BESTIAIRE von Denis Côté

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Regisseur Denis Côté macht es auffallend Spass, die Zuschauer zu irritieren. Das merkt man spätestens, wenn von einer 200qm Leinwand zwei Minuten lang in Nahaufnahme ein Wasserbüffel herunterschaut.

Côté hat Tiere in einem Afrika-Safaripark gefilmt: Zebras, Elefanten, Löwen, Antilopen, Lamas. Größtenteils werden die Tiere in ihren Käfigen gezeigt. Außerdem hören wir in einigen Szenen, wie sie mit ihren Hufen und Tatzen gegen die Käfigtüren schlagen. Es entsteht eine beunruhigende Atmosphäre, die man aus diversen Gefängnisfilmen kennt.

Man baut keine „Beziehung“ zu den Tieren auf. Man beobachtet sie mit einer Mischung aus Mitleid und Interesse. Gleichzeitig kommt das schlechte Gewissen mit ins Spiel, dass man selbst zu der Spezies gehört, zu deren Belustigung diese Tiere gefangen gehalten werden.

Vereinzelt werden neben den Tieren auch Menschen gezeigt, z.B. die Tier-Wärter. Bei den Szenen mit den Wärtern fällt auf, dass sie nicht deren natürlichen Arbeitsablauf zeigen, sondern gestellt sind. Wie sich in der Diskussion nach dem Film herausstellt, sind dies nicht die einzigen "fake" Elemente in BESTIAIRE. So sind die Geräusche - z. B. das Schlagen der Tiere gegen die Käfigtüren - keine Originaltöne, sondern wurden nachträglich dazugemischt. Es wäre daher ein Missverständnis, BESTIAIRE als einen Dokumentarfilm einzuordnen. Denis Côté sieht ihn vielmehr als ein Kunst-Experiment, in dem er den Zuschauer herausfordert, sich dem jeweils eigenem Blick auf Tiere zu stellen.

Am Ende des Films fällt es schwer, ihn zu bewerten (dies mag auch daran liegen, dass ich die zweite Hälfte des Films mehr im Traum- als im Wachzustand gesehen habe). Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass Denis Côté sein Ziel erreicht hat, die Zuschauer zu irritieren. Ausserdem hat er Bilder geschaffen, die haftenbleiben und so auf ihre eigene Art weiterarbeiten.

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Titel

Orignaltitel

Bestiaire

Credits

Regisseur

Denis Côté

Land

Flagge FrankreichFrankreich

Flagge KanadaKanada

Jahr

2011

Dauer

72 min.

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