Berlinale 2016: HOW HEAVY THIS HAMMER von Kazik Radwanski

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Ein Film über einen netten Lethargiker, der Computerspiele zockt, viel isst und auf der Couch einpennt, klingt erstmal ja nicht nach heißem Stoff fürs Kino. Doch der kleine kanadische Film HOW HEAVY THIS HAMMER zeigt eine Familie im schleichenden Prozess des Bruchs - ausgelöst durch Banalitäten und Winzigkeiten.
Ob Erwin einen Job hat, wissen wir nicht. Wir sehen ihn nie arbeiten. Aber das scheint kein Thema. Erwin hat eine liebevolle Frau und zwei aufgeweckte Söhne, mit denen er echte Dad-Sachen-macht, Filme guckt, in der Wanne Unsinn treibt, kämpft und zockt. Mit seiner Frau geht er zu Hunderennen und ab und an spielt er Rugby mit den Boys - fährt aber brav nach Haus, statt danach noch einen zu saufen. Bis da eines Abends...

... etwas schief geht.
Erwin pennt ständig ein, weil er immer am Zocken und Junkfoodfressen ist und fernsieht. Als die Frau Erwin, der im stinkenden Rugby Trikot auf dem Sofa mit Kanne Bier eingeschlafen ist, nicht ranlässt, stürmt er aus dem Schlafzimmer, zockt und pennt auf dem Sofa.
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Es folgen auch für ihn selbst unerklärliche Wutausbrüche. Man ahnt den Stillstand und Unzufriedenheit, ohne sie benennen zu können. Genau wie Erwin vermutlich. Und irgendwann wird zum Symbol wie er in seinem Computerspiel als Berserker ein Fort stürmt und die Mauern schleift. Im echten Leben zieht er aber die Mauern hoch und zieht aus dem Haus aus in ein Zimmer über dem Pub, kauft sich einen kleinen Hund, geht mit den Rugby-Boys saufen und spielt weiter sein Spiel. Alles wie vorher, nur ohne Familie. Eine Trennung ist das nicht, er ist einfach gegangen. Mal sehen was passiert. Erwin kümmert sich aber um seine Jungs, ist liebevoll und bemüht. Es folgen ein paar Änbändelungsversuche mit Frauen, die schief gehen und irgendwann scheint er reif, nach Haus zurückzukehren. Aber, oh Wunder, da ist die Zeit nicht stehengeblieben.

Ein kleiner, sehr genauer Film. Nah am Leben, wo „Change“ ja selten über Nacht kommt, sondern ein schleichender Prozess bei der Verrichtung des Immergleichen ist. HOW HEAVY THIS HAMMER besteht fast nur aus Close-Ups, die Wackelei der Kamera nervt auch mal, aber wir sind nah dran an Erwin, der allein im Auto melancholische Lieder singt, aber irgendwie nicht seinen Scheiß geregelt kriegt. Erwin the man, hat am Ende die Wahl.

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Titel

Orignaltitel

How heavy this hammer

Credits

Regisseur

Kazik Radwanski

Land

Flagge KanadaKanada

Jahr

2015

Dauer

75 min.

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