Berlinale Countdown: PK-Fragen oder: Clooney in Afrika

Bei den Pressekonferenzen auf der Berlinale scheint sich der Intelligenzquotient der Fragenden gegenläufig zur Berühmtheit der befragten Schauspieler oder Regisseure zu verhalten.

Sehr beliebt sind Fragen wie: „Wie war die Arbeit mit Regisseur X?“, oder „Wie gefällt Ihnen Berlin?“

Manchmal ist aber eine Frage gar keine Frage, sondern ein Angebot. George Clooney kennt sich damit aus.

Eine sichtlich aufgeregte, und sichtlich extra für die Pressekonferenz herausgeputzte junge Dame, wandte sich vor ein paar Jahren mit den einleitenden Sätzen an ihn: „Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern, aber wir haben uns im vergangenen Jahr in Cannes kennen gelernt“. Darauf Clooney: „Ich würde nicht sagen, dass wir uns kennen gelernt haben“. Sehr hübsch. War aber wahrscheinlich inszeniert, oder kann das Leben manchmal einfach ein solches Geschenk sein?

Oder der oder die Fragende will eigentlich gar keine Frage stellen, sondern in einem Kurzreferat erläutern, dass allein er oder sie die tiefgründigsten poetischen Schichten des Films begriffen hat. Leider zu selten kommt bei diesem Typ der Moderator mit einem eindeutigen „Question, please!“ seiner disziplinarischen Pflicht nach. Da wird schon der Nazi in einem wach, das muss man leider so sagen. Das Disziplinarische übernehmen dann meist die anderen anwesenden Journalisten, die ja bekanntlich bei kleinsten Verfehlungen der eigenen Kollegen sehr viel gnadenloser sind als bei den allerdämlichsten Antworten der Promis. Hier hackt sehr wohl eine Krähe der anderen gerne mal ein Auge aus.

Bei den Berlinale Pressekonferenzen gibt es auch gute alte Bekannte unter den Journalisten, deren Fragen man eigentlich schon laut mitsagen kann, bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht haben. Eine Kollege fragt immer (immer!) nach dem Bezug des Films zur politischen Situation in Afrika (den er auch bei einer serbisch-finnischen Koproduktion gerne erläutert haben möchte), eine Kollegin ist sehr um die revolutionäre ästhetische Sprengkraft noch der allerflachsten Komödie bemüht.

Und so erfreut man sich, im Schutz der Masse, letztlich an der Inszenierung selbst, da einem, ehrlich gesagt, in einem solchen Rahmen meist auch keine intelligenteren Fragen eingefallen wären.


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