THE DEEP BLUE SEA von Terence Davis

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Kann der erste Film, den man auf einen Filmfestival sieht, den Rhythmus vorgeben? Ich hoffe nicht, denn wenn es so wäre, dann würde ich nach THE DEEP BLUE SEA von Terence Davies die restliche Zeit in San Sebastian doch lieber an einem der vielen Traumstrände verbringen anstatt in dunklen Vorführräumen.

Obwohl Terence Davis bereits seit über 30 Jahren Regie führt, ist THE DEEP BLUE SEA erst sein fünfter Film. Er hat diesmal das gleichnamige Bühnenstück des englischen Dramatikers Terence Rattigan als Vorlage genommen. Nun sind Filmadaptionen von Theaterstücken so eine Sache. Der Regisseur setzt sich mit einem Stück auseinander, das vor vielen Jahren geschriebenen wurde, und möchte dem Sinn des Stücks möglichst gerecht werden. Das Problem: der Zuschauer sieht nur das Ergebnis. Häufig kennt er das zu Grunde liegende Stück gar nicht und dementsprechend ist das Zwiegespräch zwischen den zwei Sphären der darstellenden Künste nicht immer ein Genuss.

Attingtons Drama spielt im Nachkriegsengland der 50er Jahre. Die hübsche Hester (gespielt von Rachel „The Mummy“ Weisz) verlässt ihren sehr viel älteren Ehemann William für den jungen Fliegerpiloten Freddy Page. Sie tauscht sexuelle Erfüllung gegen trockene Eheroutine, aber auch ein Leben, in dem das Geld nicht reicht, gegen den Luxus des Upper-Class Lebens. Leider stellt sich heraus, das Freddy sein Geld vertrinkt und sich an den Wochenenden lieber beim Golf als mit Hester amüsiert.

Dies klingt nach einen Drama und so beginnt der Film auch gleich mit der Zuspitzung der Situation. Hester schreibt einen verhängnisvollen Abschiedsbrief und schmeisst dann einige Schilling in den Gasautomaten. Es folgt ein ständiges Wechselspiel von Rückblenden und schleppender Weiterentwicklung des Plots. Sehr viel passiert nicht mehr. Hesters Innenleben und ihre absolute Liebe zu Freddy stehen im Vordergrund.

Leider liegt genau hier das Problem. So sehr Esther auch ihre Liebe unter Tränen beteuert. Der Zuschauer versteht das weder mit seinem Kopf noch mit seinem Herzen. Der Film schafft keinen Raum für Empathie und so lässt einem der Verlauf des Dramas eher kalt. Darin können weder die bezaubernden Augen von Rachel Weisz, noch die aufdringliche Unterlegung vieler Szenen mit Samual Barbers Violinenkonzert noch das beeindruckende Spiel von Simon Russell Beale als Hesters Ehemann etwas ändern.

Ob der Film tatsächlich seiner Vorlage gerecht wird mögen andere beurteilen. Wie es auch ausgeht: es wäre kein Ausgleich für 100 zähe Minuten.

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Titel

Orignaltitel

The Deep Blue Sea

Credits

Regisseur

Terence Davies

Schauspieler

Tom Hiddleston

Simon Russell Beale

Rachel Weisz

Drehbuch

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Flagge Vereinigtes KönigreichVereinigtes Königreich

Jahr

2011

Dauer

98 min.

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