Perspektive Deutsches Kino

Perspektive-Interview: Mariejosephin Schneider, Regisseurin von Jessi


Luzie Ahrens war ein großer Glücksgriff


Mariejosephin Schneider, geboren 1976 in Berlin, studiert an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Der mittellange Film Jessi, der in der Pespektive Deutsches Kino läuft, ist ihr Film für das dritte Studienjahr. Mit Steffen Wagner sprach Mariejosephin Schneider darüber, wie Sie gemeinsam mit Kamerafrau Jenny Lou Ziegel den Film konzipierte und verwirklichte und über die Zusammenarbeit mit der Hauptdarstellerin Luzie Ahrens.

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Perspektive-Interview: The Boy Who Wouldn't Kill


Ein Bekenntnis zum Kino

Anna und Linus de Paoli haben gemeinsam des Drehbuch zu The Boy Who wouldn't Kill geschrieben. Linus hat Regie geführt, Anna produziert. Im Interview sprechen sie über die Entstehung dieser post-apokalyptischen Vater-Sohn-Geschichte und ihre nächsten Pläne.

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Lebendkontrolle von Florian Schewe


So sind Männer eben

Mark (Gerdy Zint) ist jung und ein Bündel an Aggression. Deswegen sitzt er im Knast, was seine Agressionen nicht gerade verringert. Wenn seine Freundin Jessica (Franziska Jünger) ihn besucht, freut er sich kurz und brodelt dann den Rest des Besuchs vor Eifersucht. Der einzige Silberstreif am Horizont ist sein Ausgang in wenigen Tagen. Sein Zellengenosse, der routinierte Knacki Boxer (Eddy Kante), hat einen Auftrag: Er soll seiner Tochter Geld bringen, damit die ihre Ausbildung an der Hotelfachschule finanzieren kann.

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Narben im Beton von Juliane Engelmann


Der Zuschauer hat keine Wahl

Anna (Carmen Birk) ist 23 Jahre alt. Ihr Leben ist eine einzige Überforderung: Sie hat drei Kinder, das jüngste noch ein Kleinkind, das älteste geht schon in die Schule. Ihr Mann ist so stumpf wie das Programm auf der ewig flimmernden Mattscheibe. Er betrügt sie auf der Wohnzimmercouch und macht sich nicht einmal die Mühe, das zu verbergen. Anna ist schon wieder schwanger, aber sie hat sich entschlossen, das einfach zu ignorieren.

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Jessi von Mariejosephin Schneider

Weil es nicht so sein kann, wie es war

Jessi (Luzie Ahrens) ist 11 Jahre alt, aber Jessi ist erwachsener als andere Elfjährige; sie muss erwachsener sein, denn ihre Mutter (Jasmin Rischar) sitzt im Gefängnis. Wenn das Mädchen seine Mutter besucht, wirkt Jessi wie die Erwachsene und ihre Mutter wie ein Kind. Jessi lebt in einer Pflegefamilie. Sie würde viel lieber im alten Haus der Mutter oder bei ihrer Schwester (Sophie Rogall) wohnen, aber das geht nicht. Denn Jessi darf nichts entscheiden.

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Alle meine Väter von Jan Raiber

...und der Väter Väter Väter Väter (Monty Python, Life of Brian)

So ehrlich muss Dokumentarfilm sein. So tief und erhellend und mutig kann er sein. Der junge, hochsympathische Regisseur und „Darsteller“ Jan Raiber beschloss, seinen ersten Film über die Suche nach seinem leiblichen Vater zu machen. Er offenbart die Idee zunächst seinen Geschwistern. Sein Bruder ist schockiert, weil er dachte, sein Vater sei auch Jans Vater "krass, krass" kann er immer nur sagen; die Schwester wusste um die Halbbruderschaft, hat aber immer geschwiegen. Mama und Papa ahnen was, als Jan von seinem Filmprojekt erzähllt, und unterstützen ihn bald in aller Ehrlichkeit, Befangenheit, Scham, begleitet von eigenen Ängsten und verdrängten Konflikten.
Alle meine Väter ist ein Film über das Paradox, dass es am allerschwierigsten ist, mit den Leuten über etwas sehr persönliches zu sprechen, die einem am nächsten stehen: der eigenen Familie.

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Cindy liebt mich nicht von Hannah Schweier

Mit dem Passat auf Sinnsuche

Maria (Anne Schäfer) ist so glücklich. Barkeeper Franz (Clemens Schick), ihr neuer Freund, ist so ein cooler Typ. Eisblaue Augen, Lederjacke, emotional, spontan, genau ihr Typ. Genauso glücklich ist Maria schon etwas länger mit ihrem Freund David (Peter Weiss). David arbeitet in der Staatsanwaltschaft, bereitet eine große Jurakarriere vor und sieht aus, als sei er schon mit der Aktentasche unter dem Arm auf die Welt gekommen, aber er ist so verständnisvoll und fürsorglich und von der etwas verrückten Maria rettungslos fasziniert. Dann ist Maria verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. David spürt Franz auf und eine gemeinsame Suche beginnt.

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Hollywood Drama von Sergej Moya

Wahrhaftigkeit für Bernd und Roland

Der deutsche Film meint es bekanntlich sehr ernst. Authentisch muss es sein, das haben große deutsche Regisseure, Produzenten und Schauspieler erkannt. Deshalb trug zum Beispiel Bruno Ganz in Der Untergang eine original Führerunterhose, die dann so kratzte, dass sich der Ifflandring-Träger in eine veritable Knallcharge verwandelte und nicht umhin konnte, den GRÖFAZ in beste Kleinkunst-Mimikry umzudeuten – auf dass kein Auge trocken blieb. Franz Arnold (Clemens Schick) geht sogar einen Schritt weiter: Als SS-Offizier bleibt er sogar dann noch in seiner Rolle, wenn der Take schon vorbei ist. Erst sein Regisseur Heinrich Hugenrubel (Carlo Ljubek) holt ihn wieder in die Realität zurück. Dann zieht es die beiden Verfechter teutonischer Wahrhaftgkeit nach Amerika. Mit Hollywood Drama liefert Sergej Moya ein Genre, das man in der Perspektive viel zu selten sieht: eine Satire.

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Glebs Film von Christian Hornung

Wortkaskaden und Scherengeklapper

Glebs Film existiert nur im Kopf von Gleb Lenz. Gleb hat einen kleinen Friseurladen in einem einfachen Backsteinsiedlung in Hamburg-Altona. Seine Kunden sind vor allem Rentner oder genauer gesagt vor allem Rentnerinnen. Glebs Leben könnte eigentlich ziemlich einförmig und langweilig sein, aber Gleb Lenz hat Phantasie: Er spricht mit den Menschen unter den Hauben nicht über das Wetter und die neuesten Katastrophen in den europäischen Königshäusern, sondern erzählt ihnen die Geschichte seines Films.

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Renn, wenn Du kannst von Dietrich Brüggemann

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Freundschaft, Liebe, Sehnsucht: Gefühle ohne Soße

Ein deutscher Film über die Dreiecksbeziehung zwischen einem Rollstuhlfahrer, einem Zivi und einer Cellistin? Das könnte schlimm werden - Gefühlssoße, die zäh von der Leinwand tropft. Renn, wenn Du kannst ist zum Glück anders. Querschnitter Ben (Robert Gwisdek) ist ein erfrischend zynisches Arschloch, fährt im auf Handgas umgebauten Ami-Oldtimer durch die Gegend und teilt verbal in alle Richtungen aus. Christian (Jacob Matschenz) ist sein neuer Zivi und der erste, der sich vom misantrophischen Ben nicht terrorisieren lässt. Er zeigt Ben ziemlich deutlich, dass man nur mit Ironie im Leben auch nicht wesentlich weiterkommt. Annika (Anna Brüggemann), die von Lampenfieber geplagte Cellistin, sorgt für Gefühlsaufwallungen und Komplikationen.

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The Boy Who Wouldn't Kill von Linus de Paoli

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Kleines Budget, großes Kino

Das Budget ist mit etwa 15.000 Euro klein und die Spielzeit mit 25 Minuten kurz, aber das hat Regisseur Linus de Paoli und Produzentin Anna de Paoli, die auch gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben (Co-Produzentin Anna Katharina Guddat), keine Grenzen gesetzt: The Boy Who Wouldn't Kill sieht aus, klingt und fühlt sich an wie großes Kino. Der Film der beiden Studenten an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin erzählt die Geschichte einer Konfrontation zwischen Vater und Sohn auf einer einsamen Hühnerfarm irgendwo im Niemandsland nach der Apokalypse – es geht um nicht weniger als Leben und Tod.

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Starke „mittellange“ Filme in der Perspektive

Sogenannte „mittellange“ Filme, ca. 25. bis ca. 60 Minuten, haben es schwer, in die Kinos zu kommen und ein Publikum zu finden. Das ist schade, wie die Perspektive Deutsches Kino in diesem Jahr beweist. Nach den Pressevorführungen steht fest: Man kann auch relativ kurzer Zeit eine gute Geschichte erzählen. Positiv fällt auf, dass das Themenspektrum bei den Mittellangen in diesem Jahr von Science Fiction, über Komödien bis hin zum Sozialdrama reicht. Besonders gelungen sind zwei ganz unterschiedliche Geschichten über das Erwachsenwerden. „The Boy Who Wouldn't Kill“ von Linus de Paoli, inszeniert einen Vater-Sohn-Konflikt in der apokalyptischen Welt nach dem großen Krieg - 25 Minuten, die sich Anschauen und Anhören wie großes Kino. Die 11-jährige „Jessi“ steht im Mittelpunkt von Mariejosephin Schneiders gleichnamigen Film: Jessis Mutter sitzt im Gefängnis und das Mädchen muss erwachsener sein als es will.

Auf der Berlinale werden sechs der mittellangen Filme in zwei Dreierpacks gezeigt: „The Boy Who Wouldn't Kill“, „Glebs Film“ und „Hollywood Drama“ laufen zusammen am Sonnabend, 13. Februar, 19.30 Uhr Cinemaxx 3; am Sonntag, 14. Februar, 13 Uhr Colosseum und am Sonntag, 14. Februar, 20.30 Uhr Cinemaxx 1. „Jessi“, „Lebendkontrolle“ und „Narben im Beton“ werden gezeigt am Mittwoch, 17. Februar, 19.30 Uhr im Cinemaxx 3; am Donnerstag, 18. Februar, 13 Uhr im Colosseum und Donnerstag, 18. Februar, 20.30 im Cinemaxx 1. Kurzfilm Nummer 7 „WAGs“ läuft im Vorprogramm am Freitag 19. Februar, 19.30 Uhr im Cinemaxx 3; am Sonnabend, 20. Februar, 13 Uhr im Colosseum und Sonnabend, 20. Februar, 20.30 im Cinemaxx 1.

Perspektive Deutsches Kino mit 14 Filmen

Neun Spielfilme und fünf Dokumentarfilme zeigt die Perspektive Deutsches Kino in diesem Jahr; darunter sind acht mittellange Filme mit einer Länge von 25 bis 60 Minuten. Wie immer setzt sich der junge deutsche Film mit Problemen auseinander, in diesem Jahr vor allem mit familiären Problemen. Ob die Beiträge des Programms „Schmerzgrenzen überschreiten“, wie die Berlinale im besten Pressemitteilungsdeutsch behauptet, werden wir sehen.

Gespannt sein kann man zum Beispiel darauf, wie Carolin Schmitz in ihren Portraits deutscher Alkoholiker mit einem Problem umgeht, das jedem bekannt ist aber fast niemanden zu interessieren scheint. Jan Raiber berichtet in Alle meine Väter ebenfalls dokumentarisch über die Suche eines jungen Mannes nach seinem Vater. Dagegen hat Christian Hornung für Gelbs Film ein weniger schicksalhaftes Thema gewählt: Er portraitiert einen Friseur in Hamburg-Altona, der seinen Kunden eine Filmgeschichte erzählt, die nur in seiner Phantasie entstanden ist.

Auch die Spielfilme widmen sich eher düsteren Geschichten: Narben im Beton von Juliane Engelmann erzählt die einer völlig überforderten dreifachen Mutter, die erneut schwanger ist und Lebendkontrolle von Florian Schewe die eines Knackis auf Freigang. Eröffnet wird die Perspektive mit Dietrich Brüggemanns Renn, wenn Du kannst und der kann in einer Dreiecksbeziehung zwischen einer Cellistin, einem Rollstuhlfahrer und einem Zivi auch komische Momente entdecken.

"Renn wenn Du kannst" eröffnet Perspektive

Der Film "Renn wenn Du kannst" von Dietrich Brüggemann ist der Eröffnungsfilm der Perspektive Deutsches Kino bei der Berlinale 2010. Robert Gwisdek spielt einen Rollstuhlfahrer, der sich in eine Musikstudentin (Anna Brüggemann) verliebt und dabei in seinem Zivi (Jacob Matschenz) einen umbequemen Konkurrenten hat. Die Hauptdarstellerin Anna Brüggemann hat gemeinsam mit ihrem Bruder, der hinter der Kamera seht, auch das Drehbuch geschrieben.

Holighaus nur noch 2010 Leiter der "Perspektive"

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Der Leiter der „Perspektive Deutsches Kino“; Alfred Holighaus, trägt im Februar 2010 zum letzten Mal die Verantwortung für diese Sektion. Er wird schon im Januar Geschäftsführer der Deutschen Filmakademie, steht der Berlinale aber noch bis Ende Februar zur Verfügung. Holighaus kam im Sommer 2001 zur Berlinale und kuratierte im darauf folgenden Jahr zum ersten Mal die neu geschaffene Festivalsektion, die aktuellen deutschen Produktionen der unterschiedlichsten Formate eine Plattform bietet. Die Perspektive ist in einem knappen Jahrzehnt zu einer Art Wundertüte des jeweils aktuellen Filmjahrgangs geworden (die Filme müssen im Jahr vor dem Festival gedreht werden). In dieser Tüte finden sich immer wieder Kostbarkeiten, z.B. Muxmäuschenstill (Marcus Mittermeier), Netto (Robert Thalheim) oder Prinzessinnenbad (Bettina Blümner), aber auch häufig Unausgegorenes. Langweilig ist die Perspektive nie, besonders aktuellen deutschen Dokumentarfilmen verschafft sie verdiente Aufmerksamkeit.

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