THE FUTURE von Miranda July

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Was macht die ehemalige twenty-something Generation heute, wo sie kurz davor steht 40 zu werden? Miranda July gibt in ihrem fragil versponnenen Film über Liebe, Selbstfindung und unerfüllbare Sehnsucht eine poetische wie auch eigenwillige Antwort.

Man sieht dem Film an, aus welchem unerschöpflichen Ideenpool hier geschöpft wird. Dazu kommt der Mut, diese Ideen auch zu verwirklichen, unabhängig davon, ob andere Menschen diese vielleicht lächerlich finden könnten.


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Es fängt damit an, dass der Off-Erzähler des Films eine Katze ist. Entsprechend ihres Namens "Pfötchen", wird auch nur diese eingeblendet, wenn sie mit weltschmerzbewegter Stimme und eleganten Katzengesten über das Leben an sich und als Straßenkatze im Besonderen fabuliert.

Pfötchens besondere Rolle in dieser Geschichte verdankt sie Sophie und Jason, die das Kätzchen zu sich nach Hause holen wollen. Wegen einer Impfung muss Pfötchen aber weitere 30 Tage im Tierheim bleiben. Prompt postuliert das Boheme-Pärchen die folgenden 30 Tage als die letzten verbleibenden Tage ihrer Freiheit, in denen sie all das ausprobieren wollen, was sie bisher nie gemacht haben. Als ersten klugen Schritt kündigen sie erstmal ihre Jobs. Jason geht daraufhin von Haus zu Haus und versucht als Fundraiser einer Umweltinitiative Bäume zu verkaufen. Sophie wagt sich an eine selbst ausgedachte Youbtube Performance: 30 Tage - 30 Tänze.

Sophie und Jason erscheinen auf dem ersten Blick das perfekte Match. Doch nach vier Jahren Beziehung, die 40 klar vor Augen, haben Konsens und Harmonie etwa Paralysierendes. Da sich das Besondere nicht von alleine einstellt, helfen sie dem Schicksal aktiv nach. Während bei Jason die Reise ins neue Leben in ruhigen Gewässern verläuft, ist sie bei Sophie auch aufgrund ihrer größeren Verzweiflung radikaler. Schließlich macht sie einen Schritt, den man so nicht erwartet hätte.

THE FUTURE ist ein Film, der auch wunderbar als Theaterstück oder als Performance funktionieren würde. Die Dialoge sind pointiert aber trotzdem verspielt und erinnern ein wenig an den frühen Hal Hartley.

Obwohl die die Hauptfiguren im Film einem von Grund auf sympathisch sind, scheinen sie dennoch ganz weit weg, so wie Engel, die noch einmal ihr Leben nachspielen, wo es um nichts und doch um alles geht.


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Miranda July mit den Hauptdarstellern Hamish Linklater (links)
und David Warshofsky (rechts)


THE FUTRURE wurde von der Investitionsbank Brandenburg co-finanziert. Eine Verbindung, die man so nicht vermutet hätte und die auf die jahrelange Freundschaft von Miranda July und Produzent Roman Paul zurückzuführen ist.

Auch der deutschen Ko-Finanziereng ist es sicherlich zu verdanken, dass Julys erstes Film nach ICH UND DU UND ALLE DIE WIR KENNEN auf die Berlinale geholt werden konnte. Aber anderseits: Wo würde dieser Film besser hinpassen als in die Hauptstadt der ewig suchenden Bohemiens?

Kommentare ( 3 )

Argh, ich wusste, warum ich so gerne - leider vergeblich - eine Karte wollte! Nun muss ich auf Kinostart hoffen!

du kannst es natürlich immer noch im berlinale palast an der tageskasse versuchen...aber ich glaube, das gerade wegen der deutschen beteiligung ein deutschland start in nicht allzu weiter ferne liegen sollte....frühling wäre eine ideale jahreszeit für diesen film...

War mein Abschlussfilm der Berlinale gestern um halb 11 abends. Und er war richtig. Erstmal, weil ich wieder stolz auf Berlin war, wo an einem Wochentag abend um halb 11 sich noch 500 Leute finden, einen Film zu sehen. Und das war ja nur EIN Kino. Und weil der Film so gut passte. Zu uns, zur Gegenwart. Die Katze als Rumtreiberin, als Symbol für die Unmöglichkeit erzogen zu werden als Erzählerin des Films, die so viele Hoffnungen auf das Pärchen setzt, das aber mit ihren 35 Lenzen nach wie vor vor allem mit sich selbst beschäftigt ist, und sich nicht festlegen möchte, was denn aus ihnen werden soll. Ob sie das tun, weil sie es nie wollten oder weil sie es nie wagten, wird nicht erklärt. Beides trifft man aber in unserer Generation an.

Und dann die eigenartigen Begegnungen, die ihnen Angst machen und auch faszinieren: Die Affäre der Frau mit dem älteren, wohlhabenden Mann, mit fettem Haus und dickem Auto und nicht mehr arbeiten müssen. Eine klare Rolle. Und er Mann begegnet einem Opi, der 60 Jahre verheiratet war, Frau ist tot, er ist redebedürftig und sucht sich wie er selbst schon mit 35 eigenartige Dinge zu tun. Und er hat das gleiche Sofa und das gleiche Bild an der Wand. Ist das seine Future. Auch da zugleich Faszination und Furcht.

Ich fand, dass der witzige, sehr geschliffene, skurrile Beginn im letzten Drittel nachlässt, der Film auch an Fahrt verliert. Und wenn dann der Mann die Zeit anhält und durch ein LA wandert das wie eine Landschaft des Fotografen Jeff Wall wirkt, ist das lustig, und man will auch unbedingt, dass er sie endlich wieder startet (nicht nur metaphorisch, sondern endlich beginnt, sein Leben zu leben), aber die Auflösung danach fand ich schwach.

Ein bisschen Wes Anderson und ein bisschen Sam Merndes Film AWAY WE GO. Witzige Dialoge und alternde Hipster, die Angst haben, nicht das zu schaffen, was sie einst wollten und deswegen lieber Dinge machen, für die sie nie in Regress genommen werden können. My generation sang einst The Who. Das ist Our Generation. Offenbar nicht nur in USA.

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Titel

Orignaltitel

The Future

Credits

Regisseur

Miranda July

Schauspieler

Miranda July

Hamish Linklater

David Warshofsky

Drehbuch

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2011

Dauer

91 min.

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