Lespert konzentriert sich mit seinem Biopic ganz auf die mehrere Jahrzehnte umspannende Liebes- und Arbeitsbeziehung zwischen Yves Saint Laurent und dessen Lebensgefährten und Geschäftspartner Pierre Bergé. Schnell wird klar, dass in dieser Beziehung die Rollen von Anfang an nach den Regeln des Mainstreamkinos verteilt sind: Das schüchterne und empfindsame Genie Yves Saint Laurent pendelt nach Lust und Laune zwischen Genialität, Exzess und Wahnsinn, der bodenständige Pierre Bergé kümmert sich derweil stoisch ums Geschäftliche und bringt seinen Gefährten mit allerlei beziehungstechnischen Tricks dazu, nicht vollkommen aus dem Ruder zu laufen. Eher am Rande entsteht dabei auch noch jede Menge bahnbrechender Mode, die Saint Laurent im Film nahezu nebenbei und ohne wirkliche Anstrengung erschafft.

Ebenfalls genreüblich ist die etablierte Modewelt von dem jungen Wilden zunächst schwer irritiert, schon bald wird dann aber sein herausragendes Talent erkannt und auch gebührend gefeiert. Hier liegt ein echtes Manko der Geschichte, denn es fehlt im Film jeder Hinweis darauf, wie dieser Modeschöpfer mit seinen kühnen Entwürfen die bis dahin höchst konservative Frauenmode befreite und revolutionierte. Die gesellschaftliche Dimension von Mode wird kaum reflektiert, entsprechende Szenen und Dialoge verbleiben an der Oberfläche.

Das trotzdem keine Langweile aufkommt, liegt vor allem an den beiden grandiosen Hauptdarstellern Pierre Niney (Titelfigur) und Guillaume Gallienne (Bergé) sowie an der opulenten Ausstattung des Films. Wer keine tiefsinnigen Diskurse über den Zusammenhang zwischen Kunst und Gesellschaft erwartet, kann sich durchaus genüsslich zurücklehnen und sich von den perfekt inszenierten Modenschauen quer durch die Jahrzehnte berauschen lassen.