MALADIES von Carter

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Was ist Irrsinn, was bedeutet „Sinn haben“ und was bedeutet Arbeit, was ist Kunst und wie lebt man, wenn man anders ist oder sich zumindest so fühlt? Um diese großen Fragen kreist MALADIES. „Kreist“ beschreibt aber auch die Dynamik des Films, weil sich sowohl Gedanken wie Handlung zu wiederholen scheinen und der Film ohne rechte Dramaturgie außer der Beobachtung von außergewöhnlichen Menschen zwar Atmosphäre erzeugt, aber nach einer Stunde nicht mehr weiterkommt.

Zunächst wird nicht viel erklärt. Der Film beginnt mit einer Offstimme, die etwas über zerbrechenden Verstand erzählt. James (Franco) beginnt mit dieser Stimme, die kommentiert und ihn ermahnt und viele, viele Fragen stellt, eine Unterhaltung. Die Stimme ist in seinem Kopf und quält den ehemaligen Fernsehschauspieler vor allem, weil alle anderen die Stimme nicht zu hören scheinen. Wenn ihm das zu viel wird, greift er zum Telefon und beruhigt sich ein paar Minuten mit dem Freizeichen.

James wohnt mit seiner depressiven, irgendwie auch gestörten Schwester (Fallon Goodson) bei Catherine (Keener) einer älteren Malerin, die sich immer wieder als Mann anzieht. Komplettiert wird das Trio Infernale durch den schwulen Nachbarn (David Straithairn), der unsterblich verliebt ist in James. Ihm kommt der hübsche James wie ein befreite Version von sich selbst vor, einen eigenwilligen jungen Mann, der er sich nie traute zu sein. Die mentalen Probleme oder Vorlieben oder Eigenschaften dieser Charaktere sind so gegenwärtig wie damals, ob Schizophrenie, Depression, Cross-Dressing oder Homosexualität - alle sind auch Heute noch geeignet den betreffenden Menschen zu isolieren und Schmerzen zu bereiten.

Es wird permanent ziellos geredet (und nicht nur IM Kopf von James), immer wieder ringt James mit den Details der Wirklichkeit, die er nicht als gegeben, sondern jederzeit zu Auflösung fähig betrachtet. Es macht ihn wahnsinnig, wie jemand mit Sicherheit sagen kann, warum bestimmte Dinge geschehen oder warum es nicht möglich sein soll, dass der Sektenführer Jim Jones nur deswegen 900 Menschen mit in den Tod nehmen konnte, weil er so schönes Haar hatte. James jedenfalls versteht, dass die Welt nicht so dynamisch ist, wie sie Ende der 60er scheint. Wichtiger sind die Veränderung, die im Kopf stattfinden. Damit hat James - wenn auch auf ganz andere Weise - ja seine Erfahrungen. Sein Kopf ist allzu dynamisch.

Das Ende kommt eigenartig unmotiviert und künstlich daher. Wie James im Film sagt, muss ein Künstler das Kunstwerk aus dem Nichts holen, in dem es sich befindet - und das ist sehr viel Arbeit. Die auch mal misslingen kann, wie bei diesem ansehnlichen, stellenweise schönen, aber doch zu mäandernden, konzeptionellen Film.

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Titel

Orignaltitel

Maladies

Credits

Schauspieler

James Franco

Fallon Goodson

Vince Jolivette

Catherine Keener

David Straithaim

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2013

Dauer

96 min.

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