Panorama

Teddy Awards 2013

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Als erste Preise wurden gestern die berühmten Teddy Awards vergeben. Mit den Teddy Awards werden Filme ausgezeichnet, die sich queeren Themen widmen.

Der Preis für die beste Dokumentation ging an BAMBI von Sébastien Lifshitz.

Als bester Feature Film bekam der Wettbewerbsbeitrag W IMIE... (In the Name of) einen Teddy.

Bester Kurzfilm wurde Victor Lindgrens TA AV MIG (Undress me) und den Spezialpreis der Jury erhielt der US-Film CONCUSSION von Stacie Passon.

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TPB AFK: THE PIRATE BAY AWAY FROM KEYBOARD von Simon Klose

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Auf diesen Moment hat Regisseur Simon Klose gewartet: Vor der Vorstellung von TPB AFK: THE PIRATE BAY AWAY FROM KEYBOARD kommt er auf die Bühne und ruft einen Freund an, der den kompletten Film gleichzeitig mit der Berlinale-Premiere auf Youtube freischaltet. Das passt natürlich perfekt zum Thema von Kluges Dokumentation passt.

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Interview with Mia Engberg (Director of BELLEVILLE BABY)

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Festivalblog: It´s hard to tell what BELLEVILLE BABY is: Is it a fiction film? Is it a documentary?

Mia Engberg: When I get invited to different festivals I compete often in the west-nordic documentary section. "They" call it a documentary but I don´t.

Festivalblog: No it isn´t a documentary....

Engberg: It's just a film. Genres and classification are something for sales agents. I am not a business person. I am an artist. I don´t have to label my film.

Festivalblog: For me your film could be shown as an art installation...

Engberg: When I started to work on the film it was more like a short film compilation. I thought that I might screen it in an art house or gallery. So you can see the different pieces as you want. But after a while I saw the story as one story. It was just at the end that all was melting together.

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BAMBI von Sébastien Lifshitz

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Die LGBT (Lesbian Gay Bisexual Trans) Filme im Panorama sind eigentlich ein kleines Festival für sich. Durch die Einbindung in die Berlinale finden sie jedoch ein breites Publikum und geben Einblicke in Parallelwelten, zu denen viele Festivalbesucher sonst keinen Zugang haben.

Die Geschichte von Marie-Pierre Pruvot alias Bambi, die als Jean-Pierre Pruvot geboren wurde, ist ein sehr dankbares Thema für eine Dokumentation. Sie vereint Glanz, Glamour und Drama. Sie zeigt, wie ein Mensch, der in dem falschen Körper geboren wurde, gegen alle Widerstände das lebt, was er fühlt.

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PAUL BOWLES: THE CAGE DOORE IS WIDE OPEN von Daniel Young

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Gähn! 18 Jahre hat Daniel Young für diesen Film gebraucht. Der Weg bis zur Volljährigkeit hat PAUL BOWLES: THE CAGE DOOR IS ALWAYS OPEN nichts genutzt. Konventionell und brav chronologisch arbeitet der Film sich Punkt für Punkt entlang des des Lebens von Pauls Bowles. Er lässt Zeitzeugen, Freunde und Begleiter auftreten und Sätze sagen, die sie so schon in zig Dokumentationen über die 30er Jahre in NY, die 40er in Paris, die Beats, die Hippies, William Burroughs, die Homosexuellen Bewegung, die amerikanische Literatur der 50er und 60er, Jane Bowels und all die Kifferpoeten Biopics und Tanger Stadtportraits gesagt haben dürften. Alles zig Mal gesehen und gehört und gelesen, wer sich für amerikanische (Exilanten)Literatur Mitte des letzten Jahrhunderts interessiert. Und im Vergleich schon zig mal kreativer, versierter und kritischer gesehen und gelesen, wer Bowles war und warum.
Was das Panorama bei der Auswahl dieses Films geritten hat, ist ein Rätsel. Vielleicht trübt der Wunsch, möglichst viele Filme, die irgendwie mit Homosexualität zu tun haben in der Sektion zu zeigen, auch manchmal den kritischen Blick.

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FRANCES HA von Noah Baumbach

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Frances (Greta Gerwig) ist eine nett-verbimmelte Endzwanzigerin, die älter aussieht und sich jünger benimmt. Jedem sollte einmal im Leben eine Frances begegnen, um die eigene Toleranz und Spießigkeit zu testen. Der unterhaltsame und bei aller Leichtigkeit auch sehr lebensnahe Noah Baumbach Panorama Beitrag FRANCES HA ist Schwarz-Weiß gefilmt, was ihm eine Aura von kunstbeflissenen, allzu ernsten Autorenfilm zu geben scheint, die jedoch von der witzigen, schlagfertigen und klugen Geschichte konterkariert wird, so dass beides am Ende sogar klarer hervortritt: Die Bilder und die Geschichte.
Die Ernsthaftigkeit des Themas schmuggelt sich wie in U-Boot unter all dem Lachen und Fremdschämen und innerlich Ratschläge verteilen durch: Wie lang soll sie an ihrem Traum festhalten und wann ist es Zeit, den Traum sausen zu lassen?
Am Ende wird Frances - entgegen der meisten Ratschläge in den Köpfen der Zuschauer - alles richtig und auf ihre Art gemacht haben - auch wenn es eine ganze Weile überhaupt nicht danach aussieht.

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MES SÉANCES DE LUTTE (Love Battles) von Jacques Doillon

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Zumindest in diesem Jahr war es wohl die am wenigsten besuchte Pressekonferenz. Vielleicht zehn Journalisten verlieren sich zu MES SÉANCES DE LUTTE in dem Presseraum des Hyatt. Zur gleichen Zeit läuft BEFORE MIDNIGHT mit Julie Delpy und Ethan Hawke. Dagegen hat es ein französischer Dialogfilm selbstverständlich schwer.

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NARCO CULTURA von Shaul Schwarz

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In Deutschland diskutiert die Öffentlichkeit Cybermobbing, weil auf SchülerVZ dummes Zeug geschrieben wird. In Juarez, Mexiko, 500 Meter von der Grenze nach El Paso, USA, brauchte es erst zehntausende Tote (seit 2006 insgesamt 60.000!), darunter hunderte Jugendliche und auch Kinder, bis sich erste Stimmen von Müttern und Schwestern und Frauen erhoben, die ihre Wut auf die Untätigkeit der Regierung und die Unerträglichkeit der Morde hinausschrieen. Weil nach Jahren des Mordens der Kartelle, die Trauer und Wut kurzfristig größer war als die Angst und Lethargie.
Dieser Film des Kriegsfotografen Shaul Schwarz ist ein sehr eindringliches, knallhartes Doppeportrait der Polizeiarbeit in einer (staatlich) gesetzlosen Stadt und von Musikern, die die Mörder in ihren populären Liedern verherrlichen sowie in einer krassen Form psychologischer Widersprüchlichkeit auch von denen bewundert werden, die unter den Kartellen leiden. Ein altes Phänomen, das wir in milderer Form von der italienischen Mafia kennen.

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LOVELACE von Rob Epstein, Jeffrey Friedman

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Was für ein cooler Film: diese Autos, die Musik, das hübsche Mädchen, dass sich endlich aus dem katholischen Elternhaus und von der manipulativen Mutter befreit, die ihren Körper beginnt zu mögen, beim Sex das Licht anlässt, aufblüht, berühmt wird und kurzzeitig auch reich lebt.

Was für ein bitterer Film: Hässliche Klamotten, geschmacklose Frisuren, schmierige, sehr haarige Männer, die dem hübschen Mädchen erst die Eltern, die Herkunft, dann die Unschuld und das Geld nehmen, die sie schlagen, vergewaltigen und Lindas 17 Tage in der Pornoindustrie und ihre Rolle in DEEP THROAT für sie zur (fast) lebenslangen Hölle machen.
LOVELACE sieht verdammt gut aus und der 70er Look ist nicht bloß abgeschmacktes Stilmittel, sondern die richtige Entscheidung, weil er nostalgisch besetzt ist und die dunklen Seiten gern ausblendet - was den Film zu einer Art bitteren Bruder von Boogie Nights werden lässt.

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MALADIES von Carter

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Was ist Irrsinn, was bedeutet „Sinn haben“ und was bedeutet Arbeit, was ist Kunst und wie lebt man, wenn man anders ist oder sich zumindest so fühlt? Um diese großen Fragen kreist MALADIES. „Kreist“ beschreibt aber auch die Dynamik des Films, weil sich sowohl Gedanken wie Handlung zu wiederholen scheinen und der Film ohne rechte Dramaturgie außer der Beobachtung von außergewöhnlichen Menschen zwar Atmosphäre erzeugt, aber nach einer Stunde nicht mehr weiterkommt.

Zunächst wird nicht viel erklärt. Der Film beginnt mit einer Offstimme, die etwas über zerbrechenden Verstand erzählt. James (Franco) beginnt mit dieser Stimme, die kommentiert und ihn ermahnt und viele, viele Fragen stellt, eine Unterhaltung. Die Stimme ist in seinem Kopf und quält den ehemaligen Fernsehschauspieler vor allem, weil alle anderen die Stimme nicht zu hören scheinen. Wenn ihm das zu viel wird, greift er zum Telefon und beruhigt sich ein paar Minuten mit dem Freizeichen.

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YOUTH von Tom Shoval

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So langsam krieg ich Angst. Nach wenigen Stunden Schlaf zur ersten Vorstellung gequält und wieder ein Missgriff. Habe ich in diesem Jahr den evil touch bei der Filmauswahl? Obwohl ich ignorant Filme aus Israel schon eine Weile meide, weil der ewig ungelöste Konflikt mit den seit Jahrzehnten gleichen Effekten und Erzählungen inzwischen nur noch langweilt - YOUTH von Tom Shoval schien ein Film über zwei junge Brüder aus der Vorstadt von Tel Aviv sein, die den drohenden Bankrott ihrer Eltern mit der Entführung eines Mädchens und erpresstem Lösegeld aufhalten wollen und dabei notwendigerweise auf die Fresse fliegen.

Nebenbei wird auf die Wirtschaftskrise in Israel (die aber nicht gerde ein Unikum ist) und auf Familien mit Sorgen (auch eher üblich) hingewiesen. Die Bräsigkeit der Jugend, die von sich selbst begeistert, meint, alles im Griff zu haben, auch davon erzählt der Film. Zumal in Israel, wo Jungs und Mädchen mit 18 als Soldaten mit Gewehr durch die Gegend laufen und sich daher wie ein Mann fühlen darf, auch wer im Kopf höchstens ein Männchen ist, das Ganze gefährlicher werden kann.

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BOVEN IS HET STIL von Nanouk Leopold

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BOVEN IS HET STIL ist die Verfilmung des gleichnamigen Debütromans von Gerbrand Bakker durch die niederländische Regisseurin Nanouk Leopold. Das Setting ist des Films ist fast kammerspielartig karg und es gelingt Leopold, mit wenigen Zutaten eine faszinierende Geschichte zu erzählen.

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BELLEVILLE BABY von Mia Engberg

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Erinnerungen sind etwas Vages. Die Grenzen zwischen Erlebten und Erfindung sind fließend. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wenn wieder eine Erinnerung nach oben gespült wurde, ob man dies wirklich erlebt oder doch nur geträumt hat. BELLEVILLE BABY stellt infrage, ob das überhaupt wichtig ist, denn die Erinnerung selbst ist ja real und sie drückt immer etwas Wahrhaftes aus: ein Gefühl, ein Verlangen oder einen Mangel.

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Panorama dokumente mit Schwerpunkt Naher Osten bei der Berlinale 2013

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(ALAM LAYSA LANA von Mahdi Feifel, Quelle: Berlinale)

Einen besonderen Schwerpunkt setzt Panorama dokumente in diesem Jahr auf den Nahen Osten. Drei Filme beschäftigen sich mit den Konflikten in dieser Region. In ALAM LAYSA LANA (A World Not Ours) von Mahdi Feifel beschäftigt sich der dänischen Regisseur mit drei Generationen in einem palästinensischen Flüchtlingslager im Süd-Libanon. ART/VIOLENCE von Udi Aloni, Batoul Taleb, Mariam Abu Khaled zeigt, wie die Schüler des 2011 ermordeten palästinensisch-jüdischen Schauspielers, Regisseurs und Friedensaktivisten Juliano Mer-Khamis das Freedom Theatre weiterführen. Schließlich dokumentiert Dan Settons STATE 194 die Bemühungen der palästinensischen Gebiete, als 194. Staat von den Vereinten Nationen anerkannt zu werden.

Eine ganz andere Seite der Region zeigt die Filmemacherin Mitra Farahani in FIFI AZ KHOSHHALI ZOOZE MIKESHAD (Fifi is Howling from Happiness) mit Ihrem Portrait des iranischen Künstlers Bahman Mohassess. Seine meist nackten Bronzefiguren mit deutlich betonten Phalli erregten schon zu Zeiten des Schahs Anstoß, und seine Werke wurden vielfach zensiert. Nach der Revolution verlor sich seine Spur, es hieß, er hätte seine restlichen Bilder selbst zerstört und sei verschwunden. Mitra Farahani findet Mohassess in einem Hotel bei Rom. Sie will Mohassess bei der bildnerischen Arbeit filmen und lernt zwei iranische Sammler kennen, die bei ihm ein neues Werk in Auftrag geben.

Panorama Programm: Indie-Filme made in USA

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FRANCES HA von Noah Baumbach (Pine District Pictures)

Das Panorama ist die Berlinale Hybridsektion mit dem größten schlafenden Kapital und Potential - sowohl aus der Sicht von Filmfreunden wie auch des Marktes. Hier findet man das sogenannte Arthouse Kino, also anspruchsvolle, kritische, aber meist stilistisch und erzählerisch nicht zu abgefahrene Filme, von Komödien über Dramen, ja sogar Thriller und Kostümfilme gehören dazu. Plus die Panorama-üblichen Filme aus der Homosexuellen- oder Transgender-Welt.

Während so ziemlich jeder Beitrag des Wettbewerbs später eine Kinoverwertung erfährt, viele sogar schon vor der Berlinale ihre Starttermine haben, und im Forum das Allermeiste nur von Festival zu Festival tingelt, sind Filme des Panorama zumindest potentiell in der Lage, ein größeres Publikum anzusprechen. Die Berlinale ist ihr Testlauf. Wer hier Publikumssieger wird oder irgendwie auffällt, wer es von hier in Zeitungsbesprechungen schafft oder Blogbuzz erzeugt, der hat gute Chancen auf eine europaweite Kinoverwertung.

Und so finden sich im diesjährigen Programm auch einige Independent- und Festival-Hits aus den USA:

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Berlinale 2013: 31 Spielfilme in Panorama und Panorama Special

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(Jeroen Willems in BOVEN IS HET STIL, Bild: Victor Arnolds)

31 Spielfilme aus 23 Ländern zeigt die Berlinale 2013 im Panorama-Hauptprogramm und in der Nebensektion Panorama Special. Unter den zuletzt hinzugekommenen Werken sind zwölf Weltpremieren. Dazu gehört der Eröffnungsfilm von Panorama Special Nanouk Leopolds niederländisch-deutsche Ko-Produktion BOVEN IS HET STIL (Oben ist es atill). Er zeigt den 2012 verstorbenen niederländischen Schauspieler Jeroen Willems in seiner letzten Rolle.

Das Panorama-Hauptprogramm eröffnet das Regiedebüt des Georgiers Zaza Rusadze CHEMI SABNIS NAKETSI (Eine Falte in meiner Bettdecke). Rusadze wurde 1996 als jüngster Student im Studiengang Regie an der Potsdamer HFF "Konrad Wolf" angenommen. 2003 machte Rusadze seinen Abschluss und gründete 2007 seine eigene Filmproduktionsfirma. Vor seinem Regiedebüt arbeitete er als Regieassistent für Ineke Smits, Dito Tsintsadze und Otar Ioseliani.

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