Berlinale Countdown: Das Klo als Chance und Risiko

Auf der Berlinale ist das Klo eine lästige Notwendigkeit. Hektisch unterwegs zum nächsten Film, die Blase wegen des saukalten Wetters ohnehin nicht die belastbarste, muss man noch schnell „um die Ecke“. In den Kinos ist das zumeist eine Zumutung. Abgesehen von der olfaktorischen Belastung, die nun mal so ein Massenansturm auf die paar Toiletten im Cinemaxx hervorruft, sind es vor allem die Schlangen im und vor dem Damenklo, die einem den Gang zur nervlichen Belastung werden lassen. Kein freies Örtchen, nirgends.

Außerdem muss man sich natürlich noch aus allerlei Schals und Mänteln etcetera wurschteln, bevor es überhaupt ans Eingemachte geht. Kleider- oder Taschenhaken fehlen oft, die Tasche ist meist so vollgepackt, dass man dem Haken ohnehin nicht traut. Ergo: Ein Balanceakt für Fortgeschrittene mit fatalen Folgen bei Nichtgelingen. Allein, es hilft ja nichts. Wer muss, der muss.

Nun gibt es auf der Berlinale aber auch das Klo als Oase der Ruhe und Entspannung. Es wird hier nicht verraten, wo. Aber es gibt ein Klo, das ist fein und edel, es hat sogar ein abgetrenntes Separée zum „Frischmachen“ und dort arbeiten Menschen, die alle fünf Minuten die Wasserspritzer vom Waschbecken und Schlimmeres aus den Klokabinen wegwischen. Dort riecht es gut, meist ist es auch nicht überfüllt. Ich habe dort vor dem edlen Spiegel schon Filmstars getroffen, die sich noch schnell für das anstehende Fotoshooting gestylt haben, und man hat sich kurz zugelächelt, wie das eben Frauen so tun, die sich auf Luxusklos beim Nase Pudern treffen. Man kann auf diesem Klo der Träume also drei Minuten Ruhe und vorgegaukelten Luxus genießen und sich dann wieder frisch gestärkt in den Kampf mit dem Berlinale-Pöbel – zu dem man selbst ja leider auch gehört – stürzen.

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