ÜBER DIE JAHRE von Nikolaus Geyrhalter

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Arbeit ist Existenzsicherung, häufig auch lästig. Was sie tatsächlich bedeutet, auch was sie verhindert, zeigt sich oft am deutlichsten, wenn sie nicht mehr da ist.

2004 besucht der Regisseur Nikolaus Geyrhalter eine Textilfabrik in Niederösterreich und befragt ihre Mitarbeiter. Er findet eine Situation vor, wie man sie Anfang des 21. Jahrhunderts nicht mehr erwarten würde. Menschen verrichten monotone Arbeiten an völlig veralteten Maschinen, deren größter Fortschritt zu sein scheint, dass sie elektrisch betrieben werden. Die Stimmung ist der schlechten Auftragslage entsprechend gedrückt.

2005 muss die Fabrik schließen. Geyrhalter beschliesst, die Dreharbeiten fortzuführen und das Leben von einigen der damaligen Interviewpartner weiter zu verfolgen. Über einen Zeitraum von 10 Jahren holt er sie immer wieder vor die Kamera und befragt sie zu ihrer Lebenssituation.

Es zeigt sich, dass es sehr unterschiedliche Antworten darauf gibt, was ein Arbeitsplatzverlust bedeutet. Manche finden in der strukturschwachen Region dank ihrer Eigeninitiative immer wieder eine neue Arbeit. Andere bleiben in der Arbeitslosigkeit, nutzen aber Gelegenheiten, die sie sonst nie gehabt hätten. Eine Frau findet die Zeit ihrer Enkelkinder zu betreuen, ein Mann katalogisiert seine CD- Sammlung mit 14000 Schlagern. Am Ende wird deutlich, dass Glück und Unglück sich nicht entlang der Trennlinie von Arbeit oder Nicht-Arbeit aufteilen.

Geyrhalter hat 10 Jahre Dreharbeiten auf 3 Stunden zusammengeschnitten. Es sind 3 Stunden, die man dieser gelungenen Langzeitdokumentation geben sollte.

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Titel

Orignaltitel

Über die Jahre

Credits

Regisseur

Nikolaus Geyrhalter

Land

Flagge OesterreichOesterreich

Jahr

2015

Dauer

188 min.

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