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"Sweet Food City" von Gao Wendong

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Draußen ist feindlich

Trotz ihres klangvollen Namens ist die Hochhaussiedlung "Sweet Food City" ungefähr der letzte Ort, an dem man gerne wohnen möchte. Zwischen Häusertrümmern, abbröckelnden Fassaden und Müllhalden gibt es hier vor allem eines im Überfluss: Jede Menge Dreck. Kaum vorstellbar, dass hier trotzdem Menschen leben. Von diesen Bewohnern erzählt der chinesische Regisseur Gao Wendong in seinem Film.

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"Loos ornamental" von Heinz Emigholz

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Nur Häuser, leider

Klingt ein bisschen wie James Benning, nur mit Häusern. Also einfach nackte Stativaufnahmen, in diesem Fall von Häusern und Räumen des Architekten Adolph Loos (1870-1933), ohne Erklärung, ohne Interviews, ja meist ganz ohne Menschen. Doch der Film verfehlt in doppelter Hinsicht sein Ziel: Nicht nur weil er seinem Titel nicht gerecht wird und Loos als "ornamentalen Architekten" enttarnt, sondern auch weil er sich „Architektur als Biographie“ nennt, aber in keiner Weise (außer chronologisch Loos‘ Gebäude zu zeigen) versucht, die Person Loos mit seinen Gebäuden, sein Leben oder sein Denken mit seinen Projekten in Zusammenhang zu bringen. Aber selbst wenn man diese Defizite beiseite lässt, ist dieser Film nur in seltenen Momenten in der Lage, einen Gesamteindruck der Gebäude und damit die architektonischen Eigenheiten der Gebäude und Räume zu geben. Wofür dann einen Architekturfilm machen?

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"Flipping Out" von Yoav Shamir

Flipping out

Turn on, tune in, drop out

Aber genau umgekehrt. Denn diese jungen Männer und Frauen, vor kurzem aus der israelischen Armee nach 3jährigem Wehrdienst entlassen, gehen die Sache von hinten an: Erst raus der Armee, dann mit der Abfindung nach Indien reisen und dort den Kopf wieder frei rauchen. Dieser Film dokumentiert das Treiben der jungen Israelis.

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"Ecstasy of the Angels" von Wakamatsu Koji

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Was wäre in Deutschland wohl los gewesen, wenn es in den siebziger Jahren einen Softporno über die RAF gegeben hätte? Dass die Grundidee gar nicht so abwegig ist, wie man zunächst denkt, zeigt „Ecstasy of the Angels“ von Wakamatsu Koji.

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"Corroboree" von Ben Hackworth

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Gäääääääääääääääääääääähn!

"3 Dias" war ja schon ein Reinfall, aber noch unterhaltsam gegen diese 96minütige Lebenszeitverschwendung. Ein ärgerliches, prätentiöses, und pseudointellektuelles Filmkunstwerk, das man sich AUF KEINEN FALL anschauen sollte (und dabei bin ich eigentlich ein gutmütiger Typ).

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“RR” von James Benning

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Zug nach Zug nach Zug nach Zug nach Zug

RR ist ein Eisenbahnfilm, vor allem aber ist es ein Landschaftsfilm, der von zufälliger und absichtlicher Schönheit, von Licht, von Stimmungen und räumlichen Strukturen, von Rhythmen und von den USA erzählt. Es handelt sich um ein kunstvolles Arrangement weniger Parameter innerhalb eines festen Settings.

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"Yasukuni" von Li Ying

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Spinner der Welt, vereinigt Euch!

Manchmal scheint es, als spiegele Deutschland sich gern in Umgang der Japaner mit ihrer aggressiven, kriegerischen, Genozid Politik während des zweiten Weltkriegs. Was dort viele sagen und tun, haben sich in Deutschland viele lange verkniffen. Aber auch bei uns gab es seltsame Mythen, wie, "Die Wehrmacht war sauber." oder "Davon haben wir nichts gewusst". Sonst hätte wohl Weizäckers Rede 1988, die Fernsehserie "Holocaust" und die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" nicht nach fast 50 Jahren solche Wellen geschlagen.

Japan musste nach dem Krieg nicht viel ändern, konnte seinen Tenno behalten, es gab auch Kriegsverbrecher Prozesse in Hiroshima (aber nicht wegen Hiroshima) wie in Nürnberg. Und dann wurde viel und ausdauernd geschwiegen.

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„Nacht vor Augen“ von Brigitte Maria Bertele

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Veteran ist nicht nur ein Wort

Zwei Filme an meinem ersten Berlinale Tag, die von Angst und mißglücktem Heldentum handeln. In „Leo“ von Josef Fares versucht der Held des Films seine Schuldgefühle und Angst durch einen Rachefeldzug zu bekämpfen, in „Die Nacht vor Augen“ versucht ein aus Afghanistan heimkehrender deutscher Soldat seine Schuld und Angst durch Normalität zu unterdrücken. In beiden Fällen mit schlimmen Folgen.

Der Bundeswehrsoldat David (Hanno Koffler) kehrt aus Afghanistan in Kampfmontur in ein beschauliches Schwarzwaldörtchen zurück, seine Freundin empfängt ihn freudig, genau wie Freunde und Familie. Doch schnell ist klar, der Mann ist nicht mehr der gleiche. Warum behandelt er seinen 7 jährigen Halbruder so rüde und will ihm Härte ein- und die Angst austreiben. Warum kann David sich nicht mehr anfassen lassen, ist impotent, nässt ins Bett? Warum schläft er nicht, wer ist die verschwommene Figur, die in seinen Träumen bei ihm auf der Bettkante sitzt?

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"Leo" von Josef Fares

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Auge um Auge...

Der Film dreht sich um die Frage, die mir bei meiner Musterung für die Bundeswehr gestellt wurde, als ich sagte, ich wolle verweigern: „Was würden sie denn machen, wenn ihre Freundin angegriffen und vergewaltigt wird. Würden sie nicht schießen, um sie zu retten?“

Der Film Leo von Josef Fares, der bisher mehr Kommödien wie "Jalla Jalla" und "Kops" gemacht hat, braucht nur 5 Minuten, dann steigt sie hoch im Zuschauer: die Wut, die Hilflosigkeit, die man angesichts von Menschen empfindet, die einen in ihrer Gewaltbereitschaft einschüchtern und denen es allein um Dominanz ohne jegliche moralische Bedenken oder Skrupel geht.
Leo geht nach der Feier seines 30. Geburtstags mit seiner Freundin nach Hause, sie sind fröhlich, ausgelassen, plötzlich zwei Typen vor ihnen in der leeren Straße. Der berüchtigte: „Was guckst du, willst du Ärger..“ Satz führt in nur zwei Minuten in die Katastrophe.

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"Tribu" von Jim Libiran

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Gangfilme haben schon seit jeher ihren festen Platz in der Kinogeschichte. Von der Verfilmung der "West Side Story" durch Robert Wise (1961), Coppolas "The Outsiders" (1983) und John Singletons "Boyz n the Hood" (1991) beschäftigen sie sich alle mit dem perspektivlosen Kampf rivalisierender Jugendgangs und der Spirale aus Gewalt und Gegengewalt. „Tribu“ steht in gewisserweise in dieser Tradition und ist doch ganz anders.

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"My Winnipeg" von Guy Maddin

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Wem kommen nicht immer wieder im Traum Szenen aus unserer Heimatstadt. Wir sehen die Läden, in denen wir als Kind gekauft haben, die Familie oder das Elternhaus. Dann spüren wir plötzlich wieder diese Fluchtbewegung, den Wunsch unsere Heimatstadt für immer zu entfliehen.
Diese Fluchtbewegung kann unser Leben prägen und unsere Träume bestimmen. Künstler haben dabei einen großen Vorteil: sie träumen öffentlich.

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