DJANGO von Étienne Comar (Berlinale 2017)

Aufregende Saiten, langweiliger Film

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Paris 1943, Paris ist von den Deutschen besetzt. Es ist Krieg. Aber der Krieg interessiert Django Reinhardt (Reda Kateb) nicht. Denn Krieg ist eine Angelegenheit der Gadjé, der Nicht-Manouches. Étienne Comars Biopic stellt genau diese Frage: Wie lange kann ein Künstler wie Reinhardt der Wirklichkeit des Krieges entkommen? Vor allem in einer Situation, in der auch die deutschen Besatzer gefallen an seiner Gitarrenvirtuosität finden und ihn für eine Deutschlandtournee verpflichten wollen. Selbstverständlich ohne Swing und mit einem maximal 20-prozentigen Bluesanteil. Das will sich der Impressario in Uniform (Jan-Henrich Stahlberg), den Reinhardt nur Doctor Jazz nennt, schriftlich zusichern lassen.

DJANGO konzentriert sich fast völlig auf wenige Monate im Jahr 1943. Die Besatzer drängen Reinhardt zu einer Propagandatournee. Er ist nicht abgeneigt, denn die Deutschen wollen gut zahlen. Gleichzeitig erfährt er immer mehr über die verzweifelte Situation der Manouches in Deutschland und in Frankreich, über Menschen die verschwinden, die in Lagern landen. Und schließlich wird ihm klar: Seine Gitarre ist ein Schutzschild für ihn und seine Familie, das ganz schnell seine Wirkung verlieren könnte, wenn er sich weigert mit den Nazis zu kooperieren. Der Künstler, der sich mit seinem Gitarrenspiel der Freiheit hingibt, kann sich der Realität nicht entziehen. Und plötzlich spürt er die Last der Verantwortung – für seine Familie, aber auch für andere Manouches, denen er helfen will.

Dass sich Comar in seinem Film so stark auf eine kurze Zeitspanne in Django Reinhardts Leben konzentriert und einen inneren Konflikt behandelt, könnte ein großer Vorteil sein. Aber der Film schöpft das spannende Potenzial seiner Geschichte nie aus. Die Bilder sind schön, zu schön. Das besetzte Paris, schreckliche Zeiten – aber so pittoresk. Die Story entwickelt sich langsam, genauer gesagt zieht sie sich bis zur Langweile. Und die schöne Louise (Cécile de France) die vielleicht Djangos Rettung oder auch Djangos Verderben ist, sie ist ebenfalls sehr schön – aber wirklich charismatisch ist sie nicht. So nimmt das Drama seinen Lauf und vieles drum herum ist sehr konventionell: die tumben Deutschen, die Ausstattung des Films, die behäbige Art des Erzählens. Nur zwei Aspekte des Films fesseln: Das schauspielerische Können von Reda Kateb und das Gitarrenspiel von Stochelo Rosenberg und seinen Musikern, die Django Reinhardts Saitenkunst im Wortsinn zum Klingen bringen. Kateb liebt die Kamera und die Kamera liebt ihn und wenn in DJANGO Musik gemacht wird, dann ist Leben auf der Leinwand.

Kommentare ( 1 )

Toller Hauptdarsteller (!), tolle Musik (!!), und eigentlich ein faszinierendes Thema - aber insgesamt dann doch ein bisschen zu viele Klischee-Schlaglöcher und Spannungsvakanzen im Drehbuch. Bei zwei Stunden Spielfilmlänge hätte ich doch gerne noch ein bisschen mehr vom Innenleben der anderen Figuren (neben Django) erfahren. Das blieb doch alles sehr holzschnittartig.

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Titel

Orignaltitel

Django

Credits

Regisseur

Etienne Comar

Schauspieler

Cécile de France

Reda Kateb

Bim Bam Merstein

Gabriel Mirété

Beata Palya

Land

Flagge FrankreichFrankreich

Jahr

2017

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