassen, wie es einem selbst vor Ort kaum möglich wäre. Sein Film bietet eine außergewöhnliche Annäherung und Teilhabe an Architektur.

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ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN von Max Linz

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Ach die Kunst. Die Kreativwirtschaft wie sie brummt und redet – meist von sich selbst. Fast alles Wissen ist Second Hand. Und was da so geredet und geraunt, behauptet und geistig mäandert wird in „ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN“ von Max Linz, das ist herrlich. Und auf perfide, witzige, kluge Art entlarvend. Wer schon mal Katalogtexte zu Ausstellungen von Videokunst oder sich sprachlich bis zur Unsichtbarkeit verschleiernde Fantasieerklärungen in Ausstellungsessays gelesen hat, kennt das Problem: Da mühen sich gebildete Menschen so zu schreiben, dass es klug klingt, aber nichts aussagt, zugleich politisch und mit allen theoretischen Wassern von Luhmann bis Agamben gewaschen. Und wer dann noch Künstler kennt, die nicht mehr zur Kunst kommen, weil ihnen die Kunst der Antragsstellung so viel Zeit raubt, kennt auch die Problemstellung dieses Films:

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AL MIDAN (The Square) von Jehane Noujaim

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Wie geht Revolution? Jedenfalls nicht linear voran und planbar, stattdessen, wirr und unübersichtlich, mal euphorisch dann deprimiert, blutig und heilend und mit Tränen des Glücks wie der Trauer. Vor allem braucht es lang, bis sich wirklich, dauerhaft und für die meisten spürbar etwas ändert, wenn das Unterste aus Staat, Kultur und Gewohntem nach oben gekehrt wird. Das erzählt dieser Film. Er ist kein analytisches „erst passiert das und dann das…“ der ägyptischen Revolution. Und das macht ihn einzigartig, bewegend, großartig und wahrhaftig.

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SHEMTKHVEVITI PAEMNEBI (BLIND DATES) von Levan Koguashvili

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Partnerbörsen im Internet sind mittlerweile ein weltweit verbreitetes Phänomen, da macht natürlich auch Georgien keine Ausnahme. Levan Koguashvilli erzählt in Blind Dates von den etwas mühsamen Kontaktversuchen eines Lehrers, der als 40 jähriger Dauersingle mit Vollversorgung immer noch bei seinen alten Eltern wohnt.

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Forum: KUMIKO, THE TREASURE HUNTER von David Zellner

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Eine junge Frau läuft zielstrebig an einem einsamen, von schroffen Felsen gesäumten Sandstrand entlang. Ihre rote Fleece-Jacke bildet den einzigen Farbtupfer inmitten von tristem Grau, Blau und Braun, ihre Füße hinterlassen flüchtige Spuren im nassen Sand. In einer felsigen Höhle angekommen, beginnt sie zu graben – und unter einer Schicht von Kieseln und allerlei Krebsgetier kommt eine triefende VHS-Kassette zum Vorschein. Diese seltsame, traumartige Eröffnungssequenz gibt bereits den Ton vor für das, was noch kommt. Die Hauptfigur in David Zellners KUMIKO, THE TREASURE HUNTER hat eine Mission: Zielstrebig und unbeirrbar begibt sie sich auf eine Schatzsuche, die sie von Tokio nach Fargo in North Dakota führt, und mit der sie konsequent die Grenze zwischen Realität und Fiktion negiert. Damit zielt der Film mitten ins Herz des Kinos.

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