TIDES von Tim Fehlbaum (Berlinale 2021)

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Als die Menschheit der Ressourcen der Erde fast aufgebraucht hatte, verabschiedete sich die Elite und besiedelte den Planeten Kepler 209. Zwei Generationen später startete die Mission Ulysses I von Kepler 209 zum alten Heimatplaneten, um festzustellen, ob ein Leben auf der Erde wieder möglich sei. Der Kontakt zur Raumkapsel brach vor der Landung ab. TIDES beginnt, als die Nachfolge-Mission Ulysses II einen harten Touchdown auf der Erde macht.

Science-Fiction-Filme faszinieren uns so, weil sie uns vermeintlich etwas über die Zukunft erzählen, aber in Wahrheit Probleme der Gegenwart verhandeln. Genau das macht Regisseur Tim Fehlbaum, der mit Mariko Minoguchi auch das Drehbuch geschrieben hat, in TIDES – und er macht das ganz hervorragend: Obwohl die Ausgangssituation des Films in fetten Buchstaben den Gedanken KLIMAKATASTROPHE auf die Stirn des Zuschauers stempelt, ist TIDES nie eine platte Öko-Parabel. Es geht um Familie, Gruppenzwang, Mut, Feigheit. Um autoritären Irrsinn und koloniale Allmachtsphantasien.

TIDES ist dabei nicht nur komplex, sondern auch spannend und intelligent. Für den Kampf der jungen Astronautin Blake (Nora Arnezeder) schafft der Film vom ersten Moment an eine eigene Welt, mit beeindruckenden Kamerafahrten von Markus Förderer und dem genialen Szenenbild von Julian R. Wagner. Schon am ersten Berlinale-Tag blutete mir das Herz: Denn diese Geschichte braucht die Kinoleinwand und nicht den Fernseher im Wohnzimmer, um sie in vollen Zügen genießen zu können. TIDES ist Genrekino wie ich es auf der Berlinale gerne öfter sehen würde – gerade auch in einer Wettbewerbssektion und nicht „nur“ im Berlinale Special.

Foto: © Gordon Timpen / BerghausWöpke Filmproduktion GmbH

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Titel

Orignaltitel

Tides

Credits

Regisseur

Tim Fehlbaum

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge SchweizSchweiz

Jahr

2021

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