Berlinale Countdown:
BLOODY SUNDAY von Paul Greengrass (2002)

Das große Berlinale-Mantra ist ja das „Wir sind ein politisches Festival!“. Manchmal hat diese etwas eitle Selbstbeschreibung auch etwas mit der Realität zu tun. BLOODY SUNDAY von Paul Greengrass ist ein politischer Film, noch besser – er ist ein politischer Film, der aufklärt, ohne ideologisch einseitig zu sein und dabei auch noch spannend ist. Der Siegerfilm von 2002, der sich mit der Tötung von 13 unschuldigen Zivilisten am 30. Januar 1972 im nordirischen Derry – die Menschen in Derry sprechen von 14 – durch britische Fallschirmjäger auseinandersetzt, ragt nicht nur über die Berlinalegewinner seit dem Jahr 2000 heraus.

Greengrass überzeugt nicht nur durch sein Drehbuch und den inhaltlichen Umgang mit dem schwierigen Stoff, sondern auch in formaler Hinsicht. Genau deshalb kommt das Publikum einerseits ziemlich blass und verstört aus BLOODY SUNDAY heraus und hat andererseits die politischen Zusammenhänge der Gewalt verstanden. Natürlich ist BLOODY SUNDAY ein Spielfilm, aber wer will, kann in den Ergebnissen der offiziellen Untersuchungskommission oder auch auf der Webseite des Bloody Sunday Trust nachvollziehen, wie sorgfältig Greengrass gearbeitet hat. Der wichtigsten Schlussfolgerungen der sogenannten Saville Untersuchung, die 1998 vom britischen Parlament und dem House of Lords eingesetzt und mit der Veröffentlichung des Berichts im Juni 2010 abgeschlossen wurde, lauten: "The immediate responsibility for the deaths and injuries on Bloody Sunday lies with those members of Support Company [Soldaten der britischen Fallschirmjäger] whose unjustifiable firing was the cause of those deaths and injuries. [...] The firing by soldiers of 1 PARA [die britische Einheit der Fallschirmjäger] on Bloody Sunday caused the deaths of 13 people and injury to a similar number, none of whom was posing a threat of causing death or serious injury."

Kommentare ( 2 )

Und: Der Mann hat mit Flug 93 auch DEN Film zum 11. September gemacht, eben in seiner Viestimmigkeit, kaleidsokopartigen Erzählweise, den total un-Spielberghaften Nicht-Helden, die darum um so mehr so genannt werden können. Da hat einer nicht nur die Berlinale gewonnen, sondern noch einige gute Filme hinterhergemacht. Das gelingt wie man weiß nicht allen....

und Bourne Supremacy, Bourne Ultimatum sowie Green Zone - letzterer war ja ein Flop, ist aber sehr sehenswert.

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Titel

Orignaltitel

Bloody Sunday

Credits

Regisseur

Paul Greengrass

Schauspieler

Nicholas Farrell

James Nesbitt

Tim Pigott-Smith

Drehbuch

Kamera

Ivan Strasburg

Schnitt

Clare Douglas

Land

Flagge Vereinigtes KönigreichVereinigtes Königreich

Jahr

2002

Dauer

107 min.

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