Panorama

Panorama-Publikumspreise für MARINA ABRAMOVIC THE ARTIST IS PRESENT und PARADA

Mathew Akers MARINA ABRAMOVIC THE ARTIST IS PRESENT erhält den Panorama-Publikumspreis 2012 für den besten Dokumentarfilm 2012. Bei den Spielfilmen siegte PARADA (The Parade) von Srdjan Dragojevic. Über die Preisträger entschieden rund 24.000 Berlinalezuschauer mit Stimmzetteln. Der Preis wird seit 1999 vergeben. Die Preise werden morgen um 17 Uhr im Cinemaxx7 vergeben, anschließend werden die Siegerfilme gezeigt.

ULRIKE OTTINGER - DIE NOMADIN VOM SEE von Brigitte Kramer

nomadin_vom_See.jpg

Ulrike Ottinger ist seit vier Jahrzehnten eine der einflussreichsten deutschen Filmregisseurinnen. Es ist daher schon verwunderlich, dass es noch keine Filmporträt zu ihr gibt. Brigitte Kramer hat dies gemerkt und eines gemacht. Leider wird derjenige, der sich von ULRIKE OTTINGER - DIE NOMADIN VOM SEE einen tieferen Blick in Leben und Werk der Künstlerin erhofft, enttäuscht. Mehr als um das Werk selbst geht es hier um die Verehrung für das Werk.

Mehr: " ULRIKE OTTINGER - DIE NOMADIN VOM SEE von Brigitte Kramer " »

CHERRY von Stephen Elliott

cherry.jpg

CHERRY erzählt die Geschichte der 18jährigen Angelina, die vor ihrem deprimierenden Alltag mit einer alkoholkranken Mutter und einem gewalttägigen Vater nach San Francisco flüchtet. Nach Jobs in einer Wäscherei und in einem Stripclub bewirbt sie sich als Darstellerin bei einer Pornofilmproduktionsfirma. Schon bald findet sie Gefallen an ihrer neuen Tätigkeit und entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einer gefragten Sexdarstellerin. Nach einer problematischen Affäre mit einem koksenden Anwalt findet sie ihr privates Glück bei einer gutsituierten Pornofilmregisseurin und kann auch ihre berufliche Karriere weiter ausbauen, indem sie von nun an selber die Regie bei den Sexfilmen führt.

Mehr: " CHERRY von Stephen Elliott " »

RENTANEKO (Rent-a-Cat) von Naoko Ogigami

20127083_2.jpg

Ein versponnenes kleines Filmchen aus Japan - und wieder was mit Tieren, ein unentdeckter roter Faden der Berlinale 2012. Die allein in einem traditionellen Haus lebende Sayoko marschiert immer am Fluss entlang, in einem kleine Wagen ein paar Katzen, die sie vermietet. „Bist du einsam, leih dir eine Katze“, ruft sie durch ihr Megafon. Und tatsächlich finden sich eine ältere Frau, ein Mann, der wegen der Arbeit von seiner Familie getrennt lebt und ein junges Mädchen mit tristem Job als Kunden. Die Dialoge, das ein Kniff des Films, laufen an bestimmten Punkten immer identisch ab. Nur der „Nebenjob von Sayoko, den sie auf Nachfrage ihrer Kunden nennt, der ist jedes mal ein anderer und klingt wie ausgedacht. Doch dann sieht man sie genau das tun: Börsenmaklerin, Wahrsagerin, Komponisten von Fernsehjingles. Und wieder Katzen vermieten.

Mehr: " RENTANEKO (Rent-a-Cat) von Naoko Ogigami " »

LA MER A L'AUBE von Volker Schlöndorff

la_mer.jpg

Ich habe versprochen gleich zu Beginn zu schreiben, wie wichtig und gut es ist, dass jemand diese Geschichte erzählt! Die Geschichte von einer der vielen grauenhaften Vergeltungsaktionen der Nazis. Diese hat stattgefunden 1941 in der Bretagne. Kommunistische Widerstandskämpfer erschießen einen deutschen Offizier. Daraufhin wird von oberster Stelle der Tod von 150 französischen Männern, vor allem Kommunisten und Juden, angeordnet.

Mehr: " LA MER A L'AUBE von Volker Schlöndorff " »

DIE WAND von Julian Roman Pölsler

die_wand_1.jpg

Der Film ist eine Art bebilderte Lesung und Versuchsanordnung zu den zwei lebensphilosophischen Tatsachen „Der Hund ist der beste Freund des Menschen und der Mensch sich selbst sein größter Feind.“ Ein Film mit nur einer Schauspielerin - Martina Gedeck - in den Nebenrollen ein Hund, zwei Katzen, eine Kuh, eine kleine Kuh, eine weiße Krähe. Und natürlich die Natur der Alpen zu allen Jahreszeiten.

Die Geschichte ist schnell erzählt - eigentlich: Eine Frau bleibt in einer Berghütte zurück und als die Freunde nicht wiederkommen, stellt sie fest, dass sie wie von einer gläsernen Käseglocke in diesem Tal festgehalten wird. Jenseits des Glases ist das Leben der Menschen erstarrt und die Zeit stehen geblieben. Sie ist allein und auf sich gestellt und macht sich ihre Gedanken. Mit ihnen wird die Geschichte plötzlich komplex, vieldeutig, metaphorisch - weil dieser Mensch denkt, Vorstellungen und wechselnde Gefühle entwickelt, sich selbst und die Welt analysiert. Weil genau das Menschsein bedeutet.

Mehr: " DIE WAND von Julian Roman Pölsler " »

IRON SKY von Timo Vuorensola

iron_sky.jpg

Finnischer Science Fiction Film in Zusammenarbeit mit Australien und Deutschland? Nazis auf der dunklen Seite des Mondes planen die „Rettung“ der Welt und ein gebleichter Schwarzer wird zum Helden? Nur Udo Kier als „Der Führer (Kortzfleisch)“ scheint eine zunächst nachvollziehbare Idee für eine Nazi-Parodie zu sein. Erfahrungen hat er schon als Führer in Christoph Schlingensiefs 100 JAHRE ADOLF HITLER gemacht. Vor dem Film musste ich dem finnischen Radio die Frage beantworten, ob Deutschland reif ist für eine Nazi-Satire. Na klar, gibt ja schon eine ganze Menge. Ob Deutschland reif ist für eine finnische Nazi-Satire überstieg allerdings meine Vorstellungskraft.

Optisch ist IRON SKY aber näher an HELL BOY als am Schlingensiefschen Style. Der Film sieht echt gut aus, ist nicht so eine Bastlel-B-Movie wie die Star Wars Parodie der Filmemacher STAR WRECK, mit dem sie vor ein paar Jahren berühmt wurden.

Mehr: " IRON SKY von Timo Vuorensola " »

ELLES von Malgoska Szumowska

elles_filmstill.jpg
© SZYMON ROGINSKI

Wenn es um Prostitution geht, dann verbindet man dies sofort mit Unterdrückung, Illegalität und Männerdominanz. Frauen bieten sich an, weil sie dazu gezwungen werden oder weil sie sonst nicht genug Geld zum Leben haben. Die Darstellung von Prostitution als eine Form der Selbstbestimmung und legitimes Mittel zu mehr Wohlstand fällt dagegen schnell unter den Verdacht der Verklärung, deren eigentliche Aufgabe es ist, das Unterdrückungsverhältnis zu bestätigen.

Es ist daher kein Wunder, dass es nicht leicht war, für ELLES Geld aufzutreiben. Überraschend einfach war es nach Angaben der Regisseurin Malgoska Szumowska dagegen, ihre Wunschschauspielerin für die Hauptrolle zu bekommen: Juliette Binoche.

Mehr: " ELLES von Malgoska Szumowska " »

Das ganze Jahr am Rödeln

WielandSpeck_klein.jpg
Panorama-Chef Wieland Speck spricht im Interview mit Festivalblog über den Arabischen Frühling, Schwulenfilme im Panorama und die Zukunft des Festivals.
Traditionell sind in der Berlinale-Sektion Panorama die echten cineastischen Perlen zu finden. Wie schafft Wieland Speck das? Mit dem 60-jährigen sprachen Claudia Palma und Tiziana Zugaro.

Mehr: " Das ganze Jahr am Rödeln " »

Queere Geschichte und Geschichten in Panorama Dokumente

Queere Sichtweisen zeigen sich in Filmen aus den USA, Uganda, Indonesien und Deutschland in der Reihe Panorama Dokumente der Berlinale 2012. Im Portraitfilm VITO von Jeffrey Schwarz steht der amerikanische Aktivist und Filmhistoriker Vito Russo im Mittelpunkt. 1983 hielt Russo seinen heute berühmten Vortrag „The Celluloid Closet“ im Panorama, damals „Info-Schau“. Auf dem daraus entstandenen Buch, dem Standardwerk queerer Filmgeschichte, basierte der gleichnamige Film von Rob Epstein und Jeffrey Friedman, der 1996 den TEDDY Award gewann.

Mehr: " Queere Geschichte und Geschichten in Panorama Dokumente " »

Naher Osten ein Schwerpunkt von Panorama Dokumente

Eröffnungsfilm der Panorama Dokumente der Berlinale 2012 ist THE RELUCTANT REVOLUTIONARY des Briten Sean McAllister, in dem ein jemenitischer Touristenführer beginnt, sich mit den politischen Veränderungen in seinem Land auseinanderzusetzen. Insgesamt zeigt die Sektion in diesem Jahr 19 Dokumentarfilme, die den Blick vor allem auf politische und soziale Themen werfen. Aktuell stehen 18 Beiträge der Panorama Dokumente bereits fest, darunter sind 13 Weltpremieren.
Wie der Eröffnungsfilm haben auch andere Beiträge der Reihe den „arabischen Frühling“ zum Thema: In WORDS OF WITNESS befragt von Mai Iskander eine junge Journalistin Passanten in Kairo über ihre Meinung zur Parlamentswahl, während die Dokumentation IN THE SHADOW OF A MAN der Regisseurin Hanan Abdalla die Sicht der Frauen auf die Ereignisse zeigt. Ein ganz anderes soziales Phänomen steht dagegen im Mittelpunkt von LA VIERGE, LES COPTES ET MOI: Eine vermeintlichen Marienerscheinung in einem von christlichen Kopten bewohnten Dorf in Ägypten.

20 von 50 - Panorama Programm der Berlinale 2012 steht fast zur Hälfte

Das Panorama teilt sich drei Bereiche: Hauptprogramm, Panorama Special und Panorama Dokumente. Nach der Sichtung von mehreren Tausend (!) Filmen stehen jetzt die ersten 20 fest.
Als Journalist versucht man ja immer aus den vielen, vielen Filmen einzelne Themenschwerpunkte zu destillieren, um das Lesen leichter zu machen und Trends aufzuspüren. Was aber von diesem Programm bekannt ist, geht so weit auseinander thematisch, ist so breit gefächert sowohl inhaltlich, wie geographisch und stilistisch, dass man einfach akzeptieren muss: Hier steht jeder Film für sich. Das hier sind die bis jetzt bekannten:

Da wäre zum Beispiel das Kurzfilmprojekt aus Taiwan bestehend aus 20 Kurzfilmen von ebenso vielen Regisseuren mit dem Namen 10+10. Offiziell läuft es zwar unter dem Namen eines der Regisseure, Hou Hsiao-hsien, aber das Kollektivprojekt macht jetzt schon mit einer kleinen Aktion auf sich aufmerksam. Die Regisseure hoffen allesamt im Februar nach Berlin zu reisen.

Interessant sieht der marokkanische Film DEATH FOR SALE von Faouzi Bensaïdi aus. Drei Kleinkriminelle, die einen Bankraub planen gepaart mit einer Geschichte von der Freundschaft, die an der Liebe des einen zu einer High-End Prostituierten zu zerbrechen droht. Was derzeit der Welt des arabischen Frühlings filmisch kommt, ist vielversprechend.

DOLLHOUSE von Kirsten Sheridan aus Irland erzählt von einer Nacht in der Gruppe von Teenagern, die in ein Reiche-Leute Haus einbrechen. Der Einbruch entwickelt sich in eine chaotische Nacht voller Offenbarungen, die keinen der jungen Leute unberührt zurücklässt.

Mehr: " 20 von 50 - Panorama Programm der Berlinale 2012 steht fast zur Hälfte " »

Impressum