Panorama

Panorama-Publikumspreis vergeben

Für ihre Polit-Doku-Satire "The Yes Men Fix the World" erhalten Andy Bichlbaum, Mike Bonanno und Kurt Engfehr den von Radio Eins, dem Tip und der Panomara-Sektion vergebenen Publikumspreis. Die Panorama-Zuschauer wählten den Film auf Platz 1 vor "Welcome" von Philippe Lioret und "Der Knochenmann" von Wolfgang Murnberger. Insgesamt wurden über 21.000 Stimmen abgegeben. Die Preisverleihung findet am morgigen Sonntag um 17 Uhr im Cinemaxx 7 statt.

"North / Nord" von Rune Denstad Langlo

Roadmovie abseits der Straße

Schneelandschaften und eine Art moderner norwegischer Cowboy, der begleitet von Country Musik durch diese Stille unterwegs ist. Er will nach Norden, ohne genau zu wissen, was er dort tun wird. Nur hinkommen will er, und hat damit das gute alte Motto Der Weg ist das Ziel wieder zum Leben erweckt.

Lange habe nicht mehr die Wiederauferstehung eines Helden mit soviel Humor, Traurigkeit und Alkohol gesehen. Toll.

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"Soul Power" von Jeffrey Levy-Hinte

"Soul Power“ mit diesem Song eröffnen der Godfather of Soul and the Mighty JBs den Film, mit “Say it Loud (I’m black and Proud)” beenden sie die Dokumentation über das Soul Power-Festival 1974 in Kinshasa im Rahmenprogramm zum “Rumble in the Jungle” Ali vs. Frazier. Jeffrey Levy-Hinte hat aus mehreren Tagen Filmmaterial – allein 12 Stunden Konzert-Footage – einen Musikfilm im cinema verité Stil gemacht, der einen auf eine Klassenfahrt der Elite-Soulschule nach Zaire mitnimmt. Dabei sind neben James Brown, Bill Withers, Miriam Makeba, B.B. King und die Spinners in einer Soundqualität, die sich mit den besten Musikfilmen von heute messen kann.

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"Little Joe" von Nicole Haeusser

Joe Dallesandro war der erste Schauspieler, der sich in den Kunstfilmen von Warhols Factory auszog und "full-frontal“ vor der Kamera agierte. Nach drei Filmen ("The Loves of Ondine“, "Lonesome Cowboys“, "Flesh“) war er 1968 eine Sex-Ikone und spukte fürderhin durch die Köpfe von Männern und Frauen des Underground. Dallesandro – wegen seines Tattoos auf dem rechten Oberarm nur "Little Joe“ genannt – sah und sieht das alles mit erfrischender Gelassenheit. "So? Das war also Kunst?“, fragt er im Dokumentarfilm von Nicole Häusser. "Meine frühen Aktfotos waren Pornographie und im Film ist es Kunst? Na gut.“

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"Rabioso sol, rabioso cielo / Raging Sun, Raging Sky" von Julián Hernández

Wortloses Bumm-Bumm in Schwarz-Weiß

Ok, ein Stummfilm über Sex in Schwarz/Weiß. Erst ein hetero, dann homo Paare. Keine Figur spricht mit der anderen, spricht überhaupt. Es sind Stimmen da, die aus dem Kopf vielleicht kommen, Alltagsdinge denken, ohne Zusammenhang. Das Schwarz/Weiß wird mit viel Gegenlicht und Schärfenwechsel inszeniert, starke Kontraste. Ja, ganz schön anzusehen, aber es fehlt auch hier ein Zusammenhang, oder jedenfalls ist der erkennbare reichlich prätentiös. Die einen (das hetero Paar) treffen sich in einer Westside Story-artigen Szene auf einer Brücke, tanzen im Regen und vögeln sich dann die Seele aus dem Leib. Die Schwulen finden sich in schmierigen Toiletten und Kinos, immer die Angst entdeckt zu werden. Ja und weiter?

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"Milk" von Gus van Sant

Zwischen den deprimierenden Auftaktszenen von „Milk“ – körnige schwarz-weiß Fernsehbilder aus dem Florida der 60er-Jahre – in denen Männer, die verzweifelt ihre Gesichter zu verbergen suchen von Polizisten in einen Transporter gezerrt werden, nur weil diese Männer schwul sind – und den Schlussbildern, in denen tausende Menschen sich in San Francisco mit dem ermordeten Harvey Milk solidarisieren, liegen 128 Filmminuten, ein Politikerleben und eine gesellschaftliche Revolution. Natürlich ist die Ermordung eines Menschen auch etwas Deprimierendes, aber diese Solidaritätsgeste war 1979 nicht nur eine der Trauer, sondern auch eine der Hoffnung: Harvey Milk hatte in nur sieben Jahren etwas für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben erreicht, dass sich durch Gewalt nicht rückgängig machen lässt.

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"The Yes Men Fix the World" von Andy Bichlbaum, Mike Bonanno und Kurt Engfehr

"Yes Men" gewinnen den Panorama-Publikumspreis

Die „Yes Men“ wollen die Welt retten – mit Kapitalismuskritik. Zu diesem Zweck führen Andy Bichlbaum und Mike Bonanno nach ihrem Film aus dem Jahr 2003 in „The Yes Men Fix the World“ zum zweiten Mal Manager, Regierungsvertreter, Wirtschaftsexperten und die Medien vor, indem sie sie einfach nachahmen. Dabei zeigt sich: wenn die Kamera angeht, reden Experten mit jedem; wenn die Powerpoint-Präsentation hochfährt, fahren Managergehirne runter und die Medien (BBC, CNN, diverse Nachrichtenagenturen) glauben und berichten eigentlich alles.

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"Fig Trees" von John Greyson

Wer noch die Gelegenheit hat, der sollte sich „Fig Trees“ anschauen. Natürlich gibt es 100 andere Filme, die wir uns auch noch auf der Berlinale anschauen sollten. Doch „Fig Trees" wird man so schnell nicht mehr zu sehen bekommen, denn seine Heimat sind die Filmfestivals. Darauf zu warten, dass der Film ins Fernsehen kommt, ist keine Alternative. Man täte sich keinen Gefallen. "Fig Trees" braucht viel, viel Platz. Er braucht das Kino und die große Leinwand.

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"Sólo quiero caminar" von Augustín Díaz Yanes

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Last Woman standing

Dieser rasante Mafiafilm beginnt genau so wie er endet: mit Schüssen, Blut und Tod – und das was sich in der Zwischenzeit abspielt geht in eine ähnliche Richtung. Ein Genrefilm, der gleichzeitig die gängigen Klischees bedient und aufs Korn nimmt. Heraus kommt dabei in jedem Fall rasante, wenn auch ziemlich brachiale Unterhaltung.

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"Der Knochenmann" von Wolfgang Murnberger

Jetzt ist schon wieder was passiert ... Wer diese Stimme aus dem Off hört, weiß: Brenner (Josef Hader) muss wieder ermitteln in einer neuen Verfilmung eines Krimis von Wolf Haas. Diesmal kommt Brenner auf die Spur des Knochenmanns. Wie immer wieder Willen, denn eigentlich sollte er doch nur für den Berti (Simon Schwarz) eine Leasingrate für den zitronengelben Beetle vom Horvarth eintreiben. Jetzt aber ist der Horvarth verschwunden. Und was dann passiert, frage nicht, schau’ lieber hin.
Link zum festivalblog-Interview mit Josef Hader

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Interview mit Josef Hader

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Josef Hader, geboren 1962 in Oberösterreich, ist Kabarettist, Autor und Schauspieler, und bekannt für seinen bitterbösen schwarzen Humor, der immer sehr elegant daher kommt. Einem breiteren Publikum wurde Hader 1993 mit dem Film „Indien“ bekannt. Zurzeit tourt er mit seinem aktuellen Kabarettprogramm „Hader muss weg“ durch Österreich und Deutschland. Er hat bereits in drei Verfilmungen von Brenner-Krimis nach Wolf Haas den Detektiv Simon Brenner gespielt. Auf der Berlinale läuft die aktuelle Verfilmung, "Der Knochenmann", im Panorama. (Link zur Filmkritik) Mit Josef Hader sprachen Tiziana Zugaro-Merimi und Steffen Wagner.

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"Unmistaken Child" von Nati Baratz

Ok, stellen wir uns vor, eines Tages steht ein Betbruder, sagen wir von den Franziskanern, vor eurer Tür. Ihr seid untypische Deutsche und lasst den fremden Mann in seiner Kutte in Eure Wohnung, obwohl er komische Fragen stellt: wie ist der erste Buchstabe des Namens des Vaters, kann Euer Kind was besonderes? Der Mönch spielt mit dem Kind, zeigt im eine Kette und fragt, „Gehört das dir?“

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"The Countess" von July Delpy

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The Dark Knightin zu progressiv fürs Mittelalter

Das mal vorgweg: der Film könnte noch gewinnen, wenn er erst synchronisiert ist. In dieser Fassung, wo fast alle Hauptrollen von Nicht-Muttersprachlern in Englisch gespielt werden, geht so viel Seele verloren, dass der ohnehin gestelzte Sprachstil, in manchen Momente wie Schultheater wirkt. Paradox, dass gerade William Hurt, der einen ungarischen Akzent mimt, am besten rüberkommt.
Aber auch ansonsten ist July Delpys dritte Regiearbeit nicht so richtig rund. Eine Mischung aus Liebestragödie, Draculas Braut und feministischem Manifest. Eine Spukgeschichte inklusive Folterkammer und wallenden Köstümen, die in manchen Szenen ein wenig blutleer wirkt - wie die Jungfrauen, die geschlachtet werden.

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"Das Vaterspiel" von Michael Glawogger

Viele haben 'nen Nazi im Keller

Der Trend geht mal wieder zur Romanverfilmung. Dies ist Glawoggers mehr oder minder gelungene Versuch, Josef Haslingers gleichnamigen, fast 600 Seiten starken Roman zu verfilmen. Wir sollen laut Regisseurs den Film, wenn schon, dann auf anregende und kreative Weise nicht mögen. Nun gut, ich will mich bemühen.

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"The Shock Doctrine" von Michael Winterbottom & Mat Whitecross

Doktrinen Schrott - berechtigte Empörung schlecht verfilmt

Der neue Film von Michael Winterbottom ist so wild wie die Theorie, die er zu bekämpfen versucht. Naomi Kleins gleichnamiges Buch steht Pate für den Film gegen die Theorie vom freien Markt. Aber er will zu viel auf ein mal sein: zugleich Doktrin und Doku, zugleich Anklage und Aufschrei und liefert ein zerfasertes, mit Bildern unterlegtes Manifest, das sich nicht entscheiden kann zwischen der Wiedergabe von Fakten und Gegenpropaganda zum feien Markt.

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"Short Cut to Hollywood" von Marcus Mittermeier und Jan Henrik Stahlberg

„Short Cut to Hollywood“ ist ein echtes Überraschungs-Highlight der Berlinale. Jan Henrik Stahlberg hat nicht nur das geniale Drehbuch geschrieben, sondern spielt auch die Hauptrolle und führte gemeinsam mit Marcus Mittermeier Regie. Die Geschichte über drei Freunde, die aus ihrem tristen Alltag ausbrechen, um als Musik- und Medienstars in den USA Karriere zu machen, ist originell, skurril und zudem mit bizarrem Humor erzählt wie seit Jahren keine mehr in einem deutschen Film. Mehr vom Inhalt zu verraten, hieße den Spaß am Kinobesuch zu verderben. Das muss man gesehen haben: Auf der Berlinale läuft der Film noch am 12.2. im Zoo Plast, am 13.2. im Cinemaxx 7 und am 14.2. im International.

"When you're strange" von Tom DiCillo

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Laß den alten Mann in Frieden ruhen

The Doors - sie gelten als Ikonen der 60er und Sänger Jim Morrison wie Hendrix, Keith Moon und Janis Joplin als einer der Gefallenen im Feld der Rock Musik. Der frühe Tod dieser Heroen der 60er prägt bis heute das Bild vom wahren, harten, kurzen RocknRoll Leben. The Doors verkaufen noch heute, fast 40 Jahre nach dem Ende der Band, jedes Jahr eine Million Platten. Warum? - könnte man fragen. Und wenn man dann liest, der Kameramann von Jim Jarmusch hat aus bisher unbekannten Material einen Dokumentarfilm gemacht, klingt das zunächst interessant. Doch die Zweifel waren von Anfang an da, ob die Welt so einen Film braucht, ob dem Bild von Morrison und den Doors nicht in den dutzend bereits existierenden Dokus und dem sehr gelungen Spielfilm Olivers Stones genüge getan ist. Was kann man dem Wissen um die Band und den charismatischen Sänger hinzuzufügen, das wirklich neu ist, und selbst wenn es nicht ganz neu ist, was könnte so ein Film für eine frische Perspektive einnehmen zu dieser über-interpretierten und verklärten Zeit? Welche Offenbarung außer der Enthüllung, das Morrison zufrieden in Las Vegas lebt, ist möglich?

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"La journée de la jupe" von Jean-Paul Lilienfeld

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Warum bin ich eigentlich in diesen Film gegangen? Ok, ich gebe es zu: wegen Isabelle Adjani. Schließlich war sie in meiner Zeit eine Ikone. Unvergessen ihre Rolle in Luc Bessons Subway gemeinsam mit dem wasserstoffblonden Christopher Lambert. Zwischen diesen beiden Rollen liegen jetzt fast 25 Jahre und der Unterschied könnte nicht größer sein.

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"Laskar Pelagi" (Rainbow Troops) von Riri Riza

Einer der ersten Filme die im Panorama anlaufen, und schon ein Kandidat für den Panorama Publikumspreis. Erfolgsverwöhnt ist „Laskar Pelagi“ sowieso: Im Herbst 2008 angelaufen ist es bereits der erfolgreichste Film aller Zeiten in Indonesien.

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Panorama gibt erste Filme bekannt

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Brenner lebt! - und July Delpy ist untot

Das Panorama hat etwa die Hälfte seiner Filme bekannt gegeben. Dabei unter anderem der dritte (und vermutlich letzte) Film, mit Kommissar Brenner (Josef Hader) aus den Romanen von Wolf Haas: Der Knochenmann.
Aber auch wieder mit dabei Judy Delpy, die ihren wundervoll witzigen Neo-Woody Allen Erstling 2 jours a Paris letztes Jahr vorstellte und nun einen Vampirfilm gedreht hat, The Countess, bei dem es zunächst zu einer filmischen Reunion mit Ethan Hawke als Count Soundso kommen sollte - die leider nicht gelang. Dafür spielt Daniel Brühl wieder mit.
Außerdem gibt‘s unter anderem folgende Schmankerl:
- den Dokumentarfilm When You're Strange von Tom DiCillo über die Doors. Mal sehen was er den zahlreichen Dokus und dem Oliver Stone Film noch hinzufügen kann. Der Film lief in Sundance, genau wie...

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