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Berlinale 2024: CHIME von Kiyoshi Kurosawa


© 2023 Roadstead

Matsuoka (Mutsuo Yoshioka) Ist Lehrer an einer Kochschule. Er ist ein guter Lehrer: motiviert, aufmerksam und geduldig. Auch von seinem etwas seltsamen Schüler Tashiro lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Tashiro behauptet, einen Gong zu hören. Er wirkt oft abwesend und starrt ins Nichts, um dann plötzlich beim Kochen Übereifer zu entwickeln. Plötzlich behauptet Tashiro, dass eine Hälfte seines Gehirns aus einem Computer besteht. Auch das nimmt sein Kochlehrer höflich, aber stoisch, zur Kenntnis. Dann tut Tashiro etwas, das Matsuoka und den Zuschauer aus dem seelischen Gleichgewicht bringt.

Kiyoshi Kurosawas CHIME ist nur 45 Minuten lang. Trotzdem schafft es der Regisseur in wenigen Minuten mit Matsuoka eine Hauptfigur zu kreieren, die wir zu kennen glauben: Der Kochlehrer, der gerne Koch in einem guten Restaurant wäre – er verhandelt mit den Besitzern des Bistro en Ville, um dort die Küche zu übernehmen. Nach seinem Schultag geht er nach Hause und isst mit seiner Frau und seinem Sohn zu Abend. Er liest die Zeitung, alles ganz normal also. Aber irgendwas ist seltsam und wir wissen nicht was. Und eine Spannung liegt über allem, aber wir wissen nicht warum.

Als die Welt der Hauptfigur kippt, ist nichts mehr wie zuvor. Die an sich ruhige Geschichte wird zu einem Thriller mit Horrorelementen. Das macht Kurosawa auf verstörende Weise, ohne auf reine Schockelemente zu setzen. Die Verstörung ist groß, ein Teil des Berlinale Publikums war am Ende sogar empört - "Was sollte das denn?", "Hab ich nicht verstanden", "Furchtbar!". Das zahlreich erschienene japanische Publikum applaudierte herzhaft. Interessant was ein Regisseur in 45 Minuten alles erzählen und was für eine Wirkung er erzielen kann.

Steffen Wagner,   22.02.24 18:14

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