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PETITE MAMAN von Céline Sciamma (Berlinale 2021)

Ein kleines Mädchen hilft seiner Mutter dabei, das Haus der Großmutter auszuräumen. Diese ist vor kurzem gestorben, das kleine Mädchen ist traurig, weil es sich beim letzten Treffen nicht richtig von ihr verabschiedet hat, wie es findet. Auch die Mutter ist durch die Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit merklich aus dem Gleichgewicht gebracht. Eines Morgens ist sie verschwunden, stattdessen passt nun der Vater auf die Kleine auf. Die findet am nächsten Tag beim Spielen im Wald eine neue Spielgefährtin – die ihr seltsam vertraut erscheint. Wenig später wird ihr klar: Es ist ihre Mutter – zu der Zeit, als sie so alt war, wie sie selbst jetzt ist.

Das nette kleine Gedankenspiel, das die französische Regisseurin Céline Sciamma hier filmisch entwickelt hat durchaus seinen Reiz. Die beiden Mädchen ergründen die gegenseitigen Wünsche, Ängste und Hoffnungen. Sie können sich ihre Zweifel nehmen, sich gegenseitig stärken. Die Tochter begreift durch das Eintauchen in die Vergangenheit vieles von dem, was die Mutter in der Jetztzeit umtreibt. Und am Schluss kann sie sich sogar noch einmal richtig von ihrer Großmutter verabschieden.

Das ist alles ganz schön, aber der Film geht letztlich über den einen wunderbaren Einfall nicht hinaus. Er taucht einfach voll und ganz in die emotionalen Implikationen dieses Experiments ein, mehr will er anscheinend auch gar nicht. Das lässt einen ein wenig ratlos zurück. Zudem gibt es ein paar eklatante Plausibilitäts-Schlaglöcher. Warum, zum Beispiel, fällt es keinem der Erwachsenen, die beide Mädchen zusammen sehen, auf, dass sie sich wie ein Ei dem anderen gleichen? Die Mädchen werden offensichtlich von Zwillingen gespielt. Hätte irgendetwas, das die Tochter in der Vergangenheit tut, Auswirkungen auf die Zukunft? Danach fragt der Film an keiner Stelle, es interessiert ihn nicht. Es geht einfach nur um eine Mutter-Tochter-Annäherung auf ungewöhnlichem Weg. Schöne Idee, aber irgendwie auch zu wenig.

Foto: © Lilies Films

Tiziana Zugaro,   04.03.21 14:15

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