Berlinale 1981

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Conny Froboess, Rainer Werner Fassbinder und Jeanne Moreau (Quelle: Berlinale)

Der deutschen Filmindustrie passt es nicht, dass nur ein deutscher Film im Wettbewerb läuft – und zwar ausgerechnet Herbert Achternbuschs DER NEGER ERWIN. Darin spielt das bayerische Enfant Terrible d’Avantgarde einen Ex-Sträfling, der aus der Wirtin des Gasthofs „Zum Neger Erwin“ einen Filmstar machen will. Zu diesem Zweck gibt er sich als Filmemacher Herbert Achternbusch aus.

Festivalleiter Moritz de Hadeln wird vorgeworfen, den Kontakt zu deutschen Filmemachern zu vernachlässigen. Er orientiere sich zu sehr an Amerika, klagt etwa Alexander Kluge. In der Tat fehlen de Hadeln in seinem zweiten Jahr als Festivaldirektor noch umfassende Kenntnisse und Kontakte in der deutschen Filmszene – zuvor hat er jahrelang sehr erfolgreich das Filmfestival von Locarno geleitet. Die Kritiker de Hadelns fordern ein „repräsentatives Festival“ – als es jedoch darum geht zu definieren, wie ein solches aussehen sollte, kommen sie auf keinen gemeinsamen Nenner. Der Boykottaufruf verläuft im Sande – auch durch einen taktischen Schulterschluss von de Hadeln und Forums-Leiter Ulrich Gregor.

Auf der Haben-Seite verzeichnet die Berlinale 1981 einen neuen Besucherrekord: 15 Prozent mehr Zuschauer als im Vorjahr. Nüchtern betrachtet kann sich auch die Filmauswahl sehen lassen: Martin Scorseses Meisterwerk RAGING BULL eröffnet den Wettbewerb, Andrej Tarkowskis STALKER läuft im Forum, und Carlos Sauras DEPRISA! DEPRISA!, eine mit viel Tempo und Flamenco (-Soundtrack) erzählte Kleinganovengeschichte aus Madrid erhält den Goldenen Bären.

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