Berlinale 2003

Galt das Festival 2002 bereits als politisch, so nehmen Teilnehmer der Berlinale in diesem Jahr noch eindeutiger und sichtbarer Stellung zur aktuellen politischen Lage. Der Irakkrieg steht unmittelbar bevor – Berlinale-Gäste Martin Scorsese, Spike Lee, Dustin Hoffman, Spike Jonze und natürlich auch Oliver Stone lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen, öffentlichkeitswirksam gegen die Politik von George W. Bush zu protestieren.

Insgesamt macht das Festival einen qualitätsvollen und sehr, sehr ernsten Eindruck: Patrice Chéreau erhält für sein beeindruckendes Sterbedrama SON FRÈRE den Silbernen Bären für die Beste Regie, dem Thema Sterben widmen sich auch Isabel Coixet in MY LIFE WITHOUT ME und Nir Bergmans BROKEN WINGS – beide Filme erhalten auf dem Festival und darüber hinaus großes Lob; Hans-Christian Schmids LICHTER und Oskar Roehlers DER ALTE AFFE ANGST gehen mit beeindruckender Intensität und jeweils ganz eigenem Gefühl für die richtige filmische Form dorthin, wo es wehtut.

Die Jury unter Vorsitz von Atom Egoyan entscheidet sich schließlich für den Versuch einer konsequenten Opfersicht: Michael Winterbottoms IN THIS WORLD erhält den Golden Bären, was dem einen oder der anderen dann doch zuviel Politik und zuwenig Ästhetik ist.

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