Berlinale 2007

Berlinale Nachlese

Christian Westheide: Zwei Dicke Striche
Tiziana Zugaro-Merimi: Ist schon ok, Baby!
Steffen Wagner: Denn sie wissen nicht, was sie wollen
Andreas Tai: Heulen am Schreibtisch

Mehr: " Berlinale Nachlese " »

This Is Not A Pop Song

ScottWalker2.jpg

”Scott Walker: 30 Century Man” von Stephen Kijak (Panorama)

Scott Walker ist ein musicians’ musician. Von Musikerkollegen, besonders in England, wird er fast kultisch verehrt. Diese Verehrung brachte den Stein ins Rollen, der Stephen Kijak seinen Dokumentarfilm ermöglichte. David Bowie, der den Film mit produziert hat, Johnny Marr, Jarvis Cocker, Brian Eno, Radiohead, Alison Goldfrapp und unzählige andere sprachen vor dem Kamera über Walkers Musik. So ließ sich schließlich sogar Walker selbst überreden, sich für den Film interviewen zu lassen. Mehr noch: Kijak hatte die Möglichkeit, bei den Aufnahmen des 2006er Albums „The Drift“ zu filmen. Es entstand das Portrait eines Musikers, der abseits von allen musikalischen und erst recht kommerziellen Strömungen seine kreative Energien in Musik umsetzt, die nichts mehr mit Pop zu tun hat, sondern zeitgenössische Musik im Wortsinn ist.

Mehr: " This Is Not A Pop Song " »

Wer Nikki A sagt, muss auch Nikki B sagen

Nikki_Lee.jpg

"a.k.a. Nikki S. Lee" von Nikki S. Lee (Forum)

Die südkoreanische Fotokünstlerin Nikki S. Lee ist eine Meisterin im Spiel mit Identitäten. In ihren inszenierten Bildern übernimmt sie immer andere Rollen. Für ihren Film „a.k.a. Nikki S. Lee“ nimmt sie zwei grundsätzliche Identitäten an: Die der introvertierten „Nikki A“, die am liebsten allein in ihrer Wohnung liest oder sich um Ausstellungsdetails kümmert oder ernsthafte kunsttheoretische Diskussionen führt und die der jetsettenden „Nikki B“, die die Kunstwelt bereist, um Sammler zu treffen, neue Aktionen zu planen und den Kunstbetrieb am Laufen zu halten. Bei dieser Konstellation von einer Dokumentation zu sprechen wäre sicher naiv, dennoch gibt der Film Einblicke in das anstrengende Künstlerleben zwischen Kunst und Business.

Mehr: " Wer Nikki A sagt, muss auch Nikki B sagen " »

Das gewalttätige Folkhemmet

WhenDarknessFalls.jpg

“När Mörkret Faller“ von Anders Nilsson (Panorama)

Es gibt viele Formen von Gewalt: Die Ohrfeige, den Faustschlag ins Gesicht, eine Frau mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen, den Schuss, die eigene Tochter auf der dunklen Landstraße vor einen fahrenden LKW hetzen zu lassen. Der schwedische Regisseur Anders Nilsson zeigt in seinem Film „Bei Einbruch der Dunkelheit“ („När Mörkret Faller“) alle diese Formen der Gewalt und noch einige mehr. Der Film erzählt drei parallele Geschichten, in denen Menschen der Gewalt ausgeliefert sind, gegen die Recht und Gesetz nur wenig Schutz bieten. „Bei Einbruch der Dunkelheit“ ist ein düsterer Sozialkommentar, den Nilsson als Krimi inszeniert.

Mehr: " Das gewalttätige Folkhemmet " »

Ein glückliches Leben ist möglich aber unwahrscheinlich

Allealle.jpg

„AlleAlle“ von Pepe Planitzer (Perspektive Deutsches Kino)

Für Hajo Domühl (Milan Peschel) läuft es nicht. Er ist ein Säufer, macht gerade mit seiner Gerüstbaufirma pleite und jetzt sitzt er volltrunken in seinem Wagen auf der Landstraße irgendwo im gottverlassenen Brandenburg und die Karre verreckt. Auf einmal ein Wunder: Die alte Mühle fährt wieder, allerdings nur durch Muskelkraft bewegt. Hagen (Eberhard Kirchberg) schiebt. Hagen ist ein Baum von einem Kerl. Hagen schiebt Domühl wie ein Berseker über fünf Kilometer, was auch damit zu tun hat, dass Hagen geistigbehindert ist. Am Nachmittag hat in das Heim losgeschickt, er soll jetzt bei seinem Onkel wohnen. Doch den findet Hagen nicht, stattdessen landet er mit seiner Käfigmaus in Domühls versiffter Wohnung mitten im Nichts in südlich von Berlin.

Mehr: " Ein glückliches Leben ist möglich aber unwahrscheinlich " »

Ein unglaublich schlechter, sehenswerter Film

warhol_doc.jpg

“Andy Warhol: A Documentary Film” von Ric Burns

Ric Burns hat einen Dokumentarfilm gedreht. Dabei hat er das Kleine Ein-Mal-Eins des Dokumentarfilmdrehens bis zum letzten Komma befolgt. Sein vierstündiger Film erzählt das Leben Andy Warhols streng chronologisch. Verwandte, Zeitzeugen, Kunstkritiker und Kuratoren kommen zu Wort. In einem ausführlichen Voiceover wird das Leben Warhols erzählend vorangetrieben, dazu tönt ohne Pause einschmeichelnde Musik. Es ist ein Desaster. Das Allerschlimmste: Obwohl die Dokumentation ein Desaster ist, guckt man sie zwanghaft bis zum Ende, weil das Thema Warhol so faszinierend ist.

Mehr: " Ein unglaublich schlechter, sehenswerter Film " »

Vaterland oder Familie

g_shepherd.jpg

"The Good Sheperd" von Robert De Niro (Wettbewerb)

„The Good Sheperd“, die zweite Regiearbeit von Robert De Niro ist kein Agententhriller. Nach „A Bronx Tale“ hat De Niro erneut ein Familienepos gedreht. Er erzählt die Geschichte von Edward Wilson (Matt Damon), der in den Sechziger Jahren für die Abteilung der Gegenspionage der CIA arbeitet und bei der gescheiterten Schweinebucht-Invasion im April 1961 ein Fiasko erlebt. Das Leben von Wilson, seine Entwicklung vom idealistischen Studenten der Literaturwissenschaft an der Elite-Universität Yale zum Aufsteiger in der US-Geheimdienstbürokratie im und nach dem Zweiten Weltkrieg ist das eigentliche Drama. Dabei geht es um große Themen wie Patriotismus vs. persönliches Glück, Loyalität vs. Verrat und ob Geheimdienste eigentlich moralisch handeln können.

Mehr: " Vaterland oder Familie " »

Geheimagent am Wannsee: Robert De Niro spricht mit Volker Schlöndorff

de_niro_shepherd.jpg

Wer genau zugehört hat, weiß es jetzt: Robert De Niro ist im Grunde seines Wesens ein Geheimagent. „Geheimagenten“, sagt De Niro in seinem 50-minütigen Gespräch mit Volker Schlöndorff am gestrigen Sonntag in der American Academy, „Geheimagenten erzählen Dir nichts, wovon sie nicht wollen, dass Du es erfährst.“ So hält es auch De Niro selbst, wenn es um seinen Beruf oder sein Leben geht. Das war der Grund dafür, warum des Gespräch Schlöndorff-De Niro eher ein Schlöndorff-Monolog mit kurzen De Niro Einwürfen war. Eine Tatsache, über die sich Matt Damon königlich amüsierte, der während des Gesprächs quasi auf der Ersatzbank Platz nahm und für einige Kurzeinsätze eingewechselt wurde.

Mehr: " Geheimagent am Wannsee: Robert De Niro spricht mit Volker Schlöndorff " »

Warten auf Bob: Ein Stummfilm

Ist das Hollywood? Die Aufregung in der American Academy ist jedenfalls immens. Robert De Niro hat sich zum Plausch mit dem Academy-Gründungsmitglied Volker Schlöndorff angesagt. Also strömen die Aufgeregten, denen es noch gelungen eine Einladung zu ergattern. An der Anmeldung habe ich eine gelbes Kärtchen mit Schachbrettmuster erhalten, das mich leider in den Nebenraum mit Leinwand verbannt. Gut, De Niro auf der Leinwand ist ja nichts Schlechtes. Mit im Nebenraum eine ganze Rotte der schreibenden Zunft und etliche Zeitgenossen, die, wie ich messerscharf aus ihren Outfits folgere – schwarzer Anzug mit schwarzem Hemd oder schwarzem Rolli – Filmschaffende oder sonst wie Kreative sein müssen. Und richtig, Sie reden über Filmverleih, „haste die Gedeck gesehen“ und über ihre „neuen Projekte“. Sie sehen super aus, haben sich aber nicht wirklich was zu sagen.

Mehr: " Warten auf Bob: Ein Stummfilm " »

Wenn es nur um's Überleben geht

killer_of_sheep_burnett.jpg

"Killer of Sheep" von Charles Burnett (Forum)

Bevor der Film auf der Leinwand läuft, läuft schon ein Film im Kopf ab. Dieser Film im Kopf kommt mit wenigen Infos aus und bewegt sich in erschreckend stereotypen Bahnen. Wenn also das Berlinale Heftchen schreibt, dass Charles Burnetts „Killer of Sheep“ aus dem Jahr 1977 „aus dem schwarzen Milieu von Los Angeles erzählt“, wird im Kopf ein Blaxploitation-Video mit coolen Brothers und fiesen Cops eingeworfen oder als Alternative das Sozialdrama komplett mit Unterdrückung, Ausbeutung und dem heroischen Kampf gegen die soziale Marginalisierung. Burnett hat vor 30 Jahren etwas völlig anderes gemacht: Er hat einen stillen, einfühlsamen Film gedreht, der in einem quasi-dokumentatorischen Stil das Leben eines Schlachthofarbeiters, seiner Familie und seiner Freunde in Alltagsszenen erzählt. Als Special Screening eröffnete der Film, der vor 26 Jahren schon einmal auf der Berlinale lief, in diesem Jahr das Forum.

Mehr: " Wenn es nur um's Überleben geht " »

Ein Herz für die Berlinale...

..hat auch unser Freund und Helfer. Am Seiteneingang vom Hyatt steht ein Polizist. Er muss dafür sorgen, dass wild gewordene Berliner Robert De Niro und Cate Blanchet nicht zu nah kommen. Stolz hält er eine noch eingeschweißte Berlinale Tasche in den Händen. Die sind dieses Jahr Lila. Passt unheimlich gut zur grünen Polizeiuniform.

Vorstellung der Jury

jury.jpg

Es ist schon eine tolle Jury. Wann hat man schon einmal Mario Adorf, Willem Dafoe und Gael Garcia Bernal zusammen auf einem Podium sitzen. Die PK verlief locker und artig. Paul Schrader glaubt, dass es keine Probleme geben wird, da sich bisher noch kein Nörgler in der Riege geoutet hätte. Ardorf gibt väterliche Ratschläge an die junge Schauspieler wie Moritz Bleibtreu, die plötzlich in internationalen Produktionen spielen ("Verliert nicht den Kontakt zu Eurem Heimatland") und die anderen Jurymitglieder beantworten brav Fragen der Journalisten zu ihren Herkunftsländern. Beim Preis für die beste Jury sind die Sieben auf jeden Fall heiße Anwärter.

Koreanische Filme im Berlinale Programm

Das koreanische Kino bekommt immer mehr internationale Aufmerksamkeit. Während letztes Jahr die „kleinen“ A-Festivals in Locarno und San Sebastian in der deutschen Presse beinahe ignoriert wurden, war die Kritik vom Filmfestival in Pusan gerade zu entzückt. Kein Wunder also, dass sich dieses auch in der diesjährigen Berlinale widerspiegelt. Mit neun Filmen ist Korea wesentlich stärker vertreten als der ehemalige Berlinale-Liebling Hongkong mit 4 Filmen.

Mehr: " Koreanische Filme im Berlinale Programm " »

Das Programm: Sektionschefs über ihre Filme

Gestern sprachen die Sektionsleiter über ihre Filme: Christoph Terhechte, Leiter des Forums sieht eine Renaissance der politischen Themen im Kino, die sich seit zwei Jahren angekündigt hat und nun voll da ist. Dabei geht es um Fragen der Demokratie und wie sie funktioniert. Filme, die im Sinne der 60er Jahre sagen: Alles Private ist politisch - also allgemein die Frage „Wie lebe ich?" stellen, sind wieder mehr verteten. Als Beispiel für solch einen Film nennt er den amerikanischen Independent Film „Shot Gun Stories" von Jeff Nichols, der sich mit einer Familienfehde befasst.
Statt des Wohnzimmers im Atrium des Arsenals wie im letzten Jahr gibt es jetzt das Gossip Studio, also eine Gerüchteküche als Treffpunkt für Filmemacher, -gucker und -quatscher.

Wieland Speck, Leiter des Panoramas sagt, dass besonders die amerikanischen Independent Filme endlich wieder radikaler sind, nachdem sie die letzten Jahre vor allem auf Marktkompatibilität geschielt hätten.....

Mehr: " Das Programm: Sektionschefs über ihre Filme " »

Berlinale Programm ist Online

Gleichzeitig mit der Pressekonferenz geht auch das diesjährige Festivalprogramm online. Hier kann man sich schon mal sein persönliches Programm zusammenstellen. Der Kartenvorverkauf beginnt in einer Woche am Dienstag den 6. Februar.

The Didi Kosslick Show: Pressekonferenz zur Berlinale

Damit wir das weghaben hier die diesjährige Namedroppingkette! Auf dem Roten Teppich dieses Jahr: Willem Dafoe, Gael Garcia Bernal, Mario Adorf, Cate Blanchett, Robert DeNiro, Lauren Bacall, Clint Eastwood, Judie Dench, Steven Soderbergh, Sharon Stone, Jennifer Lopez, Matt Damon, Antonia Banderas, Ben Kingsley, Jeff Goldblum (mit Hal Hartley, seit neuestem Berliner Bürger, für die American Indie Filmfans), Francois Ozon, July Delpy, Faye Dunaway, Marianne Faithful, Frank Miller (der von Sin City), Emanuelle Béart, Jamie Bell (Billy Elliott, Flags of our Fathers), Guilliaume Depardieu und, und, und Hunderte sehr spannende andere, nur weniger bekannte Schauspieler und Filmemacher, die ein Festival aber erst zum Festival und die Filmwelt zu einer Welt machen.
Dieses Jahr darf niemand behaupten, die Berlinale stehe beim Celebrity-Faktor hinter Cannes zurück. Nur mit dem Wetter scheint es wie jedes Jahr Probleme zu geben....
kosslickbaer.jpg It' his Show...

Mehr: " The Didi Kosslick Show: Pressekonferenz zur Berlinale " »

"Politisch relevante Filme sind nach wie vor ein Schwerpunkt"

Interview mit dem Leiter des Forums, Christoph Terhechte

Das „Internationales Forum des Jungen Films“, kurz Forum genannt, hat sich von einem aus Protest gegründeten Gegenfestival zu der Plattform der Berlinale gewandelt, auf denen Filmemacher Werke vorstellen können, die thematisch und in der Form über das konventionelle Kino hinausgehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um erzählende oder dokumentarische Formate handelt. Dass das Ungewöhnliche auch erfolgreich sein kann, hat das Forum als Startrampe für ambitionierte Regisseure immer wieder bewiesen. Dafür stehen Namen wie Aki Kaurismäki, Wong Kar-Wai oder auch Michael Moore. Jüngstes Beispiel ist der Dokumentarfilm „My Country, My Country“ von Laura Poitras, der 2006 im Forum lief und jetzt für den Oscar nominiert wurde.

Christoph_Terhechte_Size1.jpg

Christoph Terhechte sitzt seit zehn Jahren im Auswahlkomitee des Forums und ist seit 2001 Leiter der Berlinalesektion. ::festivalblog sprach mit ihm über die Entwicklung des Forums, den Auswahlprozess und das Programm des Forums 2007.

Mehr: " "Politisch relevante Filme sind nach wie vor ein Schwerpunkt" " »

Berlin verärgert Rom

Nach den Scharmützeln des letzten Jahres um das neue Filmfestival in Rom hat sich nun auch Berlinale Leiter Dieter Kosslick öffentlich zu Wort gemeldet. Kritisch bemerkte er in einem Interview mit promedia, dass die neuen Festivals in Rom und in Dubai mit großem Geld Stars einkaufen.
Das Festival in Rom fand letztes Jahr zum ersten Mal vom 13. - 21. Oktober statt. Mit üppigen 10 Millionen lag das Budget schon im ersten Jahr gleichauf mit dem Etat der Filmfestspiele in Venedig. Dass die Banca di Lavoro als finanzkräftiger Sponsor seine Gelder für Venedig und die Filmfestspiele in Taormina gestrichen hatte und nur noch das Festival in Rom unterstützt, heizte die Stimmung weiter auf. Roms Festivalchef Goffredo Bettini regagierte dann auch empfindlich auf Kosslicks Anspielungen. "We are sorry that our event's great success is causing jealousy and a mud-slinging campaign that is so extreme as to really seem ridiculous", ließ Bettini am Freitag verlauten (Variety).
Doch die Kritik Kosslicks ist nicht unberechtigt. Der Eröffnungsfilm „Fur“ mit Nicole Kidman war 2006 eigentlich für San Sebastian vorgesehen. Aber die baskische Festivalleitung konnte und wollte wohl auch nicht den Privatjet bezahlen, den Nicole Kidman für ihre Anreise verlangte. Rom dagegen ließ sich nicht lumpen. Laut Spiegel-Online kostete die Anreise von Kidman & Co. Rom 500.000 Euro.
(Hanns-Georg Rodek hat sich in einem Artikel der „Welt“ genauer mit dem „Wettebewerb der Festivals“ befasst)

Die glorreichen Sieben

Wettbewerbs-Jury bekannt gegeben

Ein spannendes Mix an anerkannten Filmschaffenden wird dieses Jahr die Bären im internationalen Wettbewerb vergeben. Man kann Kosslick beglückwünschen zu dieser Jury, die nicht Film als showbiz sondern Film als Kunstform repräsentiert.

Präsident der Jury ist Regisseur und Drehbuchautor Paul Schrader. Bekannt geworden ist er durch die enge Zusammenarbeit mit Martin Scorsese. Er schrieb die Drehbücher zu den Klassikern „Taxi Driver“ und „Raging Bull“.

Der Charakterschauspieler Willem Dafoe, der auch in Paul Schraders Film „Light Sleeper“ mitspielte, hat vielleicht eines der markantesten Gesichter Hollywoods. Er ist dafür bekannt, mit Blockbuster sein Geld zu verdienen, um auch in kleineren Filmen oder Theaterproduktionen der „Whooster Group“ mitspielen zu können. Seine Filmografie beinhaltet u.a. “Heavens Gate”, “Platoon”, “The Last Temptation of Christ “ und “Spiderman”.

Der Shooting Star Gaél Garcia Bernal gelang der internationale Durchbruch mit „Y tu Mama tambien“ sowie „Amores Perros“, dem hoch gelobten Film von Alejandro González Iñárritu. Seit dem hat er u.a. in Filmen von Walter Salles („Die Reise des jungen Che“) und Pedro Almodóvar („La mala educacíon“) mitgespielt. Letztes Jahr war Bernal mit „The science of sleep auf der Berlinale“ . Zur Zeit ist der mexikanische Schauspieler in Iñárritus neuen Meisterstück „Babel“ auf hiesigen Leinwänden zu sehen.

Mit 75 Jahren ist Mario Adorf der Grand Signore in der Jury. Auch wenn er in Arthouse Filmen wie „Die Blechtrommel“ und Fassbinders „Lola“ mitgewirkt hat, wird er uns immer durch seine Rolle als Bandit in „Winnetou“ in Erinnerung bleiben.

Die palästinensische Schauspielerin Hiam Abbass ist durch ihre Rollen in den preisgekrönten Filmen „Die syrische Braut“ und „Paradise Now“ bekannt geworden. Sie lebt zur Zeit in Paris und arbeitet nicht nur als Schauspielerin sondern auch als Regisseurin und Drehbuchautorin.

Seit mehr als 20 Jahren ist Nansun Shi fester Bestandteil der asiatischen Filmszene. Als Filmproduzentin ist sie u.a. verantwortlich für die Hong Kong Produktionen „Infernal Affairs“ (die Vorlage zu Scorseses „The Departed“) und Tsui Harks „Seven Swords“.

Molly Malene Stensgaard hat Dogma den Schnitt gegeben. Sie ist quasi die „house cutterin“ von Lars von Trier. Der Regisseur hat mit Stensgaard u.a. bei „Idioten“, „Dancer in the Dark“ und „Manderlay“ zusammengearbeitet.

Die neuen Gewänder der Berlinale 2007

Die Berlinale ist eine Grand Dame unter den Filmfestivals 1952 gegründet, fühlt sie sich Traditionen verpflichtet. Doch in den letzten sieben Jahren hat die Berlinale ihr Gesicht verändert wie wohl noch nie in ihrer über 50-jährigen Geschichte.
Nach dem Umzug im Jahr 2000 an den Potsdamer Platz wurden 2001 die vielleicht wichtigsten Führungspositionen des Festivals neu besetzt. Der Festivaldirektor Moritz de Hadeln musste Dieter Kosslick das Feld überlassen. Auch Ulrich Gregor, der dem Internationalen Forum des Jungen Films seit dessen Gründung vorstand, nahm seinen Abschied (im Unterschied zu De Hadeln allerdings freiwillig). Gregor folgte auf dessen eigenen Vorschlag Christoph Terhechte.
In den vergangenen Jahren wurde unter der geschickten Leitung Kosslicks, der auf die Kooperation der Festival-Sektionen setzte, die Berlinale Zug um Zug reformiert. Gleich in seiner ersten Berlinale 2002 führte Kosslick eine neue Sektion für den deutschen Film ein: die „Perspektive Deutsches Kino“. Als deren Leiter konnte er Alfred Holighaus gewinnen. Im selben Jahr übernahm Thomas Hailer die Leitung des Kinderfilmfests.
2003 wurde der Berlinale Talent Campus als ein an das Festival angegliederte Plattform für den Filmnachwuchs ins Leben gerufen. Der Event hat sich als kleine Filmakademie etabliert und hat 2007 in seinem fünften Jahr ein kleines Jubiläum.
Auch auf der diesjährigen Berlinale wird die Reformpolitik fortgesetzt. Das Kurzfilmprogramm des Panorama wird dem Kurzfilmprogramm des Wettbewerbs eingegliedert. Dies mag einer der Gründe dafür gewesen sein, dass Margarete von Schiller, die stellvertretende Leiterin des Panorama und langjährige Berlinale-Gefährtin von Wieland Speck, im Oktober 2006 ihren Hut nahm. Ihre Position wird dieses Jahr von Paz Lazaro wahrgenommen. 2006 ging auch der Leiter der Retrospektive Hans Helmut Prinzler (aus Altersgründen). Rainer Rother übernahm von ihm nicht nur die Leitung der Retrospektive sondern auch der Deutschen Kinemathek. Bereits 2004 wurde das Kinderfilmfest um das Programm für Jugendliche „14plus“ erweitert. Nun wird „14plus“ zusammen mit den Kinderfilmen aus dem Schwerpunkt „Kplus“ nicht mehr unter den Namen Kinderfilmfest, sondern „Generation“ weitergeführt. Inwieweit sich diese Umbenennung bei der „Zielgruppe“ durchsetzen wird, kann genauso gespannt abgewartet werden, wie die Frage, ob auch 2007 Reformen und bewährte Traditionen zu einem aufregenden und gelungenen Filmfest führen werden.

Berlinale 2007 im internationalen Wettbewerb

Noch gut einen Monat, dann hat das Warten endlich ein Ende und zum 57. Mal werden die Internationalen Filmfestspiele von Berlin eröffnet. Man darf gespannt sein, wie sich die Berlinale im Wettkampf der Filmfestivals um die besten Filmproduktionen des Jahres 2007 behaupten kann. Zwar steht die Berlinale zusammen mit den Filmfestspielen von Cannes und Venedig noch immer ganz vorne im internationalen Renommee, aber die Luft wird dünner. Noch klingt einem die Diskussion des letzten Jahres um die Filmfestspiele von Rom in den Ohren. Die Gründung des Filmfestes wurde von der Presse als Konkurrenz zu den Festspielen in Venedig aufgebaut und auch in den Kommentaren des Festivalbetriebs außerhalb Italiens war eine gewisse Nervosität nicht zu überhören.
Für die Berlinale sind die italienischen Festivals aufgrund des zeitlichen Abstands keine direkte Konkurrenz. Gemütlich machen kann man es sich in der deutschen Hauptstadt dennoch nicht. Zu dem traditionellen Rivalen Cannes hat sich inzwischen auch das nordamerikanische Festival in Sundance gesellt. Sundance hat zwar weder „A-Status“ noch internationalen Wettbewerb, wird aber zunehmend genutzt um auch große Produktionen das erste Mal der Öffentlichkeit zu zeigen. Da das Berlinale Regelement einen Film, der bereits außerhalb des Produktionslandes gezeigt wurde, für den Wettbewerb nicht zulässt, stehen die meisten Produktionen, die in Sundance gelaufen sind, nur noch für die Berlinale-Sektionen Panorama und Forum zur Verfügung. Aber nicht nur die Filmfestivals könnten es der Berlinale dieses Jahr schwer machen. Nur drei Tage nach dem Beginn der Berlinale werden in London die (Orange) British Academy Film Awards verliehen. Die Preisverleihung der BAFTA (British Academy of Film & Television Arts) gehört neben den Oscars zur Meistbeachtesten Preisverleihung im Filmbusiness. Durch eine Änderung des Regelements müssen 2007 alle BAFTA nominierten Filme bereits vor der Preisverleihung am 11.02. in den britischen Kinos angelaufen sein (letztes Jahr blieb noch Zeit bis Ende März). Eine gleichzeitige Anmeldung für den Berlinale Wettbewerb und den BAFTA Preis war somit fast unmöglich und machte es insbesondere den Verleihern amerikanischer Großproduktionen unnötig schwer. Zur Zeit scheint es allerdings so, als habe sich die BAFTA mit dem neuem strikten Regelement ein Eigentor geschossen. Viele heiße Oscar Anwärter wie „The Good German", "Letters from Iwo Jima" und "The Good Shepherd" konnten aus formalen Gründen nicht nominiert werden (siehe auch Artikel in Variety).

Impressum