METÉORA von Spiros Stathoulopoulos

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Zwei Klöster mitten in der Einsamkeit, hoch oben auf gegenüberliegenden Felsgipfeln, tief verhüllt im Nebel, das eine von griechischen Mönchen bewohnt, das andere von russisch- orthodoxen Nonnen. Während die Mönche von ihrem Kloster aus zumindest über eine lange Treppe ins Tal gelangen können, sind die Nonnen völlig von der Außenwelt abgeschottet. Ihre einzige Verbindung nach außen ist eine handbetriebene Seilwinde mit einem großen Netz, in dem sie Lebensmittel nach oben befördern können und auch selbst ins Tal herunter gelassen werden können. Inmitten dieser streng reglementierten Abgeschiedenheit begegnen sich der Mönch Theodorus und die Nonne Urania und trotz aller Verbote verlieben sich die beiden heftig ineinander.

Reduzierte Bilder, kaum Dialoge, wenig Handlung, für METÉORA braucht man viel Geduld und einen langen Atem, fast wie bei einer Meditation. Die Geschichte entwickelt sich langsam, wird immer wieder unterbrochen von minutenlangen Aufnahmen der beiden Klöster in ihrer grandiosen Felsumgebung und den sich stetig wiederholenden religiösen Ritualen der Mönche und Nonnen. Die wenigen Dialoge sind entweder Zitate aus der Bibel oder sie kreisen um religiöse Thematiken. Als überraschenden Kunstgriff durchbricht Stathoulopoulos die Strenge seiner Bilder durch die Einblendung von Tricksequenzen, die in ihrer Ästhetik an religiöse Holzschnitte erinnern und in deren Spielhandlung der innere Zwiespalt der Hauptfiguren plastisch illustriert wird.

Es erscheint nahezu unglaublich, dass es dem Regisseur für seine Geschichte tatsächlich gelungen ist, in den bis heute bewohnten Klöstern des Metéora-Gebirges eine Drehgenehmigung zu bekommen. Denn der Film beginnt zwar meditativ und kreist um Glaubensfragen, er scheut sich aber trotzdem nicht vor echten Tabubrüchen: Abgesehen von jeder Menge phallischer Symbolik wird eine Nonne bei der Selbstbefriedigung gezeigt und auch der Liebesakt zwischen den Hauptfiguren wird in deutlichen Bildern in Szene gesetzt. METÉORA ist abgesehen von solchen Skandalszenen aber vor allem ein sorgfältig durchkomponierter Kunstfilm mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Er macht es dem Zuschauer weder formal noch inhaltlich leicht, einen Zugang zu seiner hermetischen Welt zu finden. Sofern man sich aber auf die durchgängig präsente religiöse Grundthematik einlassen kann, wird man belohnt mit grandiosen Bildern und einer nicht alltäglichen Geschichte.

Kommentare ( 1 )

Vergesst bitte auch nicht, die ungewöhnliche Filmmusik zu erwähnen, die in einem wuchtigen Cluster aus Glockentönen mündet. Ich würde dem Film und dem sympathischen Team aus Griechenland von Herzen einen Bären gönnen!

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Titel

Orignaltitel

Metéora

Credits

Regisseur

Spiros Stathoulopoulos

Schauspieler

Theo Alexander

Tamila Koulieva

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge GriechenlandGriechenland

Jahr

2011

Dauer

82 min.

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