Berlinale 2008

Das Staraufkommen war wieder einmal beachtlich: Neben Tilda Swinton, Penélope Cruz, Natalie Portman, Daniel Day-Lewis und dem Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan wurde die Liste der Berühmtheiten noch getopt von Madonna, die zur Aufführung ihrer ersten Regiearbeit Filth and Wisdom höchstselbst nach Berlin gekommen war und dort außer den obligatorischen Menschenaufläufen inklusive ganz viele Gekreische mit ihrem Erstlingswerk auch für einen kurzweiligen Filmabend sorgte. Die Bedenken, die angesichts der früheren schauspielerischen Leistungen von Madonna durchaus berechtigt waren, erwiesen sich zum Glück als unbegründet: Madonnas Regiedebut wird vermutlich nicht als Meilenstein in die Filmgeschichte eingehen, war aber als unterhaltsamer Musikfilm durchaus sehenswert. Überhaupt stand diese Berlinale im Zeichen der Musik: Abgesehen von der Rockdokumentation über die Gitarristen von Led Zeppelin, The Withe Stripes und U 2 It might get loud als Eröffnungsfilm bot auch das Parorama mit dem Musikdokumentarfilm des Star- und Modefotographen Steven Sebring Dream of Life eine beeindruckende Innenansicht in Leben und Werk der Ausnahmekünstlerin Patti Smith.

Mit Tropa de Elite gewann dann ein nicht zuletzt wegen seiner Gewaltdarstellungen umstrittener Film die diesjährige Berlinale. Der schon in seinem Urspungsland Brasilien viel diskutierte Film über den brutalen Kampf einer Militärpolizeitruppe gegen Drogenkriminalität in den Farvelas von Rio de Janeiro, polarisierte auch in Berlin die Filmzuschauer. Während einerseits die kompromisslose Art der Darstellung gelobt wurde, fühlten sich viele von der nicht eindeutig negativen Darstellung der Folter als probates Mittel der Polizeiarbeit irritiert und abgestoßen. Ebenfalls nicht unumstritten war mit Standard Operating Procedure der Preisträger des Silbernen Bären der Jury. Regisseur Erol Morris wollte mit seinem Dokumentarfilm den Missständen und Folterungen im Militärgefängnis Abu Ghraib nachgehen, konnte mit seiner filmischen Herangehensweise aber nicht alle Kritiker überzeugen. Während Festvialleiter Dieter Kosslick diesen Film im Vorfeld besonders gelobt hatte, kritisierte die Presse nach der Aufführung wiederholt die dramatisierende Filmmusik und die nachgestellten Bilder als dem Thema unangemessen.

Der lange als Favorit gehandelte There will be blood von Paul Thomas Anderson wurde überraschend "nur" mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet. Allerdings konnte sich der Regisueur dieses bildgewaltigen Epos über die frühen Tage der Ölförderung in Südkalifornien über mangelnde Würdigung nicht beklagen: Nach eine Nomierung für insgesamt acht Oskars gewann der Film bei der unmittelbar auf die Berlinale folgenden Oskarverleihung in Los Angeles je einen Oscar für den besten Hauptdarsteller (Daniel Day-Lewis) und die für beste Kamera.

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