Pressekonferenz Eröffnungsfilm

„Bin ich umringt von Kommunisten?“

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Foto (c) René Wildangel

Das war definitiv die lustigste Pressekonferenz auf der ich je war. Vielleicht nicht so schwer, weil ich sonst eher PolitikerInnen zuhören muss. Aber das war schon großes Kino. Fast so gut wie der Eröffnungsfilm HAIL CESAR - ein meisterhaftes Potpourri skurriler Figuren und großartiger Bilder, in dem in bester Coen-Manier so ziemlich jedes Filmklischee der so genannten „Traumfabrik Hollywood“ verbraten wird.

Die PK ist zwar hochbesetzt mit Stars aus dem Auftaktfilm HAIL CESAR: Tilda Swinton, Josh Brolin, Alden Ehrenreich. Aber wenn man ehrlich ist, hier geht es um George Clooney und die Coen Brothers – eindeutig a match made in heaven, vier Mal haben die beiden jetzt zusammengearbeitet. Es passt, und der großartige Humor der drei und ihre gegenseitige Freundschaft kommt auch auf dem Podium durch. Aber wer dann noch auf der offiziellen PK nachfragt, wie ihr Verhältnis ist und was sie besonders schätzen, der kriegt natürlich eine lakonische Antwort von George Clooney reingedrückt: „Wenn ich irgendwo mal gesagt habe, dass ich die Coen Brothers mag, muss ich betrunken gewesen sein.“ Und: „Das sind doch gar keine Brüder, glaubt doch nicht jeden Scheiß. Das sind höchstens Cousins.“ Außerdem beschwert er sich, dass die "Coen-Cousins" ihn immer in lächerliche Rollen stecken. "Großartig, wie die mich immer verarschen, danke."

Clooney ist in Höchstform oder wahrscheinlich ist er einfach immer so: „Ich habe eine wichtige Frage für Sie Herr Clooney“, und George ruzelt schon die Stirn. „Waren Sie jemals Mitglied der kommunistischen Partei Amerikas?“ (Im Film wird er von einer Gruppe frustrierter zum Kommunismus konvertierter Drehbuchautoren sowie Herbert Marcuse (!) entführt) „Ich verweigere die Aussage unter dem 5. Amandment.“ Das Gelächter ist groß, vor allem als eine Journalistin aus Russland nachschiebt: „Herr Clooney, kennen Sie die russischen Kommunisten?“ Wieder runzelt er die Stirn: „Sind sie eine? Seid ihr alle russische Kommunisten?“

Dann gibt es auch noch ernste Fragen. Ein Journalist aus Lesbos weist kurz auf die schlimme Lage auf der Insel und den verzeifelten Versuch hin, die Lage der Flüchtlinge zu verbessern. Mit Syriana habe Clooney ja schon das Thema Syrien behandelt. „Machen Sie bald Syriana 2?“ Na ja, meint Clooney, das sei vielleicht weniger wahrscheinlich, aber das Thema ist ihm natürlich sehr wichtig. Morgen treffe er Angela Merkel, und sein politisches Engagement ist hinreichend bekannt. Als dann eine mexikanische Journalistin recht plump fragt, was er denn als „öffentliche Person“ nun zur Lösung der Flüchtlingskrise beitragen will, reagiert er richtig genervt: „Was machen Sie denn? Was soll die Frage?“ Verständlich, wenn man weiß wie engagiert Clooney seit Jahren ist. Auch die Coens meinen: „So funktioniert dass nicht, sich vorzunehmen wir erzählen Geschichte x oder y.“ Aber natürlich sind sie politisch und das der Film wichtige Beiträge liefern kann ist selbverständlich; so in Cannes, wo die Coen-Brüder als Jurymitglieder den Flüchtlingsfilm Dheepan kürten. Und in der Berlinale spielt das Thema ja auch eine große Rolle. Insgesamt ein großer Spaß, diese Auftakt-Pressekonferenz. Und das ist auch wichtig, in diesen politisch düsteren Zeiten.

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