Berlinale 1973

Die Berlinale hat zu wenig Geld: Der Senat knausert, der Bund im fernen Dorf Bonn auch (ohne dessen Staatsknete hat der West-Berliner eh' nix zu feiern), und die Einnahmen aus dem Kartenverkauf sind mager, weil der undankbare West-Berliner im heißen Sommer lieber die Badehose einpackt und raus an den Wannsee fährt. Die, die dennoch ins Kino gehen, nehmen sogar ihre Kinder mit in den japanischen Zeichentrickfilm Kanashimi no Belladonna von Eiichi Yamamoto und werden überrascht: Yamamotos sexuell aktive Alptraumgestalten mit Hang zu Gewalt und Fetischen haben soviel mit Micky Maus zu tun wie Motörhead mit Tokyo Hotel.
Zum ersten Mal ist Steven Spielberg mit Duel in Berlin, der längsten Verfolgungsjagd der Kinogeschichte. Der Film läuft im Wettbewerb außer Konkurrenz. Das Internationale Forum des jungen Films macht seinem Namen Ehre und erweitert sein Programm immer mehr: Es laufen Filme aus Afrika, Lateinamerika, Japan, den USA und Europa.
Heute mag man es kaum glauben, aber früher gab es im Wettbewerb der Berlinale auch etwas zu lachen: Pierre Richard ist Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh. Regisseur und Drehbuchautor Yves Robert bekommt für den Film sogar einen Silbernen Bären. Gewinner des Festivals wird Ashani Sanket (Ferner Donner) von Satyajit Ray.

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