Vor drei Jahren gewann die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska für BODY den Silbernen Bären für die Beste Regie. Mit TWARZ ist sie in diesem Jahr wieder im Wettbewerb vertreten und liefert eine böse Farce auf die bigotte polnische Gesellschaft ab. Jacek, ein junger Dorfrebell, der seine langen Haare, seine Verlobte und Heavy Metal liebt, ist nach einem Unfall so entstellt, dass er eine Gesichtsplantage benötigt. Von da an wenden sich alle von ihm ab – die Freundin, die Bekannten, sogar die eigene Mutter. Die Medien vermarkten Jaceks Schicksal, auch die Dorfgemeinschaft scheint zunächst helfen zu wollen, aber das Interesse ist nicht von Dauer. In grotesk überzeichneten Szenen wird die Verlogenheit und Eiseskälte dieser erzkatholischen Gemeinde gezeigt, die zwar stolz auf ihre aus Spenden finanzierte monumentale Jesus-Statue sind – auf deren Baustelle Jacek verunglückt ist –, aber nicht einmal das bisschen Geld aufbringt, um die Familie bei den medizinischen Kosten zu unterstützen. Letztlich macht die Regisseurin aber viel zu wenig aus ihrem Stoff. Dem Film geht irgendwann die Puste aus. Da haben wir in der Tat schon Besseres und Packenderes von ihr gesehen.
Foto: © Bartosz Mronzowski