Berlinale 2008

Das Schaulaufen....

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(Quelle: Berlinale)

...auf dem roten Teppich hat begonnen. In einer halben Stunde werden dann die Bären vergeben. Wir werden berichten.

Kino und Kirche

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Filme können offenbar noch immer politische Debatten auslösen über die Offenheit einer Gesellschaft und Freiheit der Kunst. So auch zwei Filme auf der Berlinale, die in ihrem Heimatland Italien Unruhe stiften oder das politische System portraitieren und den nach wie vor erstaunlichen Einfluss der Kirchen auf Politik und Gesellschaft zeigen.
Wir haben ja in Deutschland auch unsere Bischöfe Dyba und Meissner - die ergrauten Herren äußern sich ebenfalls gern über Dinge, von denen sie wenig Ahnung haben dürften: Kunst, Vaterschaft, Familie, Sex, Homosexualität. Warum soll eigentlich jemand über die Regeln eines Spiels bestimmen können, das er selbst nicht spielt?

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Was wir essen (3) - Mittag

Mittagessen???

Der Potsdamer Platz hält immer wieder nahrhafte Überraschungen bereit. Mein persönlicher Tipp: die leckeren Bagel von Solomons in den Arkaden. Für ein Euro oder ein wenig mehr gibts leckere Bagel mit getrockneten Tomanten oder Cinnamon-Raisin, passend zum Kaffee im Kino, äußerst lecker und praktisch zu essen. Aber es gibt auch etwas für die nach unten offene Krustenbratenbrötchenskala: Spinatbagel mit Käse überbacken! Dahinter verbergen sich geschätzte 4000 Kalorien in üppiger Schmelzkäseschicht auf faserigem Spinat, veredelt mit einer undefinierbaren Füllung. Das ganze serviert im knackigen Styroporbehältnis. Und anschließend schläft es sich im Kino richtig gut.

Was wir essen (2) - Frühstück

Was ist das für eine Berlinale, wo bleibt der Schneeregen? Ich trau dem Braten nicht. Heute jedenfalls "Frühstück" in der Sonne, Jacke offen. Fast wie in Cannes...

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Diplomatie in Zeiten des Terrors

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Filme beschäftigen ich nicht nur mit Fiktion, sondern auch mit der harten Realität. Die zeigen die zahlreichen Dokumentationen auf dieser Berlinale. "Standard Operating Procedure", der erste Dokumentarfilm überhaupt im Berlinale-Wettbewerb, stellt die Frage, welche Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus legitim sind. Sony Pictures Classics und Participant Media laden begleitend zum Film von Errol Morris am Mittwoch, 13. Februar, um 15 Uhr zu einer öffentlichen Diskussion ein. Die Veranstaltung findet im Ballsaal (1. Stock) des Ritz Carlton Hotels, Potsdamer Platz 3, statt.

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Was wir essen (1)

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Krustenbraten, Berlin 2008

Eine Berlinale ist schließlich keine Kur. Keine Zeit, keine Zeit, also: Höchstens Fastfood zwischen zwei Filmen. Besonders beliebt: Der Krustenbraten aus den Arkaden, liegt so schwer im Magen, das er auch nach drei Filmen noch nicht verdaut ist. Wunderbar. Und das zur Fastenzeit. Gibt es eigentlich schon einen Ernährungsberater für Festivalbesucher?

Die Berlinalefänger

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Die Freunde von Tom Cruise sind auch schon da

Während der Berlinale lauern sie überall, Menschen mit Botschaften, Anliegen, oder, schnöder, mit Produktproben und Werbung. Am Tage rase ich an ihnen vorbei, komme in letzter Minute zum Film, man müsste verrückt sein mir mit dem gehetzten Blick ein Zeitungsabo aufschwatzen zu wollen. Aber nach den Filmen am Ende des Tages bin ich leichte Beute. Da stehen sie, vor der S-Bahn Potsdamer Platz, und fragen mich: „Lust auf einen kostenlosen Stresstest?“

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Fußvolk

Anders als die Herren und Damen mit Akkreditierung oder Gehbehinderung gehöre ich zu der Minderheit von Kinoenthusiasten, die sich ihre Berlinalekarten mit mühseligem Schlagestehen selber kaufen müssen. Das Bestellen im Internet kann man nämlich getrost vergessen (10 Uhr beginnt der Verkauf, 10:01 waren alle Filme bereits ausverkauft - wie toll ist das denn?) und das hat mir schon mein Kinoprogramm von heute und morgen versaut.
Also bin ich nicht verzagt heute mittag zum Kino International geradelt. Durchgefroren steige ich am roten Teppich ab, wo mich ca 200 meist jüngere Frauen anstarren. Promialarm. Na gut, ihr Interesse gilt nicht mir, aber vielleicht hab ich ja Glück und bekomme während des Wartens auf Karten einen Promi zu Gesicht...

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Mit dem dicken B ins Paradies: Schwerbehindertenkartenvorverkauf

Als ich durch die Arkaden am Potsdamer Platz eile, sehe ich sie: Die Mühseligen und Beladenen, die nach Berlinale-Karten lechzen und in endlosen Schlangen stehen. Diabolisch kichere ich in mich hinein. Ich habe sie, die Eintrittskarte ins Paradies. Einen grün-roter Lichtbildausweis, der mir aufgrund einer „außergewöhnlichen Gehbehinderung“ (Wie geil klingt das?! Bin ich etwa einer von den Gewöhnlichen? – Natürlich nicht.) eine 80-prozentige Schwerbehinderung bescheinigt. Was noch viel wichtiger ist: Ein dickes schwarzes B auf der Vorderseite verkündet amtlich trocken „Die Notwendigkeit ständiger Begleitung ist nachgewiesen.“

So ist das, liebe Filmnerds ... Aufgrund dieser amtlich beglaubigten Hilflosigkeit kann ich gleich im Service Center der Berlinale das Ding drehen, den Bruch machen, den Jackpot knacken – ganz legal. Mehrere Stunden habe ich in der vergangenen Woche mein Hirn arbeiten lassen, das noch außergewöhnlicher ist als mein verblüffender Gehapparat.

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Jury schmeisst hin

So schlimm ist es natürlich nicht. Aber sehr selten ist es schon, wenn zwei prominente Jurymitglieder am Tag der Eröffnung absagen. Susanne Bier muss plötzlich in die USA fahren, um dringende Vorberereitungen für ihren nächsten Film zu treffen. Sandrine Bonnaire legt ihr Mandat nieder. Zwar hat sie nichts politisch unkorrektes gesagt, was ja in Deutschland bekanntlich häufiger der Fall ist, aber sie kann aus familiären Gründen nicht die ganze Zeit auf der Berlinale sein. Wenn Dieter Kosslick allen Prominenten bei der Stoned Eröffnungsgala ein Busserl gibt, wissen wir schon jetzt, was er ihnen ins Ohr flüstert: "Willst du nicht?"

Kontrollzone Berlin

Schon auf der Einfahrt nach Berlin wurde mir gestern klar: dieses Jahr ist irgendetwas anders. Auf Las Vegas ähnlichen Leuchttafeln wird man schon auf der Autobahn darauf hingewiesen, dass man nicht mehr "einfach so" nach Berlin City reinfahren darf: nur noch plakettiert. Sonst: Kontrolle, 40 Euro, ein Punkt in F.

Am nächsten Morgen am Potsdamer Platz scheint dagegen wieder alles so wie ich es letztes Jahr zurückgelassen habe. Gleich im Foyer des Pressezentrum tönt mir das Sprachgewirr aus Schwedisch, Spanisch, Koreanisch und Chinesisch entgegen. Eingelullt von den Schwingungen des Wohlbekannten bezahle ich weihnachtsselig meine 40 Euro, die hier viel besser aufgehoben sind, und bekomme dafür meinen Festivalausweis. Dazu ein kleines weißes Blatt Papier. Doch so unschuldig wie es tut ist es nicht:

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Die Jury - Glam&Grips

Die Berlinale Jury ist eine knifflige Sache: Es soll sich Kompetenz, von vor und hinter der Kamera zusammenfinden, Big Names wären nicht schlecht für dem Glamfaktor, ein bisserl Sexappeal und natürlich ein "Presidente", der einem A-Festival alle Ehre macht. In dieser Hinsicht ist die diesjährige Jury eine gelungene Mischung:

Jury-Präsident Constantin Costa-Gavras soll den Anspruch der Berlinale festigen, ein Festival zu sein, in dem es politisch-engagiert zugeht. Eine Tatsache, die immer wieder angesichts des Wettbewerbs Prorgramm angezweifelt wird. Wir werden sehen.

Der Szenenbildner Uli Hanisch, der sich für alle Tykwer Filme verantwortlich zeigte, wobei ich vor allem an den frühen Tykwer "Winterschläfer" denke, der großartige Räume und Atmosphäre hatte.

"Unsere Frau in Hollywood" ist auch da, Diane Kruger, Schauspielerin, die mal Diane Heidkrüger hieß, ebenfalls ein echter Hingucker directamente aus "El Ey".

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Berlinale-Wettbewerbsbeitrag "There Will Be Blood" für acht Oscars nominiert

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Daniel Day-Lewis als Daniel Plainview. (Quelle: Berlinale)

Der Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „There Will Be Blood“ von Paul Thomas Anderson wurde heute von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences für acht Oscars nominiert, darunter auch die wichtigsten Nominierungen in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“. Anderson wurde außerdem für das „Beste adaptierte Drehbuch“ nominiert. Daniel Day-Lewis tritt in der Konkurrenz „Bester Hauptdarsteller“ gegen George Clooney, Johnny Depp, Tommy Lee Jones und Viggo Mortensen an. Day-Lewis spielt die Hauptrolle des kleinen Minenbesitzers Daniel Plainview, der 1898 auf Öl stößt und in den nächsten drei Jahrzehnten zu einem der reichsten Öl-Tycoone Südkaliforniens aufsteigt. Andersons Film basiert auf Upton Sinclairs Roman „Oil“ aus dem Jahr 1927.

Weitere Nominierungen für ihre Arbeit an „There Will Be Blood“ erhielten: Robert Elswit (Cinematography), Jack Fisk und Jim Erickson (Art Direction), Dylan Tichenor (Film Editing) und Matthew Wood (Sound Editing).

Berlinale Shorts unter neuer Leitung

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Eine neues Gesicht in der Riege Sektionsleiter: Maike Mia Höhne arbeitet seit Sommer letzten Jahres als Kuratorin für die Sektion Berlinale Shorts. Erst 2007 ist diese Sektion geschaffen worden, nachdem die bis dahin getrennten Kurzfilmbereiche von Panorama und Wettbewerb aufgelöst wurden. Dieser Akt war nicht unumstritten und sicher auch ein Grund für den Weggang von Margaret von Schiller aus dem Panorama Team.

Der berufliche Hintergrund von Maike Mia Höhne verspricht ein spannendes Kurzfilmprogramm, denn sie hat bereits als Autorin, Produzentin, Regisseurin und Darstellerin gearbeitet. Sie hatte z. B. auch eine Nebenrolle in Grbavica, dem Gewinnerfilm der Berlinale 2006. Wir wünschen von in jedem Fall von dieser Stelle viel Erfolg.

Doku-Fantasy eröffnet Programm des Forums

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Guy Maddin auf der Berlinale 2007 (Quelle: Berlinale)

Wie 2007 wird auch dieses Jahr das Programm des Forums wieder durch ein neues Werk des kanadischen Regisseurs Guy Maddin eröffnet. "My Winnipeg" ist Maddins persönliche Sicht auf seine Heimatstadt Winnipeg, die in Kanada wegen ihrer langen Winter auch Winterpeg genannt. Der Regisseur beschreibt seinen Film als Doku-Fantasy: eine Mischung aus Dokumentaraufnahmen, Inszenierungen, Familienfotos und alten Filmausschnitten. Nach "Cowards Bend the Knee" und "Brand Upon the Brain!" ist "My Winnipeg" der dritte Teil einer Art "me-Triologie".


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Generalprobe zu Brand upon the Brain! auf der Berlinale 2007 (Quelle: Berlinale)

Maddins letztjährige Aufführung von "Brand upon the Brain! " in der Deutschen Oper, die von einem 34 Mann starken Orchester und Isabella Rossellini als Kinoerzählerin begleitet wurde, war ein großer Erfolg. Auch "My Winnipeg" hat wieder Live Elemente. Diesmal wird Guy Maddin selbst die Rolle des Erzählers übernehmen.
"My Winnipeg" ist bereits im Oktober 2007 auf dem Toronto Film Festival gezeigt worden und hat dort den Publikumspreis gewonnen. Gemeinsam mit "My Winniepg" im Programm sind Isabella Rossellinis 1-Minuten Kurzfilme "Green Porno". Verkleidet als Glühwürmchen, Spinne und Libelle erkundet sie das Liebesleben der Insekten.

Kleine Sensation im Panorama Programm

Wer monatelang fast unbemerkt hart und unermüdlich arbeitet, der freut sich, wenn er anderen endlich eine Ahnung von den Früchten seiner Arbeit geben kann. Eine besondere Genugtuung müsste dieses für den Leiter der Panorama Sektion Wieland Speck gewesen sein, denn er hatte wohl die im Vorfeld größte Nachricht, die sofort in der ganzen Presse verbreitet wurde: Megastar Madonna wird ihre erste Regiearbeit "Filth And Wisdom" als Weltpremiere im Panorama zeigen. Ob sie auch zur Berlinale anreisen wird, ist allerdings noch offen. Wieder einmal ist das Panorama die Sektion, in der Popkultur und Underground am dichtesten beieinander sind. Neben Madonnas Werk sind 12 weitere Filme bestätigt u.a. von Bruce La Bruce, Zero Chou und Brad Anderson.

Nur noch 40 Tage Fastenzeit....

„Let the games begin!“, wird dieses Jahr im Sommer zu hören sein. Wir fangen mit der Berlinale schon etwas früher an olympisch zu werden: Wieder warten im Februar etwa 700 Filme darauf gesehen, beschrieben, kritisiert, gefeiert zu werden, warten zahllose Schauspieler und Regisseure darauf auf Pressekonferenzen und Privataudienzen vom festivalblog befragt zu werden. Langsam baut sich Spannung auf und dorthinein platzen die ersten Meldungen über die Filme 2008 im Wettbewerb, Panorama und Forum.

Der Wettbewerb, die ersten Beiträge
Die Umtriebigen festivalblog Reporter konnten in diesem Herbst auf dem Filmfest in Rio bereits einen der Wettbewerbsbeiträge sehen: Tropa de Elite, ein in Brasilien diskutierter Film über eine Eliteeinheit der Polizei, die in den Favelas mit militärischen und meist im rechtsfreien Raum schießt, foltert und verhaftet. Mehr dazu hier im Text unten.

Sehr freue ich mich auf den Beitrag von PT Anderson, dessen Filme Boogie Nights und Magnolia ich schätze. Er wird einen in den USA schon als Film des Jahres gehandelten Beitrag in den Wettbewerb bringen. Bei There Will Be Blood geht es um einen Ölmagnaten in den USA des 19. Jahrhunderts, gespielt von Daniel Day Lewis. Hier werden mal wieder die Grundfesten der amerikanischen Ökonomie abgesteckt: Gier Unverfrorenheit, Mut, gemischt mit großen Idealen und Träumen sowie einer Priese Heldentum.....

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